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05
06
2018

Die Spitze des Läuferfeldes - und mit der Startnummer 777 Laura Hottenrott - Foto: Wilfried Raatz/ wus-media

11. Klingenthal Sport Salzkotten Marathon 2018: Mathias zum Achten! Wilfried Raatz berichtet

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+ Bad Driburger Dauerbrenner schlägt erneut zu: Mathias Nahen gewinnt zum achten Mal in Folge den Marathon

+ Gert Fischer setzte dem Seriensieger allerdings 36 km lang gehörig zu

+ Stargast Laura Hottenrott läuft flotter als vorprogrammiert zum Halbmarathonsieg

+ Neue Rekordzahlen in der Sälzerstadt bestätigen die behutsame Weiterentwicklung einer familiären Breitensportveranstaltung

Laura Hottenrott, für die Heim-Europameisterschaften im August in Berlin für den Marathon-Wettbewerb nominiert, war natürlich der „Promi“ im rekordträchtigen Feld beim 11. Klingenthal Sport Salzkotten Marathon, der nunmehr achtmalige Marathonsieger Mathias Nahen der Chef auf den Straßen der Sälzerstadt, der Star jedoch war jedoch die über 2000 Köpfe zählende Läuferschar, die den Organisatoren einmal mehr die maßvolle Aufbauarbeit zu einer festen Größe zumindest im westdeutschen Raum bescheinigte und das erste Juni-Wochenende zu einem wirklichen Familienfest werden ließen.

Veranstaltungsleiter Sascha Wiczynski freute sich dann auch mit einem Funkeln in den Augen, als er zügig nach dem Startprocedere auf der Bühne am Marktplatz die neue Rekordmarke präsentierte: „Das ist Wahnsinn! Mit den Bambinis und Grundschülern haben wir jetzt eine Gesamtmeldezahl von 2411 Teilnehmern!“ Ihm war es durchaus gegönnt, sich schon im laufenden Programm zusammen mit dem eifrigen Moderator Hardy Schmidt einen symbolischen Schluck auf die neue Rekordmarke zu genehmigen.

Damit konnte das Wiczynski-Team die Rekordzahl aus dem Jubiläumsjahr 2017 von 2293 kontinuierlich weiter steigern – heruntergerechnet bedeutet dies 1765 LäuferInnen über Marathon, Halbmarathon, 10 km, 5,5 km und im Staffelwettbewerb! Wenn das keine Marke ist, auf die selbst Bürgermeister Ulrich Berger mächtig stolz ist. Das Stadtoberhaupt hat sich übrigens mit Bedacht vom Nichtläufer zum Läufer mit nunmehr einer Finisherzeit von 59 Minuten über die in der Tat 10,5 km lange Kurzdistanz hochgearbeitet und nicht nur viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung zum Laufen animiert, sondern vor allem als Motor bei vielen stadtansässigen Firmen für die Laufveranstaltung in „seiner“ Stadt für erheblichen Wirbel gesorgt.

„Es ist unser Ansporn, jedes Jahr ein bisschen bekannter und größer zu werden – und dies schaffen wir seit 2007 kontinuierlich!“ Gelungenes Stadtmarketing für eine Stadt, die im Planquadrat der Metropolen Bielefeld, Paderborn, Münster, Dortmund und Kassel keinen leichten Stand im Veranstaltungskalender hat.

Und dies mit einem besonderen Mehrwert für die heimische Bevölkerung, nämlich der Investition für die Gesundheitsförderung. Beleg sind die zahlreichen Firmen, die dank der Initiative des Salzkotten Marathons und der örtlichen Volkshochschule mit gezielten und nachhaltigen Laufvorbereitungen nun mit einer erstaunlichen Anzahl an Mitarbeitern Teil dieser überaus familiären Laufveranstaltung geworden sind.

