Symbolfoto: Rennradfahrer - ©LSB - NRW - Andrea Bowinkelmann
GIRO D‘ITALIA UCI-Präsident rügt Sieger Christoph Froome: Er hätte liebe daheim bleiben sollen – Von KLAUS BLUME
ROM – Wenn sich Monsieur David Lappertient, Bürgermeister des bretonischen Fleckchens Sarzeau, über den Radsport verbreitet, spitzen sie nicht nur in dessen Gemeinde die Ohren. Vor allem andernorts. Denn Monsieur Lappartient ist als Präsident des Welt-Radsport-Verbandes (UCI) nämlich ein ausgewiesener Kenner der Materie.
Als solcher vermochte der Franzose den Triumph des Briten Christopher Froome beim 101. Giro d‘Italia denn auch keinesfalls gutheißen. Im Gegenteil! Statt ein übliches Lob zu formulieren, sagte Lappartient unverblümt, er hätte es „nur allzu sehr begrüßt“, wenn das britische Team Sky den 33-jährigen Froome „bis zur Klärung seines Falles zurück gezogen“ und nicht bei der gestern in Rom beendeten Italien-Rundfahrt eingesetzt hätte.
Ein Paukenschlag.
Der sich so erklärt: Froome hatte auf der 18. Etappe der Spanien-Rundfahrt 2017 die ihm erlaubte Menge des Asthmamittels Salbutamol um 100 Prozent überschritten. Ein Medikament, das nicht nur Asthma lindert, sondern obendrein seiner anabolen Wirkung wegen geschätzt wird. Deshalb drohen Froome nun zwei Jahre Sperre und die Aberkennung aller Siege. Die UCI will ihr Urteil noch vor dem Start der Tour de France am 7. Juli verkünden.
Fällt dieses Urteil – und warum eigentlich nicht? – gegen Froome aus, zählt der gebürtige Kenianer auf keinen Fall – wie bisher nur der Bretone Bernard Hinault und der Flame Eddy Merckx – zu jenen Rennfahrern, die in ihrer Laufbahn alle dreiwöchigen Landes-Rundfahrten gewinnen konnten: den Giro d‘Italia, die Tour de France und die Vuelta a Espana. Merckx gelang dieses Kunststück in den Jahren 1973 und 1974, Hinault 1982 und 1983. Froome hatte 2013, 2015 und 2016 in Frankreich, 2017 in Spanien und in diesem Mai auch in Italien triumphiert. Doch was verbleibt in den Annalen? Nur ein Doping-Hinweis?
Die renommierte Londoner Tageszeitung „The Guardian“ schreibt, die „dunkle Geschichte des Radsports“ bringe es nun einmal mit sich, dass Froomes viel bewundertes freitägliches Solo über achtzig Kilometer „ob zu Recht oder zu Unrecht, von Argwohn begleitet worden ist.“ Vor allem aber weiterhin begleitet würde.
Zwei Briten haben diesen Giro geprägt, wie sonst kein anderer Rad-Profi: Chris Froome und Simon Yates, der allerdings nicht für die Equipe Sky, sondern für die australische Mannschaft Michelton-Scott in die Pedale tritt.
Beide haben dem Radsport in Italien – denkt man an dessen dunkle Geschichte – ein überaus fragwürdiges Zeugnis ausgestellt. Froome, der steif und fest behauptet, „dass ich nichts falsch gemacht habe“, und Yates, der 2016, auf der Fahrt in den Frühling – von Paris nach Nizza – der Einnahme des Asthma-Mittels Terbulatin überführt wurde. Die Folge damals: Vier Monate Sperre!
In Italien gewann Yates, bis dato nicht sonderlich erfolgreich, auf einmal drei Etappen und trug 21 (!) Tage lang das Rosa Trikot des Gesamtführenden. In diesem Trikot schien er geradezu mit seinen Gegnern zu spielen. Wie das? Worauf gründeten seine urplötzlichen Leistungssprünge? Am Freitag, auf der drittletzten Giro-Etappe, erreichte er das Ziel auf einmal nur auf dem 79. Rang – mit einem Rückstand von 18:51 Minuten.
Niemand konnte sich diesen unerwarteten Einbruch erklären. So resümierte der Londoner „Intependent“ nur noch fassungslos: „Eine bizarre Geschichte.“ Ein treffliches Schlusswort für den gesamten gestern beendeten Giro d‘Italia.
Klaus Blume
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