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01
11
2018

Foto-Quelle: Wilfried Raatz/ wus-media

Run together mit run2gether – eine Erfolgsgeschichte.

By GRR 0

Wer die nationalen und internationalen Läufe in Deutschland, der Schweiz, aber vor allem in Österreich und Italien beobachtet, dem werden die ostafrikanischen Läufer mit dem auffälligen gelb-schwarzen Dress ins Auge fallen.

Es sind die Läufer von run2gether, die seit nunmehr zehn Jahren weniger in einem der unzähligen Managements unterwegs sind, sondern vorrangig mit den erlaufenen Prämien Sozial- und Laufprojekte zur Unterstützung von Armen in Kiambogo personell und vor allem finanziell vorantreiben.

So konnten alleine im Jahr 2017 über 80.000 Euro für Patenschaften und zur Erhaltung des Vorzeige-Camps Kiambogo, rund 80 km nordwestlich von Nairobi, investiert werden, zudem Rücklagen für weitere Projekte von rund 55.000 Euro gebildet werden.

Ein Teil dieses überaus lobenswerten Ansatzes steuert das Laufprojekt auf der Hochrindl in Österreich bei, dem europäischen Sommerquartier der Kenianer von run2gether. Auf 1700 Meter leben die kenianischen Laufasse jeweils eine Woche lang zusammen mit Laufeinsteigern, Hobbyläufern und ambitionierten Läufern, die aus Deutschland, der Schweiz und Österreich kommen – und vielfältige Facetten des kenianischen Läuferlebens kennenlernen. Gespräche über die komplett unterschiedlichen Kulturen, Lebensweisen und -anschauungen wechseln mit den Trainingseinheiten der strukturierten Laufwoche in den eher sanften Hügeln der Nockberge.

Das Prinzip, vom früheren Orientierungslauf-Ass und heutigem Teammanager und Organisator der Laufwochen Thomas Krejci, ausgetüftelt, sieht die Betreuung im Verhältnis 1:1 vor, das heißt, ein Gastläufer wird von einem kenianischen Athleten betreut. So kümmerte sich im Sommer der 2:08-Marathonmann Geoffrey Gikuni Ndungu um eine der weltbesten Masters-Straßenläuferinnen oder der sowohl am Berg wie auch auf der Straße starke Stephen Ndege um einen ambitionierten Freizeitläufer. „Da wird manchmal auch lediglich ein 7-Minuten-Schnitt gelaufen, das macht den Jungs allerdings nichts aus“, so Thomas Krecji als umtriebiger Motor des run2gether-Gesamtkonzepts.

Und dieses ist inzwischen etwas mehr als zehn Jahre alt. Und in vielerlei Hinsicht eine Erfolgsgeschichte.

Mit vielen Mühen, Zweifeln und Stück für Stück auch – Erfolgen. Aus einer 2007 gegründeten Vereinspartnerschaft wurde 2009 unter dem Vereinsnamen „Laufteam run2gether Austria“ gegründet. Wenige Monate später gab es bereits mit dem ersten kenianischen Team in Europa beim stets stark besetzten Großglocknerlauf durch Geoffrey Gikuni Ndungu einen Sieger in den Schlagzeilen. In der Folge gewann der zudem exzellente Marathonläufer mit einer Bestzeit von 2:08:33 Stunden übrigens weitere vier Mal. Und vor wenigen Tagen nach seinem Sieg am Hochfelln in Bergen im Chiemgau auch die Gesamtwertung beim Worldcup im slowenischen Ljubljana.

Doch Geoffrey ist keineswegs der namhafteste Athlet im Team run2gether. Mit 17 Jahren kam ein gewisser Daniel Wanjiru zum Team, entwickelte sich zu einem Spitzenläufer der internationalen Straßenszene, ehe er 2015 unter den Fittichen eines holländischen Managements prestigeträchtige Siege wie beim London-Marathon oder dem Prag-Halbmarathon und absolute Topzeiten von 59:20 (Halbmarathon) und 2:05:21 (Marathon) sammelte.

„Das ist vielleicht unser Problem, dass Athleten mit einer gewissen Klasse irgendwann von einem Manager unter Vertrag genommen werden und somit unser Team verlassen!“ Bedauern aber zugleich auch Verständnis klingt aus diesen Ausführungen von Krejci, dessen Augenmerk trotz aller sozialen Komponenten auch darin liegt, dass alle Athleten trotz der anfallenden Ausgaben wie die Flüge und der dreimonatige Aufenthalt mindestens 1000 Euro für ihre Familie mit nach Hause nehmen können. 2017 durfte run2gether übrigens mit Lucy Wambui Murigi den ersten Weltmeistertitel feiern, bei der Berglauf-WM in Premana wurde dieser Wunschtraum Wirklichkeit. Aber auch auf der Stadionrunde weiß man inzwischen Zeichen zu setzen, so ist der talentierte James Kibet über 5000 m an der 13-Minuten-Schwelle angekommen.

Längst ist beim Kenianischen Leichtathletik-Verband die Arbeit von Thomas Krejci anerkannt, als lizenzierter Manager darf er Athleten vermitteln – und das Läufercamp Kiambogo wurde sogar als erstes offizielles Berglaufcamp Kenias erklärt.

Von Wilfried Raatz aus „aktiv Laufen 06/2018“ – Fortsetzung und Schluss der Story am 2. November 2018.

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