Titelbild des Buches "Nennt Eure Söhne Waldemar!" - Foto: Klaus Weidt
Waldemar auf vielen Wegen – Erst organisierte der Doppel-Olympiasieger den historischen Himmelswegelauf. Klaus Weidt berichtet
Nun denkt Cierpinski auch schon an den 21. Mitteldeutschen Marathon am 13. Oktober 2024
Eigentlich müsste sich Waldemar Cierpinski schonen. Erst der linke, nun der rechte Knöchel lädiert. Ob sich der zweimalige Marathon-Olympiasieger, inzwischen 73, bei den Fußballsenioren mal wieder übernommen hat, lässt er unbeantwortet.
Auf jeden Fall, „Waldi“ schont sich nicht. Wochen-, ja monatelang hat er sich um den 11. Himmelswegelauf am Sonnabend gekümmert. Eine seiner Ideen, die nicht nur Halle auf dem Laufenden halten.
Im Sommer 1999 wurde in der Nähe von Nebra die Himmelswegscheibe gefunden. Die älteste Darstellung des Sternenhimmels. Das bald eingerichtete Besucherzentrum Arche Nebra wurde von Tausenden bestürmt. Ließe sich da nicht auch etwas zum Laufen und Wandern kreieren? Cierpinski suchte sich Verbündete und entwickelte einen Himmelswegelauf für Juni.
Mit Marathon natürlich, dazu aber auch ein „Halber“, ein zehn Kilometer langer Himmelsscheibenlauf, eine Wanderung und eine Radtour. Ein vielfältiges Programm rund um den Mittelberg zum Fundort der Himmelsscheibe. Ziel die Arche Nebra. Hier haben vor allem die Langstreckenläufer ihre letzten Kräfte zu mobilisieren – es geht nochmal steil hinauf.
Ein tolles Event auf den Spuren unserer Vorfahren, meint der Olympiasieger von 1976 und 1980 zu Recht.
Laufen und Walken auf über 7000 Jahre alten Wege entlang der Unstrut. Mit dem 11. Himmelswegelauf am letzten Wochenende wurden dann aber auch alle Mühen und Wege belohnt. Unter den vielen hundert Teilnehmern gewannen Danny Behrendt (Roßlau/2.48:14 h) und Sonny Redvos (Leipzig/3:50:26) auf der Marathonstrecke, und auf einem weiteren Highlight, dem Himmelsscheibenlauf (10 km) wurde Julian Fische aus Sömmerda von Waldemar Cierpinski geehrt. Die umgehängte Medaille ist natürlich einmalig: mit der Himmelsscheibe auf der Vorderseite.
Nun denken die Organisatoren um Cierpinski bereits an den Mitteldeutschen Marathon, auch wenn der Termin der 21. Auflage mit dem 13. Oktober noch in weiter Ferne zu liegen scheint. Er war das erste Herzstück der Marathonlegende nach der Wende. Mit einem Stadtlauf hatte alles Anfang der 90er Jahre begonnen. „Ich wollte es nicht nur dabei belassen“, erinnert er sich, „ich wollte mehr für die Region tun. Viele sagten, da lebt bei uns ein Marathon-Olympiasieger, aber wir haben keinen Marathon.“
Er fand heraus, dass es 1925 einen Lauf von Halle nach Leipzig gab. Den ist er heimlich abgerannt und war begeistert. Eine idyllische Landschaftslaufstrecke! „Mir fielen da auch unsere großen Komponisten ein. Warum nicht von Händel zu Bach laufen?“ Und so scharte er Freunde und Mitstreiter um sich und begann gleich mit einem Großaufgebot – von Kinderläufen bis zu den klassischen 42,195 km.
Und heute? Die Marathonläufer absolvieren im Oktober den „21.“ von Halle nach Leipzig, während alle anderen in Halle starten. Dort gibt es neben dem Händel-Halbmarathon und dem 10-km-Run&Walk auch einen Salzwirklauf für Kinder über 2,7 km und einen Schnupperlauf für jedermann und jedefrau – kostenfrei.
Eigentlich hat Waldemar auch noch einen Schreibtisch in seinem großen, zentral gelegenen Hallenser Sportgeschäft. Da lässt er sich natürlich auch blicken. Am Schreibtisch davor sitzt einer, der auch recht erfolgreich Marathons bestritt – sein Sohn Falk. Und der schwingt inzwischen hier das Sport-Zepter.
Auch das gibt es regelmäßig – einen Cierpinski-Lauftreff in Halle – Foto: Klaus Weidt
Einen Cierpinski-Lauftreff gibt es übrigens auch noch recht regelmäßig.
Das Schild hierfür steht gleich am Eingang des Sporthauses. Und ein weiteres Läuferwochenende, das Waldemar einst mit Laufzeit und Reisezeit 1997 begründet hatte, ist für das nächste Jahr vorgesehen. Das erste Vorbereitungs-Gespräch mit ihm fand bereits statt. Denn das sei schon mal verraten: Die Auflage Nr. 28 wird mit seiner Unterstützung erstmals in seiner Heimatstadt Halle stattfinden.
Wirklich – Waldemar ist noch auf vielen Wegen unterwegs.
Klaus Weidt
https://www.mitteldeutscher-marathon.de/