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04
2019

5. Berliner 10km Lauf für Gefangene - kurz nach dem Start. - Foto: Horst Milde

5. Berliner 10km Lauf für Gefangene in der JVA Plötzensee am 10. April 2019 mit Rekordzahl von 60 Finishern

By GRR 0

Am Mittwoch, dem 10. April 2019 fand in der Berliner Justizvollzugsanstalt Plötzensee der 5. Berliner 10 km Lauf  für Gefangene statt.

Nach einem Jahr Unterbrechung wechselte man vom Herbst in das Frühjahr – auch in der Hoffnung, daß das Wetter frühlingshaft schön sei. Es schien zwar tatsächlich die Sonne, aber es war sehr kalt, ganz im Gegensatz zum Berliner Halbmarathon drei Tage zuvor, wo es fast schon wieder zu warm war.
Es waren auch keine 37.000 Teilnehmer wie am Sonntag dabei, gemeldet waren insgesamt 80 Teilnehmer/-innen aus den 7 Berliner Haftanstalten und den „externen“ Läufern.

Foto: Horst Milde

Der Taxistreik hat wahrscheinlich einige der gemeldeten Teilnehmer am Start gehindert, denn die Berliner Straßen waren durch die Taxis gesperrt, es bildeten sich kilometerlange Staus. Darunter litten auch die Justiz-Transportwagen mit den Gefangenen, die aus den verschiedenen Anstalten im Stau standen. Statt um 16.00 Uhr musste der Start um etwa 15. Minuten verschoben werden, die Zeit bis dahin überbrückte die hauseigene Band mit flotten Rhythmen.
Sebastian Brux, der Pressesprecher der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, selbst Läufer (Berliner Halbmarathon am Sonntag: 1:59.03!) hatte  auch Kollegen der Berliner Medien zum Mitmachen motiviert, dem wurde auch erfreulicherweise von regionalen und überregionalen Medien Folge geleistet.

Alle 7 Berliner Anstalten konnten für diese besondere Laufveranstaltung Teilnehmer und Teilnehmerinnen entsenden. Die Gefangenen gingen gut vorbereitet an den Start. In der JVA Plötzensee beispielweise wird schon seit 2012 regelmäßig ein Lauftraining angeboten und dankbar angenommen. Die Trainerin ist JoAnna Zybon.

Die Frauen vom FU Hochschulsport halfen der späteren Siegerin über die zehn Runden – Foto: Horst Milde

Neben der allgemeinen Organisation durch die Verantwortliche der sozialpädagogischen Abteilung der JVA Plötzensee (Frau Susan Drews)  ist German Road Races (GRR) e.V. für die sportliche Organisation zuständig und stellte für dieses Event auch externe Helferinnen und Helfer zur Verfügung.

Allgemeiner Tenor: „Das war die bisher beste Veranstaltung, von der Teilnehmerzahl der Läuferinnen und Läufer her, der Stimmung, dem Wetter und dem Beifall der vielen Besucher.

Oda Templin ist der Verpflegungspunkt – Foto: Horst Milde

Der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) schickte offizielle Kampfrichter, mit Tobias Alwast (Kampfrichterwart des BLV) und Katrin Eckert, – waren das die Aushängeschilder des Verbandes – damit die Ergebnisse beim Verband gelistet werden können. Die Laufstrecke ist eine 1.000m-Runde auf dem Gelände der JVA Plötzensee und der Jugendstrafanstalt. Sie muss zehn Mal absolviert werden. Vermessen wurde die Strecke vom IAAF/AIMS-A-grade-Vermesser John Kunkeler, sodaß die Zeiten offiziell gewertet werden können.

Tobias Alwast (Kampfrichterwart des BLV) und Katrin Eckert sind die offiziellen Kampfrichter des BLV – Foto: Horst Milde

Eine „Rekordzahl“ von 60 Finishern kann der Lauf melden (gegenüber 40 Finisher aus dem Vorjahr).

Die Ausgabe der Startnummern an die Teilnehmer lag in den Händen von JoAnna Zybon, die diese  Arbeit vorbereitet hatte – incl. der Urkunden, die die Teilnehmer, als auch die Helfer bekamen. Dr. Erdmute Nieke war bei der Ausgabe eine wichtige Helferin, als auch nachher beim Schreiben und der Ausgabe der Sieger-Urkunden

Die Laufstrecke verläuft über den Fussballplatz der Jugendstrafanstalt – Foto: Horst Milde

Die Veranstaltung wurde vom Leiter der JVA Dr. Meyer-Odewald mit einer kurzen Rede an die Läufer/-innen, die Besucher und die Bediensteten eröffnet. Um kurz nach 16.00 Uhr zählte man, wie beim Marathonstart,  von 10 herunter – und die Internen und Externen begannen ihr Rennen.