„Ich werde allerdings mit angezogener Handbremse laufen“, wehrte Laura Hottenrott schon vor dem Start schnelle Spekulationen über die naheliegende neue Rekordmarke ab. Die bis dato gültige Bestzeit lief Carolin Gläser bereits 2010 mit 1:21:53 Stunden – für eine Spitzenkönnerin vom Schlage einer Laura Hottenrott mit einer flotten Bestmarke von 1:13:12 also jederzeit machbar. „Es hat Spaß gemacht, denn es ist eine nette Rundstrecke“, gestand Laura dann nach 80 Minuten Trainingsarbeit kaum außer Atem im Ziel. „Geplant war ein 3:50er Schnitt. Das hat ja dann auch super geklappt!“

Mit 1:20:07 Minuten steht nunmehr ein neuer Streckenrekord in den Büchern der noch recht jungen Veranstaltung, der sicherlich auch für ambitionierte Läuferinnen durchaus machbar sein dürfte.

„Das war nach den beiden 10 km-Läufen in Lippstadt und Niedermeiser mein dritter Vorbereitungslauf inmitten der Trainingsphase. Ich liebe solche Läufe, denn alleine das Training zu bestreiten, ist auf Dauer doch zu langweilig. Man ist unter Läufern und kann diese Atmosphäre auch wirklich genießen!“

Für Laura geht es in zwei Wochen zum Höhentraining nach Livigno und dann direkt zum richtigen Formtest an die Außenalster nach Hamburg. „Wir wollen diese unmittelbare Anreise zum Wettkampf testen und vermutlich dies auch für die EM so planen“, ergänzt Vater Kuno Hottenrott, der seine Tochter auf dem Stahlross mit dem gebotenen Abstand auf der Strecke verfolgte.

Nachhaltiger Beleg für den vornehmlich als Breitensportveranstaltung ausgelegten Salzkotten Marathon ist die Tatsache, dass Laura Hottenrott mit ihrer Siegerzeit von 1:20:07 Stunden Platz zwei im Gesamteinlauf belegte – und deutlich vor ihren Konkurrentinnen, die von der W45-Läuferin Silke Niehues nach 1:31:11 angeführt wurde.

Tagesschnellster über die 21,1 km war mit Michael Brand ein weitgereister Läufer, der sich „mit zunehmendem Alter“ (wie er gerne zugab) verstärkt den Landschafts- und Bergläufen zugeneigt fühlt. „Klar, an meine hier 2013 gelaufenen 1:13:29 komme ich nicht mehr heran. Dazu habe ich einfach auch andere Prioritäten gesetzt, mit einer 45-Stunden-Woche als Maschinenbau-Ingenieur und der Familie geht kaum noch eine intensive Lauf-Vorbereitung. Wenn ich einmal auf einen Wochenumfang von 100 Kilometern komme, dann ist dies viel!“

Die Vorliebe des 36jährigen aus Bad Driburg gilt inzwischen den profilierten Strecken wie beim Jungfrau-Marathon, auf der Bettmeralp, dem Osterfelder oder Nebelhorn-Berglauf – und verriet uns zugleich auch sein persönliches Sommer-Highlight, den Start beim Brixen-Marathon mit 2450 Höhenmetern.

„So sehen Sieger aus!“ tönt es aus den Boxen am Marktplatz, als nach spannenden zweidreiviertel Stunden mit Mathias Nahen der „Held des Tages“ ins Marathonziel einlief. Der Abonnementsmeister ließ sich auch vom unermüdlichen Tempodiktat seines einzigen Gegenspielers Gert Fischer kirre machen – und holte sich mit einer starken Schlussrunde nach 2:46:41 Stunden den nunmehr achten Sieg (!) beim Salzkotten Marathon. Mit 2:38:20 hält der Dauerbrenner aus Bad Driburg auch seit 2015 den Streckenrekord an der Heder.

„Gert war in der dritten Runde schon einmal sechzig Meter weggelaufen, dachte mir aber, auf Sichtweite hast du immer noch die Chance zum Sieg. Und so ist es dann auch gekommen….“, berichtete Mathias Nahen über den spannenden Rennverlauf, der bis 36 km völlig offen, nein, sogar mit leichten Vorteilen von Gert Fischer war. „Ich liebe solche Herausforderungen“, gestand der letztlich mit 2:48:58 als Zweiter eingelaufene Ultraläufer von SuS Oberaden.

