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2019

„Hochbegabte“ – da waren bestimmt welche dabei - Foto: Steininger

„Hochbegabt“ – aber der Kopf muss über Herz und Beine siegen wollen – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0
© Lothar Pöhlitz* – 5. Januar 2019 – Die Ergebnisse deutscher Läufer von 800 m bis zum Marathonlauf bei den EM 2018 in Berlin und die Ziele des DLV machen es notwendig über die WM 2019 und Olympia 2020 und darüber hinaus für die 12 Disziplinen der Männer und Frauen noch einmal intensiv nachzudenken.
Auch weil die zu erwartenden klimatischen Bedingungen bei den bevorstehenden Höhepunkten ungewohnte zusätzliche Maßnahmen erfordern.Danach über die Erfahrung das hochbegabte Läufer es ohne „Lust und Leidenschaft“ und ohne Trainer mit den gleichen Eigenschaften, nicht allein auf die Podien dieser Welt schaffen. Es ist nicht einfach wie die Weltbesten zu trainieren und gleichzeitig hinter den „benötigten kleinen Prämien“ bei Rennen herzujagen.

Wir dürfen auf die neue Generation nicht warten – wir müssen sie vorbereiten.

Deutschland gehörte als Sportnation einmal zu den Besten, mit Olympiasiegern und Medaillengewinnern auch im Mittel-, Langstrecken- und Marathonlauf. Das ist inzwischen nicht nur ein Personal-, Trainer- und Geldproblem, Ergebnis auch trainingsmethodischer Mängel, eines zu lange negierten Höhentrainings, offensichtlicher Führungsschwächen, Ungeduld, sondern auch das Ergebnis unbefriedigender 10-12jähriger Nachwuchsarbeit.

„Hochbegabt“ – der Kopf muß über Herz und Beine siegen wollen

Die langfristige, gezielte Suche nach und die Arbeit mit Hochbegabten wird bisher noch nicht als ein besonderer Schwerpunkt in den Landesverbänden angesehen. Es wird noch immer unterschätzt, dass nur sie eines Tages die Medaillen holen können. Man findet sie am besten im Alter von 10 – 12 Jahren in den Trainingsgruppen der unter 10-Jährigen.

Egoismen von Trainern und Vereinen, unterschätzte Teamarbeit, auch in den LV spielen oft heute noch eine Rolle. Aus trainingspraktischer Erfahrung wären Ausbildungs-Zentren für Talente – oder wenigstens öfter gemeinsame Wochenendmaßnahmen – in den Regionen oder Vereinen für notwendige 10 Jahre mit 10.000 Stunden, auch für „Goldkörnchen“ durch hauptamtliche Trainer vor Ort.

Aber wer hält schon 10 Jahre durch. Man sollte bedenken das 10.000 Ausbildungsstunden in 10 Jahren täglich 2 Stunden und 44 Minuten bedeuten. Natürlich wäre es hilfreich, wenn dem schon 3-4 Jahre Bewegungssport der Kleinen vorausgegangen wäre.

 Will man Talent – Potenzial erschließen ist ihre Einstellung der Schlüssel, dafür werden zuerst Profi-Trainer mit Kopf, Herz und Fachwissen gebraucht.

             Hochbegabte Kinder und Jugendliche verfügen über ein besonders großes leistungsbezogenes Entwicklungspotenzial. Man muss sie finden und anders ausbilden.

Sie sind keine Wunderkinder, sie gehören aber schon früh zu den Besseren. Einmal entdeckt muss man ihr „spezielles Potenzial“ möglichst früh leistungsorientiert erschließen. Dies ist nur mit einem frühen, leistungsorientierten Training möglich. Turnen, Schwimmen, der Wintersport und die Leistungsgymnastik könnten dazu der Läufer Vorbilder sein.

            Genetik und Begabung für … sind keine Garantie für die Weltklasse, weil die Trainierbarkeit, Motivation und Bereitschaft des Talents, ein langfristiger Aufbau, die Trainererfahrung und die Qualität des Trainings wichtige Kriterien für Spitzenleistungen sind.

