Neun Läufer in der Liste der Topathleten sind in ihrer Karriere schon unter 2:07 Stunden gelaufen, fünf Läuferinnen kamen bereits unter 2:21 Stunden ins Ziel eines Marathonlaufs.Gleichfalls beeindruckend ist die Liste der Sieger aktueller Events. So sind die Sieger der letzten (!) Marathon-Veranstaltungen von Dubai, Rotterdam, Boston, Tokyo, Chicago, Paris sowie der WM 2017 in London für den Lauf in Chicago verpflichtet worden.
Der Start des „Titelverteidigers“ Galen Rupp (USA) ist schon vor längerer Zeit bekannt gemacht worden, genauso wie der erste Auftritt von Superstar Mo Farah (GBR) in der Windy City. Beide Ausnahmeläufer, die einmal zusammen im Oregon-Project unter Alberto Salazar trainierten, haben ihre Bestzeiten in diesem Jahr aufstellen können: Rupp in Prag mit 2:06:09 und Mo mit 2:06:21 beim London Marathon im April. Aber auch angesichts dieser sehr guten Zeiten sind in Chicago fünf Männer dabei, die den Marathon schon schneller gerannt sind als Rupp und Farah. Es steht aber außer Frage, dass die beiden das Potential für deutlich schnellere Zeiten haben.
Der Mann mit der besten Vorleistung ist der junge Äthiopier Mosinet Geremew, der sich nach 2:06:09 beim Berlin Marathon 2017 in Dubai im Januar auf 2:04:00 steigerte. Er gewann dort ein denkwürdiges Rennen, beim dem sieben Läufer unter 2:05 Stunden blieben. Darunter war auch Birhanu Legese (ETH), der in Dubai beim Debüt gleich 2:04:15 lief. Bereits 2014 war Dickson Chumba (KEN) in Chicago dabei und lief dort in 2:04:32 Bestzeit, der fünftschnellsten Zeit auf dem Kurs in Chicago. Seine gute aktuelle Verfasssung konnte er in Tokyo Ende Februar beweisen, wo er den Tokyo Marathon in 2:05:30 gewann. Laut Statistik hat Chumba von seinen 17 Marathonläufen 5 gewonnen und 5 als Zweiter beendet.
Dickson Chumba war in Chicago schon mehrmals dabei, im Februar gewann er den Tokyo Marathon. (c) Helmut Winter
Abel Kirui (KEN) war Marathon-Weltmeister in den Jahren 2009 sowie 2011, errang Silber bei Olympia 2012 in London und gewann 2016 ein Tempomacher loses Rennen in Chicago. Seine Bestzeit steht bei 2:05:04 (Rotterdam Marathon). Kenneth Kipkemoi (KEN) gewann bei seinem Marathon-Debüt in Rotterdam im April in 2:05:44 und Paul Lonyangata (KEN) wurde 2016 in Chicago Vierter, 2017 gewann er den Paris Marathon mit Bestzeit von 2:06:10. Geoffrey Kirui (KEN) gewann den Boston Marathon 2017 im Kampf gegen Galen Rupp und wurde bald darauf Marathon-Weltmeister in London. 2014 gab Kirui sein Debüt beim Chicago Marathon, konnte den Lauf aber nicht beenden.
Bedan Karoki hat noch Potential für schnellere Zeiten. Foto: Helmut Winter
In diesem Jahr musste er sich bei fürchterlichen äußeren Bedingungen beim Boston Marathon dem japanischen Lauf-Unikum Yuki Kawauchi geschlagen gegeben, der gleichfalls (erstmals) in Chicago am Start ist. Mit einer Bestzeit von 2:08:14 wird Yuki keine Chance auf eine vordere Platzierung haben, es sei denn, Chicago wird von einem Unwetter während des Laufs heimgesucht … Ferner zu beachten wird Bedan Karoki (KEN) sein. Der in Japan lebende Kenianer gehört zur Weltklasse im Halbmarathon (Sieg beim HM in Ras Al Khaimah 2018 in 58:42) und kann sicher schneller laufen als die 2:07:41 beim London Marathon, wo er 2017 Dritter und 2018 Fünfter wurde. Und Sugura Osako (JPN) erreichte beim Tokyo Marathon im Februar 2:07:19 und möchte in Chicago einen Angriff auf den japanischen Landesrekord von 2:06:11 unternehmen.
Bleibt noch anzumerken, dass bei dieser Klasse des Elitefeldes bei den Männern nach drei Jahren erstmals wieder TEMPOMACHER beim Chicago Marathon zum Einsatz kommen sollen. Damit kommt eine Posse zum Ende, die für Außenstehende kaum nachzuvollziehen war.
Durch die bescheidenen Endzeiten der letzten Jahre verabschiedete sich Chicago in die leistungssportliche Zweitklassigkeit. Schnellster Marathon des Jahres 2017 auf amerikanischem Boden war der Toronto Marathon.
Helmut Winter