Mut zum Risiko wird belohnt: Simone Raatz gewinnt W40-Silber über 10 km (hier auf dem Bild hinter den beiden Kenianerinnen Joyce Kirui/ links W40) und Innes Chenonge (W35). - Foto: Wilfried Raatz - wus-media
23. Weltmeisterschaft der Senioren in Málaga (Spanien) – 216 WM-Medaillen für deutsche Senioren – Wilfried Raatz berichtet
Über 8000 Masters-Athleten aus 102 Nationen kämpfen im spanischen Málaga um die Medaillen – Miguel Molero-Eichwein dreifacher Weltmeister auf den Langstrecken – Eva Trost im Duell der Weltrekordlerinnen zweimal erfolgreich – Margit Jungmann neue Präsidentin von World Masters Athletics (WMA)
Die Zahlen sind beeindruckend, für die Organisatoren vor Ort sicherlich eine Herkulesaufgabe, schließlich gingen bei den 23. Weltmeisterschaften der Senioren in Málaga 8187 Meldungen aus 102 Nationen ein.
Alleine aus Deutschland waren dies 614 Athleten die bei den zwölftägigen Titelkämpfen in der mit 600.000 Einwohnern fünftgrößten Stadt Spaniens an den Start gingen. Und überaus erfolgreich waren.
Hinter Großbritannien (80 Gold-, 66 Silber- und 57 Bronzemedaillen) und Gastgeber Spanien (80/65/59) sammelten die DLV-Athleten insgesamt 216 Medaillen, darunter 74 Gold-, 77 Silber- und 65 Bronzemedaillen).
Und seit diesen 23. Titelkämpfen stellt Deutschland auch mit Margit Jungmann aus Rehlingen die Präsidentin, denn bei der Generalversammlung wurde die 62jährige Funktionärin mit 78 % Zustimmung in der Nachfolge des Australiers Stanley Perkins gewählt.
In drei Stadien, den Straßenwettbewerben rund um das Málaga Athletics Stadium und dem in Torremolinos gelegenen Cross-Parcours wurden die Wettkämpfe der Kategorien 35 bis 85+ Jahre ausgetragen. Angesichts der Flut der Resultate beschränken wir uns natürlich auf einige Lauf- und Geh-Wettbewerbe, selbst die Nennung der Medaillengewinner im Lauf- und Gehbereich kann keineswegs komplett erfolgen – deshalb kann dieser Bericht nur einige Momentaufnahmen beinhalten.
Der vielleicht auffälligste Athlet im großen deutschen Aufgebot ist Miguel Molero-Eichwein.
Der M50-Langstreckler begann seine eindrucksvolle Titeljagd im Crossparcours von Torremolinos, wo er auf der 8 km-Distanz sowohl den Spanier Sancho Ayala Abdad als auch den Kenianer Paul Yego sicher in Schach halten konnte. Der 50jährige von Spiridon Schleswig gewann drei Tage später die 10 km-Distanz in 32:36 Minuten und am Schlußtag des zwölftägigen Championats auch noch die Halbmarathondistanz in 1:14:11 knapp vor dem Briten Paul Thompson (1:14:53).
Dreifacher M50-Weltmeister Miguel Molero-Eichwein (Cross, 10 km, Halbmarathon) – Foto: Wilfried Raatz – wus-media
Der teilnehmerstärkste Wettbewerb war gewiss der 10 km-Straßenlauf, der durch gleich eine Reihe von kenianischen Läufern zusätzliches Niveau erhielt. So lief der (overall) tagesschnellste Samuel Ndereba als M40-Sieger 30:43 Minuten, gefolgt von seinem Landsmann Peter Biri (M45/ 31:00), dem überraschend starken Schweden Fredrik Uhrborn (M40/ 31:08) und mit David Langat (31:27) einem weiteren Kenianer.
Hochkarätig waren auch die 10 km der Frauen besetzt.
Mit viel Mut zum Risiko lief dabei Simone Raatz (W40) zusammen mit den beiden Kenianerinnen Innes Chenonge (W35) und Joyce Kirui (W40) an der Spitze, während die frühere 5000 m-Olympiazweite Isabela Ochichi noch etwas zurück hing. Gleiches galt auch für Christl Dörschel, die W40-Europameisterin und eine Woche zuvor in Bremen deutsche 10 km-Meisterin, die allerdings im Kampf um die Medaillen nicht mehr eingreifen konnte und mit 37:20 Fünfte wurde.
