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25
06
2018

Sein bis heute unangefochtenes „Markenzeichen“ ist jedoch das Sportwissenschaftliche Lexikon, dessen erste Ausgabe er als alleiniger Redakteur im Jahre 1972 vorgelegt hatte und das mittlerweile von ihm in der Verantwortung als Herausgeber in der 7. völlig neu bearbeiteten Auflage (Schorndorf 2003) nach wie vor auf dem Markt ist. - Foto: Schorndorf

Sportwissenschaftler Prof. Dr. Peter Röthig vollendet 90. Lebensjahr – Sein „Markenzeichen“ ist das Sportwissenschaftliche Lexikon

By GRR 0

Der langjährige Frankfurter Sportwissenschaftler Prof. Dr. Peter Röthig vollendet am Montag, dem 25. Juni 2018, sein 90. Lebensjahr.

Der Jubilar hatte von 1972 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im Jahre 1993 einen Lehrstuhl für Sportpädagogik am Institut für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt inne und war dort Nachfolger des österreichischen Sportmethodikers Prof. Dr. Friedrich Fetz (1927-2013).

Zeitweilig fungierte Röthig auch als Geschäftsführender Direktor des Frankfurter Instituts, eines der größten Deutschland. Peter Röthig hatte an der Freien Universität Berlin studiert und war von 1969 bis 1972 Leiter des dortigen Instituts für Leibesübungen mit Sitz im Stadtteil Dahlem.

Zwischendurch arbeitete er an der Universität Tübingen als Akademischer Rat bei Prof. Dr. Ommo Grupe (1930-2015), dem Nestor der Sportwissenschaft, resp. der Sportpädagogik in Deutschland. Peter Röthig zählt heute zu den wenigen noch lebenden Sportwissenschaftlern aus der Gründergeneration, als sich das Fach in den Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre an immer mehr Universitäten der Bundesrepublik Deutschland in Lehre und Forschung unter dieser modernen Bezeichnung etablierten konnte.

Demzufolge ist Peter Röthig auch Gründungsmitglied der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), dem Mitgliedsverband des Deutschen Olympischen Sportbundes, der im Oktober 1976 in München als Personenvereinigung für alle auf dem Gebiet der Sportwissenschaft lehrenden und forschenden Menschen gegründet wurde.

Peter Röthigs Arbeitsschwerpunkte in der Sportwissenschaft bzw. davor in der Theorie der Leibeserziehung waren pädagogische, anthropologische und psychologische Fragestellungen.

Das Thema seiner in Tübingen 1966 abgeschlossenen Promotion lautete: „Rhythmus und Bewegung. Eine Analyse aus der Sicht der Leibeserziehung“ (Schorndorf 1967); insbesondere fanden die Bewegungsästhetik, die Psychomotorik und die Mediendidaktik im Sport sein wissenschaftliches Interesse.

Sein bis heute unangefochtenes „Markenzeichen“ ist jedoch das Sportwissenschaftliche Lexikon, dessen erste Ausgabe er als alleiniger Redakteur im Jahre 1972 vorgelegt hatte und das mittlerweile von ihm in der Verantwortung als Herausgeber in der 7. völlig neu bearbeiteten Auflage (Schorndorf 2003) nach wie vor auf dem Markt ist.

Dabei wurde er als Mitherausgeber u.a. unterstützt von seinem Schüler und Nachfolger auf der Frankfurter Professur, Prof. Dr. Robert Prohl (geb. 1952), inzwischen dort Seniorprofessor. Das besondere am Röthig-Lexikon war und ist, dass hier ein Team renommierter Sportwissenschaftler bedeutende Fachbegriffe in kleinen Artikeln definiert und erklärt. Ähnliches gilt für die Reihe „Kursbücher“, die Peter Röthig begründet hat. Das sind Lehrmaterialien für die gymnasiale Oberstufe zu Themen wie Sport und Gesellschaft, Trainingslehre und Sportbiologie, die bis heute den Unterricht in den Grund- und Leistungskursen Sport an den Schulen gehaltvoll flankieren.

Der gebürtige Dresdner Peter Röthig war selbst ein vielseitig begabter Sportler. Seine größten Erfolge feierte in der Leichtathletik.

Davon zeugt heute noch (das antiquarisch zu erwerbende) Titelbild des Fachmagazins Leichtathletik, der Bundesfachzeitschrift bzw. Amtlichen Organ des Deutschen Leichtathletik-Verbandes in der Ausgabe vom 5. Oktober 1954 (Nr. 40), das Peter Röthig im Trikot seines Heimatvereins OSC Berlin kurz vor Erreichen des Zieleinlaufs beim 100-m-Sprint zeigt. Peter Röthig war mehrfacher Berliner und norddeutscher sowie deutscher Studentenmeister. Mit der 4x100m-Staffel des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) wurde er bei den Studenten-Weltmeisterschaften 1955 in San Sebastian sogar Weltmeister. Seine persönliche Bestzeit über 100-m beträgt 10,9 Sek. Im Weitsprung erzielt er 7,12 m.

Ehemalige Sportstudenten aus Tübingen erinnern sich bis heute, dass Peter Röthig ganz im Sinne der damals sog. „Meisterlehre“ als Dozent im Schwerpunktfach Leichtathletik alles vor- und selbst mitmachte, sogar bei den praktischen Leistungsprüfungen: Es soll kaum eine Disziplin gegeben haben, wo Röthig nicht besser war als alle Studierenden – schließlich war er selbst ein erfolgreicher leichtathletischer Mehrkämpfer.

Später wechselte Peter Röthig zum Volleyball, war deutscher Seniorenmeister und betätigte sich als Disziplin-Chef im adh. Bis ins hohe Alter blieb er weiter mit täglicher Gymnastik geschmeidig und war aktiv im Tennis, Radsport und Skilauf.

Die Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung im Deutschen Olympischen Sportbund, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, ist dem Jubilar berufsbiografisch eng verbunden: „Als Studentin an der Freien Universität Berlin habe ich bei Professor Peter Röthig an spannenden Seminaren in Sportpädagogik teilgenommen und mich dann für eine Mitarbeit in einem von ihm initiierten Projekt zur Bewegungsförderung von Kindern mit einer Cerebralparese beworben. Zu diesem Thema habe ich meine Staatsexamensarbeit eingereicht, und so begann meine wissenschaftliche Arbeit im Bereich von Sport und Behinderung. Den Einstieg in dieses Fachgebiet hat mir Peter Röthig ermöglicht und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Zu seinem 90. Geburtstag wünsche ich ihm von ganzem Herzen alles Gute!“

Und sein langjähriger Freund und Wegbegleiter aus gemeinsamen Leichtathletikzeiten, Walther Tröger, langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident, schließt sich dem Reigen der Gratulanten hier gleich an: „Ich danke Peter Röthig für unsere über 65 Jahre andauernde enge Freundschaft und gratuliere ihm sehr herzlich zu diesem runden Geburtstag mit allen guten Wünschen für das neue Lebensjahr!“

Prof. Detlef Kuhlmann

author: GRR