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29
01
2019

Gerd Engel - Foto: Klaus Weidt

Gerd Engel (Stendal) – Peter Caternberg (Berlin) – Nachrufe

By GRR 0

Gerd Engel

Er war ein begeisterter, aber nie leistungsbezogener Läufer, bei dem getreu seinem Motto „Lieber schöne Erlebnisse, als Zeiten und Ergebnisse.“ immer der Spaß und die Freude an der Bewegung, dem gemeinsamen Laufen und der Geselligkeit im Vordergrund stand.

1977 war er Initiator und bis zu seinem Tode Chef der Stendaler „Laufgruppe Haeder“, einer der größten und bekanntesten Laufgruppen in der DDR.

Ihren Namen verdankt sie einer älteren, sehr hilfsbereiten Dame, namens Erna Haeder, welche die „halb verdursteten“ Läufer damals beim Training spontan zu Tee und Kuchen in ihr Haus einlud, was fortan zur Tradition wurde. Nach ihrem Tod 1988 führte die Laufgruppe in Erinnerung an sie alljährlich einen „Oma-Haeder-Gedenklauf“ durch.

Das war typisch für Gerd Engel, der mit seinen Ideen und seiner Kreativität alle in der Gruppe begeistern und mitreißen konnte. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Liesel, seiner treuesten Wegbegleiterin in all den Jahren, seiner Familie und den vielen Freunden organisierte er unzählige Sportveranstaltungen, ja richtiggehende „Lauffeste“, für Jung und Alt in Stendal und der Altmark, welche sich noch bis heute großer Beliebtheit erfreuen.

Die Wende 1989 brachte auch für Gerd Engel neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Bereits drei Tage nach dem Mauerfall, am 12. November 1989, startete Gerd Engel mit seiner Laufgruppe erstmals in West-Berlin beim Crosslauf des SCC am Teufelsberg.

Am gleichen Abend traf er sich mit seinen beiden Berliner Sportfreunden Dr. Detlef Dalk und Roland Winkler beim Renndirektor des Berlin-Marathons Horst Milde, wo die vier Laufbegeisterten beschlossen, eine DDR-Initiativgruppe zu gründen.

Ziel war es, sich dafür einzusetzen, den Berlin-Marathon durch beide Teile der Stadt zu führen und vor allem auch durch das geschichtsträchtige Brandenburger Tor. Hierfür wurde noch am Abend ein Schreiben an den damaligen Oberbürgermeister von Ost-Berlin aufgesetzt, in welchem der Wunsch nach einem Gesamt-Berliner Marathon geäußert wurde.

Eine historische Generalprobe konnte bereits mit dem Neujahrslauf am 1. Januar 1990 umgesetzt werden, wo Tausende von Läufern einen emotionalen und denkwürdigen Moment erlebten, als sie zum ersten Mal nach Mauerbau wieder durch das Brandenburger Tor laufen konnten.

Am 30. September 1990 führte dann schließlich auch der Berlin-Marathon 25.000 Läuferinnen und Läufer durch das Brandenburger Tor und war somit ein historischer Moment der Laufgeschichte, welchen natürlich auch Gerd Engel mit seiner Laufgruppe miterlebte. Dem Berlin-Marathon hielt Gerd Engel bis zuletzt die Treue als Helfer im Start-Bereich.

Aber auch international hinterließ er Spuren…

Große Verdienste erwarb sich Gerd Engel als Mit-Organisator beim Ägypten-Marathon. Aufgrund seiner unermüdlichen langjährigen Tätigkeit soll ihm zu Ehren 2020 dort ein Gerd-Engel-Gedenklauf stattfinden.

Bei einer Laufreise nach Äthiopien vor etlichen Jahren war das Ehepaar Engel erschüttert von der Armut – besonders der Kinderarmut – in diesem Land. Da er schon immer ein großes Herz für Kinder hatte, rief er in Deutschland eine Äthiopien-Kinderhilfe ins Leben, die Geld und Sachspenden sammelte und mit deren Hilfe sogar eine Schule gegründet werden konnte, in welcher mittlerweile 600 Kinder lernen.

Gerd „der Engel“ ist nun im Himmel, doch ganz bestimmt werden seine Ideen und sein Vermächtnis hier auf der Erde weiterleben und in seinem Sinne fortgesetzt.

Roland Winkler

Peter Caternberg,  geb. 02. März 1935

Die Berliner Leichtathletikszene der Senioren trauert um einen aktiven Sportler, der Jahrzehntelang im Breitensport in Berlin und speziell in Steglitz-Zehlendorf bei vielen Volksläufen ein feste Größe war.

Der ehemalige Zehnkämpfer schloss sich nach dem II. Weltkrieg dem SSC Südwest in Steglitz an wo er als Aktiver seine Meriten verdiente.  1960 wechselte Peter Caternberg zur DJK Westen 1923 e.V. und entdeckte seine Leidenschaft für den Langstreckenlauf.

Bei allen großen Laufevents war er zu finden und hin und wieder nahm er auch an Bahnläufen teil. 2010 findet man in der Leichtathletik-Datenbank in der Altersklasse M80 seine Zeit im 1.000 m Lauf noch mit 7:26,44 Minuten.

Jedes Jahr möglichst Erster zu sein, war sein Bestreben bei der Abnahme des Deutschen Sportabzeichens. Bereits mit den ersten Sonnenstrahlen konnte er die 5 Prüfungen abgelegt haben. Mit 66 Jahren, im Jahre 2001 wurde ihm bereits zum 50. Male das Deutsche Sportabzeichen verliehen und das was sein jährliches Ziel nicht aufzuhören und immer aktiv dabei zu bleiben.

Peter Caternberg (Ausschnitt)  – Foto: privat

Beruflich betrieb er mit seinem Bruder eine Kunststoff verarbeitende Firma und war als selbständiger Handelsvertreter tätig. In diesem Zusammenhang war Peter Caternberg auch Ideengeber bei der LG Süd, als bei Volksläufen anstatt Medaillen jährlich Bierkrüge mit Motiven aus der Berliner Notgeldsammlung  der zwanziger Jahre Teilnehmern gegeben wurden.

Privat lebte er in den letzten Jahren eher zurückgezogen und war als Hobby Fotograf mit der Kamera an historischen Stätten unterwegs.

Kurz vor Weihnachten 2018 hat uns Peter Caternberg für immer verlassen. Wir verlieren einen untadligen Sportsmann und behalten ihm in bleibendenden Gedenken.

Karl-Heinz Flucke

author: GRR