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15
04
2019

Foto: Hannover Marathon

Paris-Roubaix – Nils Politt Zweiter hinter Philippe Gilbert – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Roubaix – „Zweiter hinter Philipp Gilbert zu werden, ist keine Schade“, jubelte der Kölner Nils Politt im Ziel des französischen Kopfstein-Klassikers Paris-Roubaix.

Von Anfang an hatte der 25-Jährige das berühmteste Eintags-Radrennen der Welt mitbestimmt und seine hervorragende Form bewiesen, die ihm vor einer Woche bereits den fünften Platz bei der Flandern-Rundfahrt eingebracht hatte. 
Von wegen, man könne den archaischsten, kontroversesten und bizarrsten Wettbewerb im Radsport nicht in den Griff bekommen. Gestern bewies es der Flame Philippe Gilbert mit dem 58. belgischenErfolg bei Paris-Roubaix.„Wer behauptet denn so etwa?“ fragte der Belgier Patrick Lefevere schon vor fünfzehn Jahren und bewies fortan aller Welt, dass Siege auf den scheußlichen 29 nordfranzösischen Kopfsteinpflaster-Abschnitten nicht nur vom Glück begünstigt, sondern auch von der Taktik bestimmt werden. 
„Doch die muß simpel sein, soll sie auch funktionieren“, doziert der 64-jährige Flame  und erklärt seine Richtlinie: „Im Finale die personelle Überzahl erobern und dann der Konkurrenz keinen Meter lang das Handeln überlassen.“
Lefeveres Hang zum Perfektionismus hat Paris-Roubaix seit 1995 geprägt. Viermal allein gewann sein belgischer Lieblingsschüler Tom Boonen dieses Rennen. Ein Rennfahrer, der stets auch für die Drogen-Spezialisten der flämischen Polizei von Interesse gewesen ist. Doch Lefevere hatte schon immer eine schwer nachvollziehbare Leidenschaft für gefallene Engel oder „fragile Charakter“ (Originalton Lefevere). Ob Michele Bartoli, der sensible Italiener oder der Flame Johan Museeuw, der entzauberte Heilige – oder der Franzose Richard Virenque, die zentrale Figur der Skandal-Tour 1998 – Lefevere hat stets versucht, sie mit der Behutsamkeit des einfühlsamen Psychologen auf den Pfad der Erkenntnis zu führen. Meist ist ihm das auch gelungen.
Zurück zu Nils Politt aus Hürth bei Köln: „Mein Lieblingsrennen ist Paris-Roubaix“, hatte der über 1,90 Meter lange Schlacks aus dem Rheinland schon vor einigen Tagen behauptet. Siebter war im vorigen Jahr bereits geworden und sein belgischer Teamchef Dirk Demol ist der Meinung, Politt könne in den nächsten Jahren zu einem der ganz großen Klassiker-Jäger aufsteigen.
„Könnte so kommen,“ bestätigt Politt selbstbewusst, „denn ich kann wirklich leiden. Und wenn ich sehe, wen ich jetzt schon mit 450 Watt alles abhängen kann – mache ich mir über die Zukunft keine Gedanken.“
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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