Am heutigen 24. Oktober 2018 feiert Horst Milde aus Berlin seinen 80. Geburtstag. Aus Anlass dieses Tages ist es mehr als angebracht auf einen „Lebens-Lauf“ zurückzuschauen, der maßgeblich durch das Laufen geprägt wurde und andererseits die Laufbewegung selbst in einmaliger Weise prägte.
In der langen Geschichte des deutschen Laufsports war er der Mann, der zur rechten Zeit an der richtigen Stelle präsent war und mit seinen Initiativen und Ideen sehr wesentlich zur Entwicklung des organisierten Laufens beitrug.
Es ist somit nicht übertrieben, zu konstatieren, dass Milde „die Berliner“ ans Laufen brachte.
Durch tiefen Sand und über Bäume, der SCC-Cross am Teufelsberg. – Foto: Sportmuseum Berlin
Und wie! Die Geschichte nahm ihren „Lauf“ bereits im Frühjahr 1964, wo er mit einem Team von FU-Studenten an einem Cross in Le Mans (Frankreich) teilnahm und sofort danach überzeugt war, dass man so etwas auch in Berlin abziehen müsste. Mit außergewöhnlichen Aktionen, wie einem Wildschwein auf dem Kudamm und vieles mehr, geriet gleich die Premiere des breitensportlich angelegten Crosslaufs am Berliner Teufelsberg mit 700 Teilnehmern zu einem grandiosen Erfolg, der in der Blüte dieses Events 3000 Aktive durch die Wälder, einen Skihang hoch und eine Rodelbahn herunter rennen sah. Selbst Weltklasse-Athleten wie Norwegens Lauflegende Grete Waitz waren zur Hochzeit dieser Veranstaltung im „Cross der Asse“ dabei.
Der nächste Schritt war dann der Berliner Volksmarathon, der in der Waldschulallee 80 10 Jahre nach dem Crosslauf im Jahr 1974 mit 286 Unentwegten gestartet wurde und Günter Hallas (LG Nord Berlin) als den Schnellsten sah. Danach traten dann zwei Ereignisse ein, die Milde geschickt zu nutzen verstand, den Berlin Marathon am Ende in die „Weltliga der Marathonszne“ zu katapultieren. Einmal profitierte er vom (Rücken-)Wind eines 25 km-Laufs der französischen Alliierten, auch seinen Marathon in der Stadt zu etablieren, zum zweiten führte der Fall der Berliner Mauer zu einmaligen Perspektiven, den Berlin Marathon zu einem Mega-Event zu gestalten, der dieser Lauf auch ohne Frage heutzutage ist.
Naoko Takahashi sorgte für eines der großen Highlights in der Geschichte des Berlin Marathon. Horst Milde im Hintergrund, kniend, in Rot: Foto: Camera 4
Bis ins Jahr 2004 war er für die Geschicke dieser Groß-Veranstaltung verantwortlich, die neben Teilnehmerzahlen im mehrfachen 10.000er-Segment auch sportliche Glanzleistungen sah, wie Weltrekorde von Ronaldo da Costa oder Tegla Loroupe belegen. Unvergessen bleiben diesbezüglich die historischen Rennen der ersten Frau unter 2:20 Stunden durch Naoko Takahashi im September 2001 und des ersten Manns unter 2:05 Stunden durch Paul Tergat im September 2003.
Etwa 1.250.000 Teilnehmer waren in den 348 durch ihn zu verantwortenden Veranstaltungen am Start, was damit auch die Laufszene in Berlin erheblich veränderte.
In seiner langen Tätigkeit veränderte sich aber auch gravierend die Organisationsstruktur der von ihm ins Leben gerufen Veranstaltungen, was in besonderem Maße auf den Berlin Marathon zutraf. War der Berlin Marathon in den frühen Jahren eine Volkssportveranstaltung, die weitgehend ein Verein (SCC Berlin) und ehrenamtliche Helfer „stemmen“ konnte, war dies bei einem Mega-Event in der Innenstadt in dieser Form nicht mehr zu leisten. Somit war der (unaufhaltsame) Aufstieg in die Weltliga des Marathon-Sports auch verbunden mit organisatorischen Veränderungen, die den vielschichtigen Aspekten einer Großveranstaltung Rechnung trug.
Als Horst Milde im Jahr 2004 das Zepter seines Lebenswerks weitergab, mögen sich einige Dinge nicht notwendigerweise in seinem Sinn entwickelt haben. Aber auch das ist mittlerweile lange Geschichte, seine Nachfolger haben in vielen Belangen hochprofessionell seine Lebensleistung mit großem Erfolg weiter entwickelt; die Teilnehmerzahlen und die Flut an sportlichen Höchstleistungen – sprich: alle „Weltrekorde“ der Männer wurden auf der Berliner Strecke erzielt! – belegen dies mehr als deutlich. Dabei sind aber auch Defizite in einigen Facetten eines solchen Rummels in der Innenstadt nicht zu verkennen.
Horst Milde mit Ehefrau Sabine beim Berlin Marathon im Jahr 2017. Foto: privat
Der Erfolg Mildes wäre ohne die tatkräftige Mitwirkung seiner Ehefrau Sabine nicht denkbar, und auch die Kinder Karsten, Mark und Gesine waren eng in die Entwicklung des Berlin Marathon involviert. Sohn Mark ist sogar beim Berlin Marathon „hängen geblieben“ und zeichnet mit größtem Erfolg für die Topathleten (und auch deren Weltrekorde) verantwortlich.
Horst Milde war lange einer der Direktoren beim Internationalen Verband für Marathon- und Langstreckenläufe (AIMS) und ist Ehren-Race-Direktor des Berlin-Marathon. In bewunderswerter Weise sammelt er Exponate aus aller Welt für das AIMS-Museum of Running im Sportmuseum Berlin und ist Mitorganisator des Berliner Läufertreffens, das jeweils im Januar über die Bühne geht.
Als Vorsitzender der German Road Races (Vereinigung der deutschen Straßenläufe – GRR) betreibt er dort mit großem Können und Ausdauer die stets sehr aktuelle Webseite dieser Vereinigung.
In Anerkennung einer einmaligen Lebens-Leistung wünschen wir dem Jubilar auch für die Zukunft Alles Gute.
HAPPY BIRTHDAY, Horst!
Helmut Winter
Zeitzeugen-Video mit Horst Milde zur Entwicklung der Laufszene in Berlin: