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11
09
2018

Literatur-Marathon in der Kunstfabrik Schlot - Logo: Schlot

30. Literatur-Marathon Berlin in der Kunstfabrik „Schlot“: Zum runden Geburtstag eine bunte Mischung an Texten …

By GRR 0

Mit dem 30. Literatur-Marathon am vergangenen Sonntag (9.9.) wurde in Berlin wieder traditionell die Marathonwoche eingeläutet. Zum runden Geburtstag gab es eine bunte Mischung an Textsorten, die bei den Gästen in der Kunstfabrik „Schlot“ in Mitte sehr gut ankam.

Die Lesung wurde eröffnet vom Berliner Volker Schröder, der aus seiner vor Monaten erschienenen Autobiografie vortrug, die im Untertitel „Mein März-Marathon“ heißt und interessanterweise zuerst im Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung rezensiert wurde: Schröder stammt aus einer Hamburger Kaufmanns- bzw. Handwerkerfamilie (die „Bürstenmacher“).

Schröder ist Marathonläufer im Jubilee-Club mit der 36. Teilnahme am kommenden Sonntag. Schröder kämpft ungefähr genauso lange für den 18. März als Nationalfeiertag … über „seinen“ Platz des 18. März in Berlin laufen bereits alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Marathon: „Wer diesen Platz erreicht hat, braucht nur noch rund 200 Meter bis zum Ziel“ ist in seinem Buch auf Seite 147 zu lesen.

Der bekannte TV-Journalist und Autor Dr. Hajo Schumacher (alias Achim Achilles) überraschte die Gäste mit seinem „Männerspagat“ – ein wegweisendes Plädoyer „Wie wir mit Offenheit, Respekt und Leidenschaft die alten Rollen überwinden“ (so der Untertitel). Schumacher will ein positives Männerbild erzeugen. Das betrifft auch den Sport und das Laufen … und fängt bei ihm selbst an: „Für die drei Lebensbereiche Ich, Job, Beziehung nehme ich mir jeweils drei machbare Änderungen vor, zum Beispiel Verzicht auf Gewohnheiten: Facebook, Fernsehen und Sportwettkämpfe“ – so steht es auf Seite 190 im Buch, und auf der gleichen Seite lesen wir dann aber auch über den Versuch, „das Laufen zunehmend als meditative Praxis zu nutzen“.

Daniela Preiß (Wunsiedel) ist Buchwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt autobiografisches Schreiben. Daniela Preiß ist blind und hat ein Buch verfasst über den Extremläufer Harald Lange, der stark sehbehindert ist. Allein der Entstehungsprozess des Werkes ist alles andere als einfach.

Beim 30. Literatur-Marathon trug Daniela Preis mit Hilfe der Brailleschrift aus der Publikation vor vor und nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf die Strecke des härtesten Hindernisrennens in Deutschland, dem BravehaertBattle in Bad Kissingen: „Ich startete verhalten, da ich nicht mit Sicherheit wusste, was eigentlich auf mich zukam. Oder wie ich damit umgehen sollte“denn: Beim BravehaertBattle geht es richtig zur Sache“.

Zum Finale des 30. Literatur-Marathons gab es dann noch eine weitere Buchpremiere mit „Erfahrungen und Gedanken eines mittelmäßigen Läufers“ (Untertitel), nämlich vom pensionierten Schulleiter Ulrich Knoll aus Erlangen.

Der ist selbst seit über 40 Jahren aktiver Läufer; sein gerade erschienenes Buch trägt den Titel „Lustige Läufer leben länger oder zumindest besser“. Laufen und die damit verbundene Fitness ist für ihn eine Grundhaltung zum Leben: „Laufen hilft mir dabei, mein Leben zu strukturieren, es gewissermaßen ‚unter Kontrolle‘ zu haben“.

Und so schließt sein Werk mit dem Ausblick: „Laufen werde ich, solange es mir möglich ist“.

Der Berliner Literatur-Marathon geht auf eine Idee aus dem Jahre 1990 zurück vom langjährigen Race-Director Horst Milde und Detlef Kuhlmann, der als ehrenamtlicher Ressortleiter Kultur bei SCC Events diese Veranstaltung seit Beginn moderiert.

Damals wie heute soll damit das Rahmenprogramm des Berlin-Marathons kulturell angereichert werden. Als Prinzip gilt seitdem: Läuferinnen und Läufer lesen aus ihren eigenen Werken über das Laufen vor. Genau damit sucht der Berliner Literatur-Marathon weltweit seinesgleichen.

Bei früheren Lesungen waren u.a. in Berlin schon dabei: Waldemar Cierpinski, Günter Herburger, Manfred Steffny, Susanne Mahlstedt, Heidi Schmitt, Volker Schlöndorff, Gesine Strempel, Werner Sonntag, Dieter Baumann, Ingalena Heuck, Hartwig Gauder, Heidi Schmitt, Siegfried R. Schmidt, Sandra Mastropietro, Mike Kleiß und Joanna Zybon.

Inzwischen gibt es sogar eine Anthologie: „Lit. BERLIN-MARATHON. Texte von der Strecke“, die Detlef Kuhlmann herausgegeben hat (Hildesheim 2013: arete) und die ausschließlich literarische Beiträge über den Berlin-Marathon enthält. Die meisten Texte daraus wurden schon anlässlich des Literatur-Marathons live vorgetragen.

 

author: GRR