Anders hingegen die 42jährige Darmstädterin, die zwar Innes Chenonge (33:40) und Isabela Ochichi (35:41) ziehen lassen musste, aber im Kampf um W40-Gold zunächst die favorisierte Joyce Kirui (36:20) auf Distanz hielt, aber den finalen Antritt der Spanierin Lucia Morales Garcia (35:57) nicht mehr kontern konnte – und mit Silber dennoch überaus zufrieden war.
In den höheren Altersklassen gab es weiteres Edelmetall für die deutschen 10 km-Läuferinnen: Christine Sachs gewann mit 42:22 Minuten die W60, Margret Göttnauer mit 46:27 Minuten die W65 vor Gudrun Vogl (47:25).
Medaillen in reichlichem Maße gab es beim abschließenden Halbmarathon.
Hinter der Spanierin Dolores Chiclana Parrilla (1:21:32) holte Mikki Heiss in 1:24:20 W40-Silber, die DLV-Mannschaft wurde hinter Spanien ebenfalls Zweite. Christine Sachs (W60) wurde in 1:36:44 Dritte, die Mannschaft mit zudem Anne Holtkötter und Elisabeth Gebauer Weltmeister vor Groß-Britannien und den USA. Gudrun Vogl gewann die W65 in 1:44:03, die DLV-Mannschaft wurde hinter Frankreich Zweite. Brigitte Nittel legte als W70-Siegerin in 2:09:51 den Grundstock zum deutschen Sieg (zusammen mit Marie-Luise Kluge und Gabriele Rost-Brasholz). 10 Medaillen gab es insgesamt in den Teamwettbewerben, darunter drei goldene bei den Männern M75 und den bereits erwähnten Frauen W60 und W70.
Eine weitere Team-Goldmedaille holten die W60-Frauen im Cross mit Anne Holtkötter, Elisabeth Henn und Gerlinde Kolsea, die W65-Frauen wurden wie auch die W70-Frauen Zweite, zudem noch Margret Göttnauer Einzelzweite. Die W80-1500 m-Weltmeisterin Elfriede Hodapp holte im Cross zudem noch Bronze.
Mit großer Spannung wurden die Weltrekordlerinnen-Duelle zwischen Eva Trost und der Niederländerin Nicole Weijling-Dissel auf der Stadionrunde erwartet. Sowohl über 800 m als auch über 1500 m gewann die Läuferin des ASV Piding mit klasse Resultaten, über 800 m in 2:18:25 (gegenüber 2:19,91) und 1500 m in 4:38:80 (gegenüber 4:40,20). Einen dritten Titel sammelte Eva Trost zusammen mit Kerstin Drewes, Jutta Bergener und Tatjana Schilling über 4 x 400 m ein, als das DLV-Quartett mit 4:05,96 neuen Europarekord lief.
Und damit sind wir bereits bei den Hindernissen. Über 2000 m gewann Roswitha Schlachte im Wettbewerb W60 in der Europarekordzeit von 9:07,37 Minuten vor der Australierin Margaret Saunders (9:10,19) und Elisabeth Henn (9:17,93), den deutschen Erfolg komplettierte Rita Schubert (9:22,72) als Vierte. W50-Dritte wurde Katja Knospe in 8:11,69.
Melitta Czerwenka-Nagel holte zwei Medaillen in der Altersklasse W85, die Saarbrückerin gewann die 800 m in 4:37,36 und wurde über 1500 m Zweite in 10:41,10 Minuten. Gleiche Sammlung durfte auch Herbert E. Müller bei den Männern M85 in Empfang nehmen, über 1500 m wurde er Zweiter in 8:06,71 und gewann den Crosstitel.
Ebenfalls im Cross waren auch die M75-Männer mit Peter Lessing, Jose Molero-Membrilla und Bernd Krüger erfolgreich, zudem auch über die Halbmarathondistanz, hier war allerdings Siegfried Kalweit dritter Teamläufer.
Wilfried Raatz