Dabei hatte die Veranstalter nur knapp 100 Läuferinnen zugelassen und den traditionellen Kurs durch die Stadt geändert. Statt einer Sightseeing Tour durch die Metropole in der Mitte des Landes wurde auf einer 2,8 km langen Runde im Nagai-Park gelaufen (15 Runden), bevor es zum Finale ins angestammte Ziel im Yanmar Nagai Stadion ging. Der Start des Feldes erfolgte unweit vom Stadion im Park.
Der übliche Streckenverlauf durch die Stadt wurde auf einen Rundkurs von 2,8 km Länge durch den Nagai Park reduziert. (c) Veranstalter/hw
Das Rennen gewann am Ende überlegen die Favoritin im Vorfeld Mao Ichiyama (JPN) in 2:21:11 vor Honami Maeda (JPN) in 2:23:30. Beide Läuferinnen hatten sich bereits im September 2019 bei den Marathon Grand Championships in Tokyo für das japanische Olympia-Team im Marathon qualifiziert. Dabei wurde das erklärte Ziel der Veranstaltung, den Landesrekord im Marathon der Frauen von 2:19:12 durch Mizuki Noguchi beim Berlin Marathon 2005 zu brechen, am Ende deutlich verfehlt. Unterstützt von 3 Tempomachern, dem Lauf-Unikum Yuki Kawauchi (JPN), Juji Iwata (JPN) sowie Yoshiki Takenouchi (JPN) mit PBs von 2:08:14, 2:08:45 bzw. 2:09:31, setzten sich Ichiyama und Maeda vom Start weg vom Rest des Feldes ab und fanden schnell ein gleichmäßiges Tempo.
Bei guten äußeren Bedingungen mit Temperaturen um 10°C (Taupunkt um 0°C) lag man nach den ersten 5 km in 16:32 noch leicht hinter dem Landesrekord zurück, doch mit km-Splits von 3:17 – 3:17 – 3:18 – 3:17 – 3:17 (Landesrekord ist 3:17,94 Minuten/km) lag man bei 10 km in 33:00 auf Kurs zu einer Zeit von 2:19:14 und war damit perfekt unterwegs. Ein erstes Indiz für das (zu) hohe Tempo gab es schon nach gut 13 km, wo Meada einige Meter zurückfiel und bald darauf deutlich an Boden verlor. Die führende Ichiyama zusammen mit Kawauchi und Iwata setzte sich immer weiter ab und lag über 49:33 bei 15 km und 20 km in 1:05:58 beim Halbmarathon in 1:09:35 perfekt auf Rekordkurs.
Die Spitzengruppe nach 10 km: Maeda (2.v.l.) und Ichiyama (r) mit den (männlichen) Tempomachern Yuki Kawauchi (l) und Iwata (3.v.l.). (c) Veranstalter
Maeda war hier schon um über eine halbe Minute zurück, danach vergrößerte sich der Abstand zum Spitzentrio schnell weiter. Doch auch bei der führenden Ichiyama zeigte die Tempohatz nun Folgen. Die schnellste Japanerin der letzten Jahre mit einer Zeit von 2:20:29 beim Nagoya Marathon im Frühjahr 2020 wurde bei 25 km in 1:22:38 gestoppt und brauchte dann aber von dort zur 30 km-Marke statt der üblichen 16:30 Minuten pro 5 km gut 17 Minuten. Damit lag sie auf Kurs zu einer Zeit von nur noch 2:20:20, also eine volle Minute über der Rekordmarke von Noguchi, und das Unternehmen Landesrekord war spätestens hier gescheitert.
Ichiyama konnte mit Unterstützung der beiden Tempomacher das (reduzierte) Tempo halbwegs halten, verpasste aber im Ziel über 1:56:48 bei 35 km und 2:13:46 bei 40 km mit 2:21:11 den japanischen Rekord mit fast 2 Minuten recht deutlich. Aber sie konnte immerhin den Eventrekord in Osaka (Streckenrekord), den gleichfalls die Landesrekordlerin Noguchi hielt, um 7 Sekunden steigern. Nach dem Rennen bestätigte die Siegerin, dass es nach 25 km sehr schwer wurde, die ausreichende Fitness für den Landesrekord fehlte, sie aber ein gutes Gefühl dafür bekam, was es bedeutet, diesen Rekord zu unterbieten.
Unbesehen davon ist die Siegerzeit von Ichiyama von internationaler Klasse und steigert die Welt-Jahresbestleistung von 2:29:04 durch Angela Tanui beim Dhaka Marathon am 10. Januar 2021 um fast 8 Minuten in neue Dimensionen. Mit großem Rückstand erreichte Meada nach 2:23:30 als Zweite das Ziel, konnte dabei jedoch ihre PB von 2:23:48, die sie 2018 gleichfalls in Osaka gelaufen war, steigern. Auch die Nächstplatzierten konnten ihre PBs beim Rundenlauf durch den Park zum Teil erheblich aufbessern. Auf Platz 3 war das Yukari Abe (JPN) in 2:24:41 und auf Platz 4 Mao Uesugi (JPN) in 2:24:54.
Test auf die Sohlendicke der Laufschuhe beim Osaka Women´s Marathon am Tag vor dem Rennen. Die von World Athletics tolerierte Dicke von 40 mm wird in den meisten Fällen auch ausgereizt. (c) Veranstalter
Wegen der verschärften Hygenieauflagen waren Läuferinnen aus Übersee nicht am Start. In einem Beitrag bei den „Japan Running News“ weist Brett Larner (Tokyo) auf die Leistung von Mariko Yugeta (JPN) aus dem Tokyoter Vorort Saitama in, die mit 2:52:13 einen grandiosen Masters-Weltrekord für die Klasse W60+ erzielte. Larner befürchtet ferner, dass das aus der Not geborene Konzept von Rundenläufen im Park bei den nationalen Marathon-Läufen Schule machen könnte. Diesen Entwicklungen kann man allerdings entgegenhalten, dass diesen Veranstaltungen die „Seele“ eines Stadtkurses mit den Zuschauern am Rande fehlt und – diese Begründung dürfte auch die bekannt strenge Polizei im Lande einsehen – für Massenevents mit einigen 10.000 Teilnehmer ein Rundkurs von wenigen km Länge schlichtweg nicht an Ansätzen praktikabel sein dürfte.
„Offizieller“ Video-Replay auf YOUTUBE
Ergebnisse Osaka Women´s Marathon 2021: |
|||
1. | Mao Ichiyama | JPN | 2:21:11 |
2. | Honami Maeda | JPN | 2:23:30 |
3. | Yukari Abe | JPN | 2:24:41 |
4. | Mao Uesugi | JPN | 2:24:52 |
5. | Ayumi Hagiwara | JPN | 2:26:15 |
6. | Mirai Waku | JPN | 2:26:42 |
7 | Ayano Ikemitsu | JPN | 2:28:26 |
8 | Anna Matsuda | JPN | 2:29:52 |
Splits der führenden Läuferin: | |||
5 km | 16:32 | 16:32 | 2:19:32 |
10 km | 33:00 | 16:28 | 2:19:14 |
15 km | 49:33 | 16:33 | 2:19:23 |
20 km | 1:05:58 | 16:25 | 2:19:11 |
HM | 1:09:35 | 2:19:10 | |
25 km | 1:22:39 | 16:41 | 2:19:28 |
30 km | 1:39:40 | 17:01 | 2:20:20 |
35 km | 1:56:48 | 17:08 | 2:20:48 |
40 km | 2:13:46 | 16:58 | 2:21:06 |
Ziel | 2:21:11 | 7:25 |