Foto: Hannover Marathon
Wenn das Herz nicht mehr mitmacht – RADSPORT – Warum junge Rennfahrer sterben oder aus dem Sattel steigen müssen – Von KLAUS BLUME
BRÜSSEL – Das Beste zuletzt? Zwölf internationale Rennen in den nächsten acht Tagen stehen zum Saisonschluss auf dem Programm der weltbesten Rad-Profis. „Warum nicht?“ fragt der Belgier Eddy Merckx, der erfolgreichste Raddrennfahrer aller Zeiten.
Da sei schließlich für jeden etwas drunter. Nicht für den erst 20-jährigen Franzosen Tanguy Turgis. Das Talent aus dem zweitklassigen Team Vital Concept musste jetzt aus dem Sattel steigen – für immer: Denn er leidet an einer Herzfehlbildung.
Es sei, als zerbröckele gerade sein junges Leben, zitiert ihn die Mannschaftsleitung. Klar, noch im Mai hatte er – grade 19-jährig – den französischen Kopfstein-Klassiker Paris-Roubaix als 43. beendet – besser war in der Geschichte dieses Super-Rennens bisher kein anderer in seinem Alter gewesen. Und nun dieses frühe Ende einer kurzen Karriere!
„Es ist verboten, das geringste Risiko einzugehen. Obwohl ich immer noch in der Lage sein werde, in moderatem Tempo zu fahren und einige Ausflüge mit meinen Lieben zu teilen, kann ich keinen Sport auf hohem Niveau mehr betreiben und es scheint, als würde alles auseinander fallen. Diese Nachricht wird mein Leben verändern. Ich werde einige Zeit brauchen, um diese Entscheidung zu akzeptieren, aber ich hoffe, in der Welt des Radsports zu bleiben“, schrieb Turgis, dessen Brüder ebenfalls Rad-Profis sind, in der Mitteilung seines Teams.
Das Herz und der Radsport:
Am Samstagvormittag erreichte uns bereits die Kunde vom überraschenden Herztod des 23jährigen Wallonen Jimmy Duquennoy. Der Belgier hatte sich eine Saison lang mehr schlecht denn recht für die flämische Nachwuchs-Equipe Color-Code-Aquality Protect über die westeuropäischen Straßen gequält. Um am Freitagabend fest zu stellen, dass es wohl besser sei, künftig in einem körperlich weniger anstrengenden Beruf sein Geld zu verdienen. Man begreife seinen plötzlichenTod nicht, sagte sein Teamchef Amorison, denn es sei zuvor bei keiner ärztlichen Untersuchung eine Anomalie festgestellt worden.
Doch wie auch immer, die Herz-Attacken im professionellen Radsport häufen sich. Anfang des Jahres starb der 23-jährige Belgier Michael Goolaerts an einem Herzstillstand bei einem Sturz während des Rennen Paris-Roubaix. Schon vor diesem Sturz hatte Goolaerts eine Herzattacke erlitten, berichtete tagsdrauf Remy Schwarzt, der Staatsanwalt der französischen Gemeinde Cambrai der Pariser Nachrichtenagentur AFP.
Ein anderer junger Belgier, war 2016 nach einem Herzinfarkt beim Criterium International verstorben. Daan Myngeer wurde nur 22 Jahre alt. „Er hat sein letztes Rennen verloren, nachdem er gekämpft hat wie ein großer Champion“, schrieb sein Rennstall, das französische Zweitliga-Teams Roubaix ML.
Schöne Worte.
Doch wie wäre es, wenn der Internationale Radsport-Verband (UCI) gemeinsam mit der französischen ASO-Sportgesellschaft, dem größten weltweiten Veranstalter von professionellen Radrennen, eine vierteljährliche Herzuntersuchung aller lizenzierten Profis durchsetzt?
Und zusätzlich Untersuchungen nach Stürzen und Krankheiten? Bisher aber gibt es weder bei der UCI, noch bei der ASO keinerlei Vorschläge.
Klaus Blume
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