Manfred von Richthofen - Foto: DSB
85. Geburtstag und 5. Todestag – Zum Gedenken an Manfred von Richthofen
„Er hat sich um den deutschen Sport und unser ganzes Land verdient gemacht“
Der Landessportbund (LSB) Berlin hat Anfang September in einer Feierstunde sein Haus des Sports in der Jesse-Owens-Allee im Berliner Olympiapark in „Manfred-von Richthofen-Haus“ umbenannt.
Der LSB Berlin ehrt damit seinen ehemaligen Direktor (1972-1985) und Präsidenten (1985-2000). Manfred Freiherr von Richthofen war von 1994 bis 2006 der letzte Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), eine der Vorgängerorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Das „Manfred-von Richthofen-Haus“ in der Jesse-Owens-Allee – Foto: Horst Milde
Auf der Gründungsversammlung des DOSB am 20. Mai 2006 im Frankfurter Römer wurde Manfred von Richthofen zum (ersten) DOSB-Ehrenpräsidenten gewählt.
Am 9. Februar 2019 hätte Manfred von Richthofen seinen 85. Geburtstag feiern können, allerdings hat sich am 1. Mai 2019 bereits der 5. Todestag des Berliners gejährt. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Berliner Waldfriedhof Dahlem.
Manfred von Richthofen gehört zu den herausragendsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des Sports in der Bundesrepublik Deutschland. Aus Anlass seiner beiden Gedenktage sei schlaglichtartig an das große und vielseitige Wirken von Manfred von Richthofen für den Sport in Berlin und Deutschland erinnert:
Manfred von Richthofen wurde als Kaufmannssohn in Berlin geboren, besuchte das Internat Schloss Salem und das Gymnasium St. Goarshausen (Kreis Rhein-Lahn in Rheinland-Pfalz). Nach dem Abitur studierte er an der Freien Universität Berlin Sport und Sozialpädagogik und war später Lehrer für Sport und Politische Weltkunde am Canisius Kolleg Berlin.
Manfred von Richthofen spielte von 1951 bis 1961 aktiv Hockey beim Berliner Sport-Club (BSC) in der Oberliga und war ein erfolgreicher Hockeytrainer (u.a. auch für Auswahl-Mannschaften des Berliner Hockeyverbandes). Von 1969 bis 1972 war er (hauptamtlicher) Sportdirektor des LSB Berlin. Manfred von Richthofen gehörte seit 1983 dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland an. Sein gleichnamiger Onkel (1892-1918) war der bekannte (und inzwischen verfilmte) Jagdflieger mit dem Beinamen „Der Rote Baron“.
In seinem Werk mit den Kurz-Biografien von Persönlichkeiten des deutschen Sports schreibt der langjährige DSB-Chronist Friedrich Mevert (Hannover) unter der Überschrift „Kritischer Geist mit erfolgreichem Wirken“ über Manfred von Richthofen als fünftem Präsidenten des DSB u.a.: „Seine wirtschaftliche Unabhängigkeit als Unternehmer kam von Richthofen in seinen verantwortlichen Funktionen immer zugute.
So konnte er als DSB-Präsident neue Akzente setzen, wobei es ihm durch seinen Einsatz gelungen ist, den Sport als unersetzlichen Bestandteil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens darzustellen.“ Für von Richthofen gelten die rund 90.000 Sportvereine in Deutschland als ein für die Gesellschaft wichtiges und unverzichtbares Netz von „Sozialstationen“.
Anlässlich des 80. Geburtstages von Manfred von Richthofen schrieb Harald Pieper, von 1988 bis 2006 Leiter der Pressestelle des DSB, in einer Laudatio für die DOSB-PRESSE im Februar 2014 an einer Stelle: „Der unnachgiebige Anti-Doping-Verfechter von Richthofen hat die Sportpolitik der letzten Jahrzehnte ebenso geprägt wie der überzeugte und überzeugende Protagonist der Förderung wichtiger Themen- und Problembereiche wie Gesundheit, Sport für Alle, Spitzensportentwicklung, Ehrenamt, Umweltschutz, Schulsport, Integration, gesellschaftlicher Schulterschluss etwa mit Kirche, Kultur, Gewerkschaften und Arbeitgebern. Ein beeindruckendes Spektrum von sportpolitischen Schwerpunkten im Sinne des Gemeinwohls, denen sich Manfred von Richthofen verpflichtet fühlte.“
Mit der Zusammenführung von DSB und dem NOK für Deutschland im Jahre 2006, dessen beharrlicher Motor Manfred von Richthofen in mehrjährigen Diskussionen war, fand sein großes sportpolitisches Schaffen mit dem gleichzeitigen Verzicht auf ein weiteres Ehrenamt auf Bundesebene eine stabile zukunftsweisende Vollendung.
Danach blieb von Richthofen genügend Zeit und Muße zum Verfassen seiner Memoiren am Schreibtisch wahlweise in Berlin im Haus an der Koenigsallee im Ortsteil Grunewald oder am Zweitwohnsitz in Rottach-Egern am Tegernsee. Das 160-seitige Buch ist 2010 unter dem Titel „Positionen“ in kleiner Auflage erschienen, und zwar mit einem elften und letzten Kapitel, das die Überschrift „Ausblicke“ trägt und wo Manfred von Richthofen auf neun Seiten ein letztes Mal klar und prägnant Position bezieht, und zwar thematisch in dreifacher Hinsicht – nämlich: „Zur politischen Bedeutung des IOC“ (Kap. 11.1), zu der Frage: „Wie ein zeitgemäßer DOSB aussehen sollte“ (Kap. 11.2) und zu der These „Der Sport braucht Vorbilder“ (Kap. 11.3). Diese Positionen dürften an Diskussionswürdigkeit bis heute nichts verloren haben.
Cover des Buches „Positionen“ – Foto: Horst Milde
Alfons Hörmann, der Präsident des DOSB, würdigte die Lebensleistung für den Sport von Manfred von Richthofen anlässlich seines Todes u.a. mit diesen Worten: „Er hat sich als Sportpolitiker um die vielfältigen Themen des Sports große Verdienste erworben, besonders für das Thema Breitensport/Sportentwicklung stand er wie kaum ein Zweiter. Manfred von Richthofen hat sich um den deutschen Sport und damit für unser ganzes Land verdient gemacht.“
Prof. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse