DOSB Präsedent Alfons Hörmann - Foto: DOSB
Debatte um die Sportförderung: Erst das Geld und dann die Reform – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Der DOSB will wohl die Spitzensportreform erst dann umsetzen, wenn die Fördergelder vom Bund erhöht werden. Doch dem schiebt die Regierung einen Riegel vor. Nun sind die Verbände zur Krisensitzung geladen.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) beharrt darauf, dass erst die staatliche Spitzensportförderung erhöht und dann die Reform des Spitzensports umgesetzt wird.
„Aus unserer Sicht ist es völlig eindeutig, dass ein substantieller und nachhaltiger Aufwuchs der Mittel eine unumgängliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Reform ist“, schreiben DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker an die Präsidenten und Generalsekretäre der Verbände.
Sie laden diese zu einem „Meinungs- und Informationsaustausch“ an diesem Mittwoch in Frankfurt ein. Das Treffen könnte zu einer Krisensitzung werden. Denn die Eckwerte der Etatplanung der Bundesregierung, die in der vergangenen Woche in Berlin vorgestellt worden sind, erhalten für das laufende Jahr keinerlei Aufwuchs und von 2019 an eine Steigerung der Spitzensportförderung um lediglich 30 auf 195 Millionen Euro jährlich.
Ein Grund für die restriktive Haltung des Bundes ist der Bericht des Bundesrechnungshofes, in dem die Prüfer konstatieren: „Zusammenfassend können Aufwüchse gegenüber der bisherigen Finanzplanung für das Jahr 2018 (…) allenfalls zu einem geringen Teil mit der Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung begründet werden, da das Konzept noch der Umsetzung bedarf.“ Dies bestreiten Hörmann und Rücker. „Unserer Meinung nach sind wir in der Entwicklung des Prozesses deutlich weiter“, schreiben sie.
„Es gab zu keinem Zeitpunkt einen Konsens über die Reduzierung der Kaderzahlen um 1000 – im Gegenteil. Der DOSB hat von Anfang an deutlich gemacht, dass die Reduzierung in dieser Größenordnung im Sinne einer optimalen Förderung des Leistungssports in seiner Vielfalt nicht zu verantworten ist.“
Auch bei der Zahl der Bundesstützpunkte gebe es bis heute keine Einigkeit. Der DOSB als Mittler zwischen den Interessen von Bund und Ländern müsse auch den Nachwuchsleistungssport im Blick behalten; es gelte zu verhindern, dass in der Förderung weiße Flecken entstehen. Zudem seien neue olympische Sportarten zu berücksichtigen. Die Neuorganisation der Olympiastützpunkte solle der qualitativen Verbesserung dienen und nicht, wie der Rechnungshof erwarte, der Kosteneinsparung.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 7. Mai 2018
Michael Reinsch – Korrespondent für Sport in Berlin.