Angeführt wurden sie auf Reinhard Röcher, einem Fahrrad der selbst Marathonläufer war und lange Jahre auch in der JVA für das  Rennen mitverantwortlich war, er war auch derjenige, der das Training in Plötzensee initiierte. Mit einer Trillerpfeife „pfiff“ er sich jeweils die Strecke frei, da es bald zu Überrundungen führte.

Reinhard Röcher vorneweg – Foto: Horst Milde

John Kunkeler brachte als Moderator und Sprecher das Rennen den beifallsfreudigen Besuchern nahe, das spannend war und bis zu Hälfte auch so schnell, sodaß der Streckenrekord in Gefahr war. Die ersten beiden Runden werden im Überschwang immer viel zu schnell angegangen.

Heiko Schilff vom Hochschulsport der Freien Universität Berlin (FU Berlin), der gleichzeitig Studierende der FU trainiert, war mit einer größeren Gruppe seiner Läuferinnen und Läufer, die sich auch in den Dienst der guten Sache stellten – insbesondere die Frauen – die den Inhaftierten half, die Strecke zu bewältigen. Heiko Schilff lief, wie auch beim Berliner Halbmarathon am Sonntag, selbst mit. Er ist gleichzeitig Breitensportwart des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV),  sodaß der BLV prominent vertreten war.

Die Siegerpokale und Blumensträuße – Foto: Horst Milde

Für die Besucher war nicht nur das Rennen interessant, sondern sie wurden zusätzlich von der hauseigenen Band, der „Jürgen Bailey Band Family“ musikalisch unterhalten.

Zwei Läufer wechselten sich in  den ersten Runden an der Spitze ab,  zur Überraschung aller aber  fiel die Entscheidung erst in der letzten Runde, als plötzlich aus der Verfolgergruppe auf dem Sportplatz der Jugendstrafanstalt  der spätere Sieger Pascal G. antrat und die bisher Führenden überholte und in der zweitbesten Zeit von 40:06 unter dem großen Jubel der Zuschauer gewann.

Ehrung der siegreichen „externen“ Männer mit Blumenstrauß und Urkunde – Foto: Horst Milde

Männer (Inhaftierte):
1. Platz, 40:06 min, Pascal G. aus der JSA (Jugendstrafanstalt)
2. Platz, 40:25 min, Jamal E. aus der JSA
3. Platz, 41:08 min, Anas D. aus Heidering

Frauen (Inhaftierte):
1. Platz, 49:34 min, Mohamad K. aus der JVAF, damit zum 4. Mal gewonnen
2. Platz, 63:51 min, Laura Verena W. aus der JVAF
3. Platz, 68:50 min, Olga E. aus der JVAF

Männer (Extern)
1. Platz, 40:10 min, Dimitri Staufer, FU Laufgruppe

Streckenrekorde
M: 39:10 min, Axel K. 2015
F: 47:33 min, Khuloud M. 2016

Der Berliner 10 km Lauf für Gefangene in der JVA Plötzensee wird von German Road Races (GRR) e.V. gefördert und organisatorisch betreut.

Die Ergebnisliste wird später noch veröffentlicht, sie muss noch korrigiert werden.

Natürlich gab es wie bei jeder Laufveranstaltung Preise. Bei der Siegerehrung erhielten die ersten Drei jeweils Pokale, Urkunden und hochwertige BERLIN-MARATHON-Jacken (die besonders begehrt sind) und weitere Sportsachen vom ISTAF Berlin, außerdem erhielten alle Teilnehmer Urkunden mit ihrer Platzierung und den Zeiten.

Die Sieger/-innen der Externen erhielten als Ehrenpreis einen Blumenstrauß.

Die Siegerehrung nahm der Leiter der JVA Dr. Meyer-Odewald und Susan Drews vor, der noch einmal sich bei allen Teilnehmern, den Organisatoren und den Bediensteten für den Einsatz bedankte.

Der Veranstaltung wurde auch durch Material von „außen“ unterstützt: „SCC Events“, der Veranstalter des BERLIN-MARATHON,  stellte u.a. auch Organisationsmaterial zur Verfügung, wie auch das ABC Zentrum Berlin e.V. die Zeitmess-Uhr und das Sportamt Charlottenburg-Wilmersdorf den Rundenzähler mit Glocke.

Für alle Teilnehmer gab es genügend Erfrischungen, Getränke, Obst und andere Stärkungsmittel.

Der Bauhof der JVA durch Herrn Ladewig half dankenswerterweise beim Aufbau und Abbau der Strecke, sowie dem Organisationsaufbau an Start und Ziel.

Der 6. Berliner 10 km Lauf für Gefangene in der JVS Plötzensee wird 2020 fortgesetzt.

Horst Milde

 

author: GRR