Foto: Hannover Marathon
TOUR DE FRANCE 2018 – Trotz Geraint Thomas und Chris Froome – der Generationswechsel ist unaufhaltbar – Von KLAUS BLUME
QUIBERON – Bleibt das so bis in alle Ewigkeit? Am Start zur Tour de France stehen 150 der besten Rad-Profis der Welt – und am Ende gewinnt immer ein Brite?
Wie gestern Geraint Thomas in Paris. Oder 2012 Bradley Wiggins. Oder Chris Froome (2013, 2015, 2016, 2017). Keine Bange, eine ähnliche Serie wird Geraint Thomas nicht einleiten. Denn der Waliser, schon 2017 beim Team Sky als Notnagel für Froome vorgesehen, steuert geradewegs in den Hebst seiner sportlichen Karriere hinein. Wenn Thomas 2019 seinen Tour-Triumph wiederholen will, wird er bereits 33 Jahre alt sein.
Vielleicht muss er dann für seinen gerade 21 Jahre jungen kolumbianischen Teamkollegen Egan Bernal in den Bergen die Trinkflaschen holen, so, wie das der Kolumbianer in den letzten drei Wochen für ihn und für Froome getan und obendrein Beide in seinem Windschatten durch die Alpen und die Pyrenäen geschleppt hat. Fraglich, ob Thomas und Froome ohne Bernal, der im Frühjahr schon die anspruchsvolle Kalifornien-Rundfahrt dominiert hatte, in Paris überhaupt das Podest erreicht hätten.
Kaum jemand anderer verkörperte auf der Tour de France 2018 den sich anbahnenden Generationswechsel im internationalen Radsport so eindrucksvoll wie er. Dicht gefolgt von seinem Landsmann Fernando Gaviria, der zwei Etappen im Sprint gewann. Seitdem gilt der 23-Jährige als Nachfolger des dreimaligen slowakischen Weltmeisters Peter Sagan (28). Gaviria, der mit 22 Jahren bereits den französischen Sprint-Klassiker Paris-Tours gewann, wird von dem Flamen Patrick Lefevere beim erfolgreichsten Team der Welt, Quick -Step, geschult.
Lefevere gibt sich gelassen: „Gaviria hat noch viel Zeit, um zu siegen.“ Übrigens hat Lefevere mit dem 24 Jahre alten Berliner Maximilian Schachmann noch ein besonderes seltenes Talent in der Hinterhand. Schachmann gewann 2018 zwar eine Etappe beim Giro d‘Italia, doch währen der Tour musste er in den Dolomiten trainieren. Seine Zeit komme noch. Auch die Zeit des 26-jährigen französischen Bergkönigs Julian -Alaphilippe.
Generationswechsel also im internationalen Radsport:
An die Stelle des großen Kolumbianers Quintana trat beim spanischen Team Movistar in den letzten drei Wochen der 24-jährige Spanier Marc Soler, der bereits im Frühjahr die anspruchsvolle Fernfahrt Paris-Nizza gewonnen hatte. Ohne Soler hätte Quintana keinen Etappensieg, dessen Movistar-Kollege Valverde keine Attacken und Mikel Landa nicht Rang sieben in der Gesamtwertung schaffen können. Der Generationswechsel ist im vollen Gange, vor allem in Frankreich und dort zu allererst in der Traditions-Equipe AG2R. Zwar setzt man dort noch immer auf den erst 26-jährigen Romain Bardet, doch ihm im Nacken sitzt bereits der 22-jährige Pierre Latour. Vielleicht ist sogar er Frankreichs künftiger Tour-Sieger?
Und was ist mit dem Slowenen Primoz Roglic, gehört nicht vor allem ihm die Zukunft?
Der Mann war 2007 bereits Junioren-Weltmeister im Skispringen, bis er sich nach einem schweren Sturz dem Radsport zugewandt hat. Jetzt ist er, der vielleicht begnadeste Zeitfahr-Spezialist der Jetztzeit, bereits 29 Jahre alt. Für den ganz großen Erfolg in einer der drei großen dreiwöchigen Landes-Rundfahrten in Italien, Frankreich oder Spanien, bleiben ihm also noch gute zwei Jahre. Doch in dieser Zeit darf ihn kein Sturz, keine Verletzung, keine Krankheit aus der Bahn werfen.
Doch wenn wir schon beim Zeitfahren sind: Auf der vorletzten Tour-Etappe hat sich der niederländische Weltmeister Tom Dumoulin vom deutschen Sunweb-Team eindrucksvoll als Sieger und damit als Gesamtzweiter der Tour behaupten können. Abere im Spätsommer, auf der knochenharten dreiwöchigen Vuelta a Espana, wird nicht er, sondern der 25-jährige Ravensburger Emanuel Buchmann in die Kapitänsrolle.
Der Generationswechssl scheint unaufhaltbar
Klaus Blume
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