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10
02
2019

Margret und Günter Schulz 2018 als Zuschauer am Start des Berlin-Marathon - Foto: Horst Milde

Margret und Günter Schulz beim 9. Berliner Läufertreffen im Schlot am 16. Januar 2019

By GRR 0

Beim 9. Berliner Läufertreffen am Mittwoch, dem 16. Januar 2019 in der „Kunstfabrik Schlot“ von Marathonläufer John Kunkeler, wurden wie schon in den Vorjahren, Persönlichkeiten geehrt, die sich um den Berliner Laufsport  und die Leichtathletik verdient gemacht haben.

Das Ehepaar Margret und Günter Schulz gehört zwar nicht zu den Lauforganisatoren, aber  sie sind eng mit dem Laufsport und der Leichtathletik verbunden. Sie gehören zu den vielen Mitarbeitern, die im Hintergrund „ackern“ und deswegen für Veranstalter unersetzlich sind, wenn sie nicht wären, stände der Veranstalter auf verlorenem Posten.

Als der BERLIN-MARATHON vom Grunewald in die City Berlins „umzog“ mit Start am Reichstag und Ziel am Kurfürstendamm, nämlich ab 1981, sorgten sie durch ihre Werbe-Aktivitäten dafür, daß der BERLIN-MARATHON auch außerhalb Berlins bekannt gemacht wurde. Das war nicht leicht und mit vielen Mühen und Anstrengungen verbunden, sie schleppten viel Papier als Informationsmaterial über den Lauf und die Stadt Berlin ins Ausland. Ihr Ziel  war der Kopenhagen-Marathon, als nächstgrößter Auslandsmarathon.

  • 19 Jahre lang waren sie die „Botschafter des BERLIN-MARATHON“ in Kopenhagen. Ihr Verdienst war es, daß der BERLIN-MARATHON seitdem mit 2.500 – 3.000 dänischen Teilnehmer der zweitgrößte dänische Marathon wurde. Das Berliner Ehepaar gehörte bis 1999 praktisch zur Ausstattung des Kopenhagen-Marathon, als wären sie Einheimische.

Der Kopenhagen Marathon war durch sie aber auch Ideengeber für den Berlin-Marathon, die attraktive Berliner Teamstaffel im Tiergarten war ein Import aus Kopenhagen und die Ausrichtung der „Bambini“-Läufe in Berlin wurde nach dem Vorbild Kopenhagens in Berlin eingeführt.

  • Es soll aber auch gewürdigt werden, wie das das Ehepaar Schulz – jeweils im Doppelpack – als Kampfrichter des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) seit 1978 bis heute Generationen von Leichtathleten gemessen und gestoppt hat, ohne sie gäbe es keine Rekorde und Bestleistungen für die Leichtathleten.
  • 38 Jahre waren/sind sie Prüfer für das Deutsche Sportabzeichen.
  • Hinzu kommt, daß Günter Schulz, früher Sprinter bei der BT Berlin, dann beim SCC, sich auch intensiv für das ISTAF Berlin einsetzte und Eintrittskarten innerhalb der Leichtathletik-Community für das Sportfest verkaufte. Er war durch seine Aktivitäten der beste Verkäufer mit einem Umsatz im sechstelligen Bereich.

Margret und Günter Schulz haben sich durch ihre jahrzehntelange Arbeit und Ihr Engagement für den Laufsport und die Leichtathletik verdient gemacht und das möchten wir durch diese Ehrung – verbunden mit einem großen Dankeschön – ausdrücken.

Horst Milde

PS: Margret Schulz hat über ihre Erlebnisse mit dem Kopenhagen-Marathon einen kleinen Beitrag geschrieben, der zeigt, wie schwierig es war vor dem Mauerfall – aus Berlin (West) in den „Westen“ zu kommen:

Unsere Werbereisen für den BERLIN-MARATHON zum Kopenhagen-Marathon/Dänemark

„1981 war es so weit. Der Berlin-Marathon sollte vom Grunewald auf die Straßen West-Berlins verlegt werden und man wollte dafür natürlich viel mehr Teilnehmer haben, als beim Lauf durch den Wald. Und nun gab es den Plan, in Kopenhagen und in anderen Städten – im In- und Ausland – dafür zu werben.

Margret und Günter Schulz (beide r.) am Berlin-Marathon Werbestand in Kopenhagen – Foto: privat

Als wir gefragt wurden, ob wir Freude und Zeit hätten, dies zu übernehmen, ist es uns leicht gefallen, ja zu sagen. Dafür musste Einiges besorgt werden, natürlich auch Werbematerial von/über Berlin, damit die Läufer überhaupt wissen, wo Berlin innerhalb der „DDR“ liegt.

Die Mitarbeiter beim Verkehrsamt Berlin im Europacenter (Berlin-Werbung) versorgten uns mit Postern, Fähnchen, Luftballons, kleinen Spielen usw und das Marathonbüro deckte uns mit Ausschreibungen von allen SCC-Läufen, T-Shirts und dem großen Marathon-Werbe-Transparent ein.

Berlin-Marathon Werbestand in Kopenhagen – Foto: Günter Schulz

Mit vier vollgepackten und schweren Koffern fuhren wir im Mai 1981 zum ersten Mal nach Kopenhagen. Wie wir das schafften? Ja, das ist uns inzwischen auch ein Rätsel, aber es klappte.

Abfahrt „Interzonenzug“ ab Bhf. Zoo 19.00 Uhr. Bis zum Ostbahnhof ging es erst einmal, dort wurde der Zug mit den Waggons aus dem Ostblock zusammengesetzt Das heißt, die verplombten Waggons wurden hin und her rangiert.

Wenn es nach Soda gerochen hat, waren wir in Oranienburg. Dort gab es bis zum Mauerfall 1989 eine Soda-Fabrik. Irgendwann ging es dann doch Richtung Warnemünde, dann mit dem Zug auf die Fähre nach Dänemark.

Ans Schlafen konnte nicht gedacht werden, denn kaum auf der Ostsee mussten ja bis 24.00 Uhr die Visa geholt werden. Das war ein kleines Abenteuer für sich: Aus dem Zug aussteigen; eine Tür, die aus dem großen Laderaum in das Schiff führte, suchen und finden, dann die Schiffstreppe hoch.

Der Werbestand vollgepackt mit Werbematerial in Kopenhagen – Foto: Günter Schulz

In einer Etage, gut sichtbar, saßen die „Herren der DDR“, von denen wir unsere Laufzettel bekamen. Aber nicht sofort – erst gegen 3.00 Uhr, wenn sie zur Kontrolle in die Abteile kamen. Bis dahin waren dann unsere Personalien geprüft, dass wir ausreisen durften. Danach fielen wir in einen tiefen Schlaf, auch wenn es mal rumpelte.

Der Schlafwagenschaffner war zu uns sehr nett. Später haben wir gehört, dass er – natürlich – auch zu der STASI gehört hatte.

Immer liebenswürdig und zuvorkommend sind wir von den Dänen empfangen worden. Wir durften das Berlin-Marathon-Transparent anbringen – wo wir wollten und konnten. Der Ort war unterschiedlich. Dadurch haben wir auf der Radrennbahn oder im Lagerraum der Zeitung Politiken oder anderen Hallen gestanden. Es war schön und interessant. Alle Anstrengungen und das Schleppen waren vergessen.

1981 haben wir beim Verein SNIK angefangen. Dort liefen auch DDR Sportler mit. Dem Trainer haben wir die Werbung, die er gerne wollte, neutral verpackt und an eine geheime Stelle gelegt. Er durfte ja nichts aus dem „Westen“ annehmen.

Mein Mann hat dort auch Nils Jürgen Holt kennengelernt. So sind wir  1982 zum größten dänischen Club „Sparta“ gefahren. Dort haben wir mitgeholfen und – Übung darin hatten wir ja – unsere Berlin-Werbung in die „Läufertüten“ eingesteckt. Wir haben uns vom ersten Augenblick mit den Dänen gut verstanden. Alle haben sich über die T-Shirts vom Berlin-Marathon gefreut. In jeder Läufertüte war nun auch Berlinwerbung und das wichtigste – eine Marathonausschreibung enthalten.

Für unseren Werbestand interessierten sich viele Leute. Und so ist auch viel Werbung in andere skandinavische Länder gekommen. Typisch für Dänemark: Es waren schon immer viel Kinder bei den Miniläufen am Start – ein richtiges Kinderfest.

1989 kamen wir einen Tag später zur Ausgabe. Wir wurden richtig erwartet. „Wo seid Ihr denn gestern gewesen? Wir hätten beinah nicht aufgemacht, weil euer Stand nicht besetzt war“ – so wurden wir empfangen.

Der Grund für unsere Verspätung: Nach der 3.00 Uhr Kontrolle waren wir eingeschlafen. Kein Laut war zu hören, so dass ich zu meinem Mann sagte: ,,Heute ist es aber sehr ruhig. Eigentlich müssten wir doch schon durch Dänemark rollen.“ Tja – und dann merkten wir, dass wir auf dem Abstellgleis standen. Also ich zum Schlafwagenschaffner. Der kam verschlafen aus seiner Kabine und stellte sich dumm: ,,Ick wees von nüscht.“

Vom Fenster aus hatte ich gehört, dass die Fähre nicht einsetzbar war. Nach viel Fragerei wussten wir, daß wir nur vom Hotel Neptun telefonieren konnten.

Also sind wir – sehr misstrauisch beäugt von den Urlaubern – zum Hotel Neptun gelaufen. Dort haben wir erfahren, dass wir Transitrecht hatten und uns um 15.00 Uhr am Bahnhof melden sollten. Das haben wir dann den Mitreisenden erzählt und haben uns in Warnemünde aufgehalten. Und egal wo wir waren, bemerkten wir, dass wir beobachtet wurden.

In einem Restaurant hat sich ein Ehepaar an unseren Tisch gesetzt, obwohl es noch andere freie Plätze gab. Der Mann sehr unruhig, als die Bedienung von uns 12,61 West Mark bekam. Sie haben uns dann noch bis zum Bahnhof begleitet. Zum Lesen hatten wir den „Stern“ „40 Jahre Bundesrepublik“ dabei. Auf seine Bitte haben wir ihm die Zeitschrift geschenkt.

Die einzige Möglichkeit nach Kopenhagen zu kommen, war ein Dänischer Luxusliner, der zufällig im Militärhafen angelegt hatte, aber ohne Ausstieg. Wir sind dort hingebracht worden und auf einer Notleiter auf das Schiff gekommen. Unser schweres Gepäck mussten die Matrosen schleppen.

Die Werbereisen nach Dänemark haben wir 19 Jahre gerne gemacht. Viel haben wir dort erlebt und es ist gar nicht mehr möglich, all dies aufzuschreiben.

Es waren Lauffeste, bei denen in Dänemark schon immer viele Kinder dabei waren. Auch die Begeisterung für den 5×5 -Kilometerstaffel ist ja so als Idee mit über die Ostsee nach Berlin geschwappt.

Margret Schulz

author: GRR