Andrea Mayr -Photo: Wilfried Raatz / wus-media
Berglauf-Weltcup in Bergen/ Chiemgau – Andrea Mayr geling eindrucksvolle Revanche Österreicherin schlägt auf ihrer Hausstrecke die Berglauf-Weltmeisterin Lucy Wambui Murigi – Wilfried Raatz berichtet
Michelle Maier wiederum als Dritte beste Deutsche – Kenianer Geoofrey Gikuni Ndungu rehabitiert sich mit Sieg am Hochfelln vor den starken Italienern Francesco Puppi und Bernard Dematteis und führt im Weltcup vor dem Finale in Ljubljana
Besser hätte es kaum für die Macher beim 45. Hochfelln-Berglauf in Bergen im Chiemgau laufen können. Nicht zuletzt durch die weltweite Akzeptanz des traditionsreichen Berglaufes im Chiemgau konnten die Organisation mit Jürgen Schmid und Georg „Bibi“ Anfang mit 350 Teilnehmern die größte Beteiligung nach der Austragung von Deutschen Berglauf-Meisterschaften verzeichnen.
Aber nicht nur das, es war auch zweifellos die beste Besetzung in der 45jährigen Geschichte des Berglaufes, schließlich gab es nicht zuletzt durch die erneute Einbindung in den World-Cup des Berglauf-Weltverbandes WMRA eine absolute Weltklassebesetzung, die nur schwerlich zu toppen sein dürfte.
Beim „kleinen“ Jubiläum bei herrlichem Spätsommerwetter und einer Vielzahl von Zuschauern triumphierten mit Andrea Mayr (Österreich) und Geoffrey Gikuni Ndungu (Kenia) zwei Athleten, denen nach einem eher mäßigen Abschneiden zwei Wochen zuvor bei den Weltmeisterschaften in Andorra nun auf dem selektiven Parcours mit 8,9 km und 1074 m Höhendifferenz am Hochfelln eine exzellente Revanche gelang.
Im prickelnden Duell zwischen der aktuell weltbesten Bergläuferin Lucy Wambui Murigi (Kenia) und Andrea Mayr lagen die Vorteile diesmal klar auf Seiten der 39jährigen Ärztin, die als Sechste bei den Weltmeisterschaften ihre wohl bislang schmerzlichste Niederlage in ihrer großartigen Karriere erleben müssen. „Ich habe bis heute noch keine Erklärung, weshalb in Andorra überhaupt nicht gelaufen ist. Ich habe gut trainiert und auch gute Ergebnisse wie beim Großglocknerlauf oder beim Schlickeralmlauf, deshalb ist dies für mich unerklärlich!“
Mit sicherlich gehörigen Revanchegelüsten startete Andrea Mayr auf der Strecke, die sie bereits achtmal als Siegerin bewältigte, und lief mit 47:44 nur 14 Sekunden über ihrem bereits 2008 aufgestellten Streckenrekord ins Ziel ein. Mit einem Rückstand von neunzig (!) Sekunden folgte dann die Weltmeisterin und gestand im Ziel freimütig: „Andrea ist die bessere Bergaufläuferin, ich liebe eher die abwechslungsreichen Strecken mit Bergabpassagen! Ich habe wirklich heute keine echte Chance gehabt!“
Die Rosenheimerin Michelle Maier durfte sich nun bereits zum dritten Mal in Folge als Dritte feiern lassen, auch wenn der Abstand mit 52:06 Minuten zu Andrea doch beträchtlich war. „Ich bin sehr zufrieden, schließlich waren vor mir nur zwei Weltmeisterinnen….!“
Michelle Maier kann mit Recht auf eine glänzende Saison zurückblicken, die ihr neben hervorragende Platzierungen wie als jeweils Zweite beim Jungfrau-Marathon oder beim legendären Rennen Sierre-Zinal auch Siege wie beim LGT-Marathon oder vor der weltbekannten Kulisse der Drei Zinnen einbrachten. Doch die 27jährige ist schon wieder auf dem Sprung, schließlich steht mit der Tour de Tirol am Wilden Kaiser die nächste Herausforderung an.
Siegerpodest der Frauen mit v.l. der Weltmeisterin Lucy Wambui Murigi, Andrea Mayr und Michelle Maier- Foto: Wilfried Raatz / wus-media
Im stark besetzten Frauenfeld überraschte als Fünfte die erst 15jährige Antonia Niedermaier mit 54:21 Minuten und deutlich vor so namhaften deutschen Bergläuferinnen wie Melanie Noll (Achte) oder Sarah Kistner (Neunte).
Spannend bis zum finalen Kilometer blieb das Männerrennen, am Ende setzte sich mit Geoffrey Gikuni Ndungu der nunmehr auch im World-Cup führende Kenianer durch, der in dieser Saison unter anderem auch am Großglockner als Sieger gefeiert wurde. Im erfrischenden Duell bezwang der 34jährige, der übriges auch eine 2:08-Marathonzeit zu Buche stehen hat, in 43:48 Minuten den Langdistanz-Weltmeister Francesco Puppi und dessen Landsmann Bernard Dematteis um acht bzw. siebzehn Sekunden.
Hochfelln-Sieger und World-Cup-Führender Geoffrey Gikuni Ndungu – Foto: Wilfried Raatz / wus-media
„Damit habe ich mich für das schwache Abschneiden in Andorra rehabilitiert“, freute sich Geoffrey über seinen Coup, der ihm alle Chancen eröffnet, auch den gut dotierten World-Cup beim finalen Rennen am kommenden Sonntag in Ljubljana (gegen Puppi und Dematteis) zu gewinnen.
Dem Spitzenfeld mussten leider die besten Deutschen hinterherlaufen, zumal der angekündigte Toni Palzer wegen eines gleichzeitig von seinem Sponsor am Watzmann anstehenden Rekordversuches fehlte. Für den DM-Vierten Marc Schulze wurde es am Ende Rang 15 mit 46:54 Minuten direkt vor Jonas Lehmann (16./ 47:09).
Im Wettbewerb wurde übrigens auch der achtmalige Sieger und Streckenrekordhalter Jonathan Wyatt gesichtet, der auf Rang 35 auch als 46jähriger noch eine gute Verfassung verriet. Als WMRA-Präsident ließ er es sich freilich nicht nehmen, die Siegerehrung im Festsaal in Bergen vorzunehmen – und konnte zudem auch dem Hochfelln-Veranstalter SC Bergen eine Medaille für mustergültige Organisation überreichen.
Ein Tänzchen auf dem Siegertreppchen wagen v. l. Francesco Puppi (2.), Geoffrey Gikuni Ndungu (1.) und Bernard Dematteis (3.) – Foto: Wilfried Raatz /wus-media
„Es war ein toller Tag für uns, für die Spitzen- und Breitensportler. Uns hat es aber auch gezeigt, dass der Aufwand im Vorfeld immer größer wird, aber auch die Forderungen des WMRA. Natürlich müssen wir uns überlegen, ob wir uns das auch weiterhin antun!“
Kritische Worte des SC-Vorsitzenden Jürgen Schmid, auch wenn es rundum nur Lob und Anerkennung für den einzigen deutschen Berglauf auf Weltniveau gab. Es wäre sicherlich ein großer Verlust, wenn sich der SC Bergen aus dem World-Cup zurückziehen würde. Dem nationalen wie auch internationalen Berglauf würde ein wichtiger Impuls fehlen.
Wilfried Raatz