Wunderkinder sind nicht selten Talente ohne stabile Erfolge, stagnieren wenn sie nicht entsprechend gefordert, geführt werden oder nicht auf den entsprechenden Trainer treffen. Nicht so selten verpasst man ihnen rechtzeitig entsprechende Einstellungen, Anspruchsdenken und harte Arbeit für immer mehr zu lehren. Zu viel Umfeld-Lob, Schulterklopfen für Mittelmäßiges und leichte Siege bringen sie vom Weg, von notwendigen, immer neuen höheren Maßstäben ab.

Das bedeutet das erkannte Potenzial dieser „wenigen besonderen Talente“ am besten durch Fachpersonal und Bedingungen zu ihrem individuellen Optimum führen zu wollen. Auch schon früh mit älteren Vorbildern gemeinsam zu trainieren mobilisiert die Anstrengungen und ermöglicht so einen schnelleren Weg nach oben.

Unser Fach-Personal, nicht nur unsere jungen Nachwuchstrainer, sollten dem Wissen und Erfolgen von Spitzentrainern im Weltniveau nachspüren, selbst besser werden wollen solange sie junge Läufer besser machen wollen. Wissen ist Macht, auch für Mittel- und Langstrecken-Trainer.

             Ein IQ von mehr als 130 oder außergewöhnliche sportliche Jugendleistungen sind keinesfalls eine Garantie für „den Professor mit Nobelpreis“ oder den Olympiasieger.

„Man muss zuerst das Potential eines Athleten erkennen um es zu erschließen. Der Trainer hat aber nur dann eine Chance, wenn sie bereit sind sich anzustrengen, ihr Bestes zu geben, im Training und in den Rennen. Das größte Organ, das im Laufen Erfolg bringt ist der Verstand, nicht das Talent. Nur Athleten die mental stark sind – Leidenschaft und Talent mitbringen, können weit kommen“. (Patrick Sang – KEN 2018)

Leider wurde der Talentbegriff in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit etwas zur sogenannten „Dutzendware“ herabgestuft und zu oft die „Kleinen die in Tests- oder auch Bambini-Läufen“ vornweg laufen leichtfertig zum Talent oder sogar Wunderkind ausgerufen, die Siegerleistung schon bei der Schülerkreismeisterschaft als „super“ eingestuft.

Es wird zu oft nicht differenziert zwischen Talenten, die bei 3-4 x Training Fortschritte machen und der Mehrzahl weniger begabter, die – wie verwunderlich – mangels Konkurrenzfähigkeit der Leichtathletik, nur 1-2 Trainingseinheiten pro Woche oder weniger Spaß am Leistungsfortschritt oft schon im Verlaufe der U16 den Rücken kehren. Es bleiben so zu viele „auf der Strecke“.

              Untersuchungen von Kindern durch Claude Bouchard (Quebec 2011) ergaben: „Die Normalen steigerten innerhalb eines 6monatigen gemeinsamen Trainings ihre V02max um 4 %, die Hochbegabten um 40 %“.

Alle Laufdisziplinen brauchen Hochbegabte (Foto: Kiefner)

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Wenn begabte Kinder nicht früh mit dem Leben und Training eines Spitzensportlers konfrontiert werden, nicht trainieren um zu immer mehr in die Lage versetzt zu werden, immer mehr zu trainieren, werden sie Herausragendes nicht erreichen. Verpasst man diese frühen körperlichen und mentalen Investitions-Zeiträume, wie das gegenwärtig in Deutschland der Fall ist, bleiben Olympia-Medaillen Träume.

Man sollte deshalb Kinder möglichst früh dazu anregen was sie gut können mit Leidenschaft zu tun – wie wir früher Stunden auf dem Bolzplatz Fußball „trainierten“ – durch angeleitetes besseres und auch öfteres üben noch besser zu können. Sie sollten auch freiwillig mehr tun dürfen als das Trainerprogramm aktuell vorsieht, auch in einer zweiten anderen Sportart.

Mehr üben ist die Voraussetzung für Spitzenleistungen, den Unterschied macht die Anstrengungsbereitschaft. Vielleicht sollte man öfter 2 Monate investieren um danach einen Monat zu ernten 

„Disziplin und der absolute Wille zum Erfolg sind das Wichtigste“ (Eliud Kipchoge – KEN)

Deshalb sollen mit diesem Beitrag Trainer und Landesverbände animiert werden, verstärkt die Talentsichtung zu organisieren und sich in den Abt. für Leistungssport einer differenzierten anspruchsvolleren Ausbildung Hochbegabter zu öffnen.

                Da die Ziele der Olympischen Leichtathletik darin bestehen im Weltniveau konkurrenzfähig zu sein soll mit diesem Beitrag einmal speziell darauf verwiesen werden, dass außergewöhnliche Ziele in der Regel nur von Spitzentrainern in einem Hochleistungstrainings-Umfeld ausgebildeter hochbegabter Läufer erreichbar sind. Das aktuell größte Problem solche Außergewöhnlichen zu finden besteht im Niedergang des Schul- und außerschulische Sports – von Ausnahmen abgesehen – nicht mehr mit früher vergleichbar oder das kein Sportverein nahe ist und so eine Hochbegabung eines Kindes nur noch zu selten erkannt wird. Obwohl man sie in jedem Schultyp finden kann haben wir zu wenig.

Im Prinzip ist die Trainingsmethodik für das Laufen bekannt, die Fähigkeiten der Athleten aber sind verschieden. Deshalb bleibt das individuelle Training der Einzelnen- Besonderen, auch in einer Gruppe, die wichtigste Aufgabe eines Trainers. Nimmt der Athleten aber das vermittelte Wissen des Trainers nicht an und es fehlt an Glauben und Vertrauen, bleibt der Erfolg aus.

Top-Trainer arbeiten mit jungen Läufern, die vor allem Spaß haben schnell zu laufen. Dafür sollte ein Coach Erfahrung mit sich schnell entwickelnden Kindern haben, Mentor, Inspirator und Trainer sein

Begabte, Talente oder hochbegabte Kinder verfügen über besondere, teilweise überdurchschnittliche Fähigkeiten mit leistungsbezogenen Entwicklungspotenzial   auf einem bestimmten Gebiet. Neben intellektueller Begabung, besonderer Intelligenz, künstlerisch-musischer Begabung, wird die sportliche Begabung in der Leichtathletik in Schnelligkeit-Schnellkraft-Typen, Ausdauer-Typen und Mischtypen differenziert. Es reicht aber nicht, dass sie für ein sportliches Leistungs-Training geeignet sind, sondern sie müssen auch zur notwendigen anspruchsvollen Training bereit sein.

Eine Begabung bedeutet deshalb lediglich über die Möglichkeit zu verfügen, ein besonderes Können oder eine besondere Leistung durch Training auszuprägen.

Foto: Kiefner

Hochbegabte3_Kiefner-Foto

Für den Leistungssport sind Eigenmotivation und Leistungsbereitschaft dazugehörige Schlüsseleigenschaften. Die aktive Hilfe sie zu finden, von Eltern, Erziehern in der Vorschule, Trainern, sowie Sport – Lehrerinnen und Lehrern ist mitentscheidend.    Unter „Begabung“ versteht man bei Kindern vor allem das angeborene Leistungspotenzial, seine Entwicklungsmöglichkeiten. Unter „Hochbe­gabung“ ein entsprechend extrem hohes Entwicklungspotenzial. In einem Talenterkennungs-Training wird dann die entscheidende Frage beantwortet: „begabt wofür“.Für überdurchschnittliche Leistungen bedarf es aber auch der Entwicklung der Persönlichkeit, Motivation, Selbstvertrauen, Leistungsbereitschaft unter einem positiv-hilfreichem Umfeld, sowie Fach-Trainern, die „Außergewöhnliche“ auf ein Hochleistungstraining vorbreiten können. Die Leistungsentwicklung wird durch immer neue positive Bewältigung von Herausforderungen immer besser möglich.

Talenterkennung erfolgt im Training.

Talente entwickeln sich bei gleichem Training innerhalb einer Gruppe schneller, in einer Gruppe in etwa gleichstarker noch schneller. In Verbindung z.B. von Wachstumsschüben in diesem Altersbereich sind aber auch bei Talenten Stagnationszeiten möglich und zu überbrücken. In der Literatur werden 2-3 % aller Kinder als überdurchschnittlich intellektuell befähigt d.h. als hochbegabt eingeschätzt. Von hochbegabten Kindern wird häufig erwartet, dass sie sich in der Schule oder auch im Sport durch herausragende Leistungen auszeichnen.

Spitzenleistun­gen, nicht nur im Sport, sind ohne ein langjähriges, intensives Training von Begabten unter professioneller Anleitung nicht zu erreichen.

Eine positive Entwicklung Hochbegabter in einer leichtathletischen Disziplin ist also nur möglich, wenn das Talent entdeckt wird und in einem fordernden und zugleich unterstüt­zenden Umfeld, eine frühzeitige, gezielte Förderung erfährt und ihm in einem möglichst guten Vertrauensverhältnis die eigenen besonderen Fähigkeiten aufgezeigt werden. Die oft erwartete Perfektion ist natürlich ausbildungsabhängig, aber trotzdem das Ziel.

Unterforderungen, weil das wahre Talent nicht erkannt wurde, wirken sich langfristig negativ auf die Entwicklung der Persönlichkeit und Leistungsfähigkeit eines hoch begabten Kindes aus, die guten Gene, das Talent verkümmert. Dafür sollte man das große Lob der Qualität einer großen Begabung anpassen, nicht überziehen um es entsprechend der Möglichkeiten seines Talents auch auszuschöpfen. Vielleicht so

              „Du warst gut, aber Du kannst noch besser“

Hochbegabte entwickeln sich also bei gleicher Belastung in Vereins-Trainingsgruppen deutlich schneller als andere. Talent-Scouts der LV sollten deshalb gemeinsam mit den Landestrainern Begabte suchen und der Gruppenarbeit in Vereinen bei geeigneten Trainern zuführen. Dabei sind Differenzen von 2 bis zu 4 Jahren zwischen Kalender- und „biologischen Alter“, von Frühentwicklern, Normalentwicklern und Spätentwicklern nicht selten.

Ihre schwierige Aufgabe besteht dabei darin Talente für die vielfältigen Disziplinen der Leichtathletik (Sprint/Lauf/Sprung/Wurf) zu finden, ihre spezielle Begabung im Training zu entdecken und sie der Förderung zuzuführen.

Die Trainingseinflüsse verändern den Typ, das biologischen Erbe, die Anlagen nicht, sie sind genetisch bedingt. Ausgehend von der Spezifik der Muskeltätigkeit sind die Schnelligkeits-Typen für die Kurzzeitausdauerdisziplinen (mit einem anaerob-glykolytischen Stoffwechsel), die Ausdauer- und Mixed-Typen des Stoffwechsels für Disziplinen ab 1500 m am besten geeignet. Vorausgesetzt sie werden „richtig trainiert“.

Für Deutschlands Läuferzukunft von besonderer Bedeutung ist, dass die sportliche Ausbildung mit ihren vielfältigen Trainings- und Wettkampfanforderungen im Gehirn programmiert werden muss.

„Alles was Du bist hat Dein Kopf gewollt. Das Gehirn, nicht der Körper bestimmt wie schnell, wie lange und wie hart Du bereit bist zu trainieren“  (Tim Noakes 2016 RSA)

Hast Du Erfolg, bist Du Meister oder vielleicht sogar Olympiasieger solltest Du sofort mit Deinem Trainer darüber nachdenken wie Du noch besser wirst. Die Gegner wetzen schon das Messer. Nach außerordentlichen, unerwarteten Leistungen suche schnell den Kontakt zu einem Leistungssport-Psychologen damit er Dir die Angst nimmt diese Leistung nie wiederholen zu können.

Foto: Leifeld

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Neben guten Gesamtkörperproportionen (Körpergröße der Eltern beachten) sind die Laufschnelligkeit, gute Schnellkraftfähigkeiten, eine gute Beweglichkeit- und Bewegungskoordination, gute Ausdauerfähigkeiten (in einem 2000 – 3000 m Lauf) und eine gute Lernfähigkeit wichtige Beurteilungskriterien für die Talententwicklung. Ohne eine entsprechende Leistungsbereitschaft und eine gewisse Intelligenz um die gleichermaßen wichtigen schulischen Aufgaben „nebenbei“ zu lösen, ist eine Talententwicklung undenkbar.

Glauben Eltern, dass ihr Kind z.B. sportlich vielseitig bewegungsbegabt ist fördern sie seine Stärken, ermöglichen sie ihm zunächst die Teilnahme an außerschulischen sportlichen Aktivitäten im Verein, zunächst auch in mehreren Sportarten, wenn die Leichtathletik vor Ort nur 2 TE/Woche anbietet. Bringen sie ihr Kind mit anderen begabten Kindern zusammen, in einen Bewegungskindergarten, in einen Sportverein, evtl. auch mit schon älteren Jahrgängen ab der 7.Klasse in eine Spezialschule für Sport.

Das ist ein Weg um die besondere Begabung für … herauszufinden. Was man am besten kann, sollte man schon früh am besten oft tun und dort hingehen wo scheinbar die Kompetenz für eine gute Ausbildung möglich scheint.

Eltern von jungen Fußballern oder in den Einzelsportarten Tennis oder Golf beispielsweise ermutigen. motivieren und fahren ihre Kinder immer wieder zum Training, erschließen so ihre Potenziale und sind so gewünschte, wichtige Partner für Trainer.

Unabhängig von ihrer Eignung, ihrem mitgebrachten „Erbgut, den Anlagen“, ihren biologischen Voraussetzungen und Entwicklungen (Normal-, Früh- oder Spätentwicklern) oder der Muskelfaserstruktur übten in der der Vergangenheit in der Regel alle zu lange nach gleichen Plänen. Dies ist zu verändern.

Relativ schnell erkennt man Muskelstrukturunterschiede, zwischen denen mit bevorzugt langsam – kontrahierenden ST-Fasern oder den „Privilegierten“ mit den mehr schnell-kontrahierenden FT- Fasern, die natürlich schon früh schneller sind. Auch die z.T. deutlich unterschiedliche Körpergröße, die Kraftfähigkeiten oder auch die eingebrachten mentalen Fähigkeiten sind Ursachen für das breit gefächerte Tempo der Leistungsentwicklung im Kinder- und Jugendalter.

Der Kopf ist wichtiger als Talent, stärker als Beine und Herz“ (Patrick Sang 2016)

Der unterschiedliche Grad der biologischen Reife, die Körperkonstitution (Körperhöhe und Gewichtstendenz) und die anlagebedingten biologischen Voraussetzungen sind für die individuelle Trainierbarkeit und ihre Perspektive von grundlegender Bedeutung.

Deshalb ist eine frühzeitige Zuordnung auf Basis mitgebrachter, deutlich zur Schnelligkeit oder zur Ausdauer neigenden Fähigkeiten junger Talente (Talentfrüherkennung) und eine entsprechende Differenzierung des Trainings bei Einhaltung trainingsmethodischer Prinzipien des Nachwuchstrainings und einer zielgerichteten komplexen Ausbildung innerhalb der KZA, MZA oder LZA-Disziplinen wichtig. Dabei ist die Belastbarkeit eine der wichtigeren Voraussetzung für einen Weg nach oben.

Belastbarkeit aber ist nicht angeboren, sondern das Ergebnis möglichst früh beginnender allgemeiner- und spezieller vielseitiger Einwirkungen auf das Talent durch systematisch zunehmende Anforderungen, auch mit disziplingerichteten Übungen (Ganzkörperkonditionierung, Schwachstellenbeseitigung).

Spezielle Fähigkeiten, die man nicht beansprucht, entwickeln sich nur unvollkommen oder verkümmern.

Sinnvoll wäre deshalb junge Läufer früher als bisher unabhängig vom Alter in Talent-Leistungsgruppen zusammenzufassen, Jungen und Mädchen gemeinsam ihre Stärken zu trainieren, so dass sie Spaß am Erfolg haben und über die oft schwierige Zeit in der ersten Etappe des Jugendtrainings (schwerpunktmäßig in den AK 12 – 15) besser hinwegkommen.

Foto: Schneider

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Es bedarf eines entsprechenden pädagogischen Einfühlungsvermögens hochbegabten Läufern ein schon individuell dosiertes, aber trotzdem komplexes Training und einer früheren Erziehung der Prinzipien des Leistungssports, um die Motivation zum sportlichem Training für mehr, zu lehren.

Eine optimale Entwicklung auch von Hochbegabten setzt also ein dem Entwicklungsalter entsprechendes komplexes Training voraus, dass sowohl die Voraussetzungen für später schafft, das bisher erlernte stabilisiert, immer neue Lernprozesse beinhaltet, als auch durch Wettkämpfe bei steigenden altersgemäßen Anforderungen die psycho-physische Belastbarkeit, ihre mentale Bereitschaft auf eine immer höhere Stufe hebt.

    „Bei Frühentwicklern – Akzelerierten – liegt eine beschleunigte Aufeinanderfolge der körperlichen Entwicklungsphasen von einem oder mehreren Jahren vor, beim Spätentwickler – Retardierten – eine verzögerte Entwicklung von einem oder mehr Jahren, während beim Normalentwickler das kalendarische und biologische Alter überein-stimmen.“ (WEINECK 1986 – S. 46)

In der Leichtathletik verpasst man oft den Blick über den Zaun, übersieht die Leistungsfähigkeit und Bewegungsvielfalt junger Turner, die Leistungsqualität junger Schwimmerinnen oder die bereits technische Perfektion junger Sportgymnastinnen. Man sieht es: von nix kommt nix. Es wurde zu lange die Spielleichtathletik und Sackhüpfen propagiert oder man ließ 10-12jährige und nicht die 6-10jährigen ungelenk über Bananenkisten hüpfen. Da muss man sich nicht wundern, wie technisch schlecht unsere jungen U14-Läufer/Innen um die Bahn laufen.

In jeder Disziplin muss man solange üben bis der eigene Körper sich nicht länger weigert seinem Kopf zu folgen, dabei ist  es sinnvoll sich beim Techniktraining nicht länger als 30 Minuten auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

      Sport-Gymnasien und Eliteschulen für Hochbegabte

Der Besuch einer solchen Begabten- bzw. Hochbegabtenschule ist die intensivste und umfassendste Begabtenförderung, die das Schulsystem derzeit bietet. Dort wird begabten und hochbegabten – auch in Internatsform – in Zusammenarbeit mit einem Leichtathletikstützpunkt, einem OSP eine Ausbildung mit „mehr Sport im Vergleich zu Normalschulen, im Sinne eines verbesserten Basistrainings“, angeboten.

Solche Spezialschulen für Sport gibt es inzwischen in allen Bundesländern. In der Regel können die Schüler weiterhin für ihren Verein an den Start gehen. Leider wurde, bis heute, nach Ihrer Gründung an zu wenigen Orten die Einrichtung zu Spezialschulen für Hochbegabte mit den entsprechenden Ausstattungen, Talentsuche, Bedingungen und Fach-Trainern im angeschlossenen Verein intensiv genug betrieben.

Die spezifischen Anforderungen an die Ausbildungsinhalte sind altersunabhängig

Eine angeborene Hochbegabung, die sich mit der Zeit von alleine entwickelt und zu außergewöhnlichen Leistungen führt, gibt es nicht. Außergewöhnliche Leistungen haben immer mehrere Ursachen, die beteiligten Personen, private Umfeld-Einflüsse, Fleiß und Motivation, außergewöhnliches Training und die aktiven Einwirkungen durch die Qualität der Trainer.

Die in den letzten Jahren zu beobachtende „Verjüngung im Höchstleistungsalter von Läufern“ lässt auf einen früheren Beginn eines leistungsorientierten Trainings, als auch auf eine Steigerung der Effizienz des Jugendtrainings in anderen Ländern schließen. Leistungsentwicklungsraten werden immer weniger von den in der Sportwissenschaft vor Jahren herausgearbeiteten altersgebundenen Ausbildungsabschnitten bestimmt, sondern vielmehr

  • von einer frühkindlichen Bewegungsbeeinflussung im Elternhaus bzw. auch in Kindergärten mit viel Bewegung
  • vom zeitlichen Beginn einer systematischen Ausbildung und deren Individualität entsprechend der körperlichen Entwicklung
  • vom anlagebedingten Talent der Sportler, deren Trainierbarkeit, Lernfähigkeit, Belastungsbereitschaft, Ehrgeiz, Intelligenz, den mentalen Fähigkeiten und den daraus resultierenden möglichen Entwicklungstempo
  • von der Kompliziertheit der Sportart und der zeitgerechten Vermittlung der Ausbildungsinhalte
  • von der Qualität der Ausbilder und ihrem Engagement
  • den Umfeldbedingungen in der Familie
  • den Ausbildungsbedingungen (z.B. an einer Eliteschule des Sports oder an einer Hauptschule, in einer leistungsstarken oder leistungsschwachen Trainingsgruppe, in einem Verein mit leistungsorientierten Trainingsgruppen)
  • von der Eignung zum Leistungssport und der dafür erforderlichen mentalen Stärke in Wettkämpfen (Siegläufer)

Eine Studie an Violinspielern ergab, dass die Besten ihres Faches im Alter von 21 Jahren bereits mehr als 10.000 Übungsstunden hinter sich hatten.

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„Die Kultusministerkonferenz (KMK), der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Sportministerkonferenz (SMK) – 2017 / 2018 – bekennen sich zur herausragenden gesellschaftlichen und politischen Bedeutung von Spitzenleistungen. Dies gilt insbesondere auch für Weltspitzenleistungen im Sport, die Ziel der Spitzensportförderung in der Bundesrepublik Deutschland sind.

Zur Erreichung internationaler spitzensportlicher Erfolge ist eine langfristige Leistungsentwicklung, beginnend im Kindes- und Jugendalter und während der Schulzeit, unabdingbar.

Um den Weg in die Weltspitze verantwortlich zu begleiteten, ist Voraussetzung, dass es gelingt, ausgewiesenen sportlichen Talenten einen individuell optimalen Schulabschluss zu ermöglichen, sie gleichzeitig auf sportliche Spitzenleistungen im Hochleistungsalter vorzubereiten und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung wirkungsvoll zu unterstützen. Es ist deshalb eine gemeinsame Aufgabe von Bildung und Sport, unter partnerschaftlicher Einbeziehung der Eltern, sportlichen Talenten eine duale Karriere zu ermöglichen. Die Bedeutung der Eliteschulen des Sports als Teil des Verbundsystems von Schule, Sport und Internat ist im Kontext der Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport besonders herauszuheben“.

FAZIT: Erfolgstrainer arbeiten mit Akribie damit ihre Talente morgen besser werden als heute. Aber nur, wenn die Athleten dies auch wollen, sind die Voraussetzungen für große Erfolge gegeben. Hochbegabte ohne Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und die Bereitschaft zu harter Arbeit erreichen ihren möglichen Gipfel nicht, weil sie es nicht zulassen ihre eigentlich vorhandenen Potenziale zu erschließen. Oft ist es der nicht passende Lebensstil, oft aber auch die nicht ausreichende, zum harten Training gehörige Erholung, die alles „unmöglich“ machen.

            Motivation – Willen – Glauben – Einstellungen

 Zu viele Talente blieben in der Vergangenheit auf der Strecke, wenn sie nicht auf einen erfahrenen Profi-Trainer trafen der ihnen ständig ihre „noch Schwächen“ aufzeigte und sie auf jeder Stufe ihrer Leistung immer besser machte.

Dies aber setzt voraus das neue anspruchsvolle Aufgaben auf eine immer höhere Anstrengungsbereitschaft treffen. Nur wenn es Trainern gelingt hochbegabte auf jeder Stufe ihrer Entwicklung ausreichend für das „mehr“ zu motivieren, ihre Weiterentwicklung zu „trainieren“ sind talententsprechende Leistungen möglich.

Dafür ist eine nachhaltige Einstellung des Talents die wichtigste Voraussetzung. Grenzen zu verschieben sind an Glauben und positivem Denken auf beiden Seiten gebunden.

Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy                                                                                   

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*Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1971 – 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf des DVfL / DLV-Bundestrainer 1980 – 1998 i. R. / Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjährig Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule

Siehe auch: Buecher

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