„Nach 36 km hatte ich muskuläre Probleme und wollte dann nur noch sicher ankommen. Das war für mich ein toller Trainingslauf – noch dazu klar unter drei Stunden!“ Auch Gert Fischer zieht es in die Berge, im August stehen für ihn satte 70 Laufkilometer im Allgäu auf dem Wettkampfprogramm. Und macht jetzt Mathias Nahen die „Zehn“ komplett? „Mal sehen“, zeigte sich der 47jährige sichtlich entspannt, wohl aber zielsicher. Schließlich hat er einmal mehr bewiesen, dass Kampfstärke einer seiner wichtigen Tugenden ist – und sei nach eigenem Bekunden „für das Alter noch gut dabei!“

Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, orakelt eine alte Volksweisheit. In Salzkotten bewahrheitete sich dieses aber auf sportliche Weise. Während Vater Mathias (Nahen) seine vier Runden rund um Salzkotten abspulte, sprintete Tochter Kiara nach 2016 und 2017 bereits zum dritten Sieg im auf 5,5 km ausgelegten Fit & Fun-Lauf. Für diese Distanz benötigte die für den LC Paderborn startende Kiara 22:27 Minuten und lag damit klar vor ihrer Teamkollegin Charlotte Esken.

Im Ziel am Rathaus gab es viele fröhliche Gesichter. Nicht nur an der Spitze, sondern auch verstärkt im weiteren Feld, wo der Spaßfaktor die wesentliche Rolle spielt. „Hey, das ist der Hammer!“ jubelte Janina Todt, die bei ihrem Marathondebüt sogleich zum Sieg lief. „Ich hätte nie gedacht, dass ich unter 3:30 laufen könnte!“ Die 25 Jahre alte Lehramtsstudentin für Mathematik und Sport lief beim Paderborner Osterlauf nach 1:39:32 ins Ziel – und wollte nun einmal die Marathonstrecke ausprobieren.

Und mit Blick auf den eine knappe Minute dahinter einlaufenden Sebastian Hiening gerichtet: „Ich muss mich bei meinem ungewollten Pacemaker bedanken, der mich so lange begleitet hatte“. Noch total überwältigt von ihrem tollen Erfolg wurde Janina rasch wieder sachlich: „Jetzt freue ich mich auf ein Essen bei meiner Mutter, es gibt irgendwas mit Curry und Fleisch….!“

Spaßfaktor hoch hat auch Jessica Volkmann, die unter der Bezeichnung „Teilzeitläufer Bielefeld“ zum 10 km-Tagessieg nach 42:28 Minuten lief. Den Hauptteil des Tages verbringt die Studentin für Sport und Mathematik gewiss an der Uni, einen nicht unwesentlichen Teil allerdings auch mit ihrer Trainingsgruppe, die sich vor zwei Jahren aus Freude am Laufen gefunden hatte. Mit 39:22 schaffte Jessica übrigens bei der Zwischenmarke bei exakt 10 km mit 39:22 Minuten Hausrekord („So schnell war ich ja noch nie!“). Die Bielefelderin musste sich freilich auch strecken, denn die einheimische Sarah Metz, übrigens Streckenrekordlerin über 5,5 km, lief mit nur knappem Abstand dahinter auf Rang zwei, für sie wurden 43:08 gestoppt.

Zwischen den vielen Firmen-Shirts fiel bei der elften Auflage des Salzkotten Marathon eine Gruppe mit blauem Shirt besonders auf. Aufschluss gab es freilich erst auf dem zweiten Blick, denn auf der Rückseite konnte man „Laufteam der Städtepartnerschaft Salzkotten – Bystrice“ lesen.

Beleg für die gelebte Städtefreundschaft zwischen der ostwestfälischen Stadt und dem tschechischen Bystrice, die seit Jahren nicht nur mit einer großen Delegation, sondern stets auch mit Topläufern in die Sälzerstadt kommen.

Wilfried Raatz

 

 

author: GRR