Goethe würde wohl staunen – Auf vielen seiner Spuren beim 27. Läuferwochenende in Weimar. Selbst der OB und ein Olympiasieger kamen zum „Bunten Lauftreff“ in den Ilmpark. Klaus Weidt berichtet.

Irgendwie war Goethe immer präsent. Selbst beim vorletzten Tag des 27. Läuferwochenendes im Ilmpark. Da ging es auf den Lauf- und Walkingschleifen u.a. an seinem Gartenhaus vorbei. Der „Bunte Lauftreff“ hatte diese liebevoll vorbereitet.

Ein Lauftreff in Weimar übrigens der ganz besonderen Art, der nicht nur versierte Läufer zu Training und Wettkampf anspricht. Hier findet fast jeder eine laufende Heimstatt. Sehbehinderte treffen sich z.B. jeden Donnerstag im Vereinshaus und werden bei einem speziellen Training von Läuferinnen betreut.

Yvonne Gerstmann und Doreen Alsch vom VfB Oberweimar führen schon seit vielen Jahren diesen nicht alltäglichen Lauftreff. Sie wurden im Vorjahr als „Sportorganisatorinnen des Jahres“ vom Oberbürgermeister geehrt.

Dieser ließ es sich auch nicht nehmen, solch ein Läuferwochenende, diesmal in seiner Stadt, aufzusuchen. Peter Kleine ist mit den Läufern eng verbunden. Beim Weimarer Stadtlauf war er selbst aktiv und ist bei vielen Events oft und gern gesehen. Diesmal nahm er an einer Talk-Runde teil, die das Vereinsheim am Nachmittag des gut besuchten Lauf-Samstag fast sprengte.

Kein Wunder, denn neben ihm stand kein Geringerer als der zweimalige Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski Rede und Antwort. Der hatte einen kleinen Film über seine, von Heinz Florian Oertel moderierten Sieg-Einläufen in Montreal und Moskau mitgebracht. Beifall von Anfang bis Ende. Aber auch für den OB und die Organisatorinnen vom „Bunten Lauftreff“.

Waldemar Cierpinski ist mit der Geschichte dieser etwas anderen Läuferwochenenden eng verbunden. 1997 kam die damalige Reisezeit Tourismus GmbH auf die Idee, alljährliche Seminartage der besonderen Art zu organisieren. Anruf damals beim Doppelolympiasieger und die sofortige Zusage, solche aktive und kulturvolle Wochenenden zu unterstützen. Das erste fand in der Sportschule Kienbaum bei Berlin mit 99 Begeisterten statt. Experten wie der Ernährungs-Wissenschaftler Dr. Wolfgang Feil oder der Trainer und Sportwissenschaftler Dr. Thomas Prochnow waren nicht nur damals bei der Premiere, sondern begleiteten diese Seminare weiter. Thomas Prochnow ließ es sich z.B. beim „27.“ nicht nehmen, jedem Teilnehmer in Weimar ein umfangreiches, selbst zusammengestelltes 11-Punkte-Programm zum Thema „Kräftigung – Stabilisierung – Mobilisierung“ und dazu noch ein Heimprogramm zur „Dehnung“ zu überreichen.

Das Läuferwochenende 2024 war besonders umfangreich. Goethes Heimstadt gab das einfach her. Bereits am Ankunftstag wurden alle Teilnehmer kundig an den historischen Kulturstätten und bereits grünenden Laufstrecken entlanggeführt. Abends ins Theater – zuvor vom Intendanten sogar persönlich begrüßt. Nach dem Freitag-Seminartag folgten, wie bereits erwähnt, die Lauf- und Walkrunden durch den weitläufigen Park an der Ilm. Nach der Talkrunde noch gemeinsames Grillen bei bestem April-Wetter.

Doch das war noch nicht der Abschluss. Goethe ließ am Sonntag abermals grüßen. Die Veranstaltenden dieses 27. Läuferwochenendes, Christel Schemel und Klaus Weidt, hatten mit dem Rennsteiglauf-Begründer Dr. Hans-Georg Kremer eine besondere Tour ausgeschrieben. Von Weimar nach Großkochberg. Sie hatten nämlich herausgefunden, dass der Dichterfürst seine geliebte Frau Charlotte von Stein jahrelang im Schloss Kochberg zu Fuß besuchte.

Eine Wanderung von beachtlichen 28 Kilometern. Also ließen es sich viele Läufer und Walker nicht nehmen, auch auf diesen historischen Spuren zu wandeln.

Goethe würde ganz bestimmt staunen…

Klaus Weidt

Meilenweit vor 50 Jahren – Auch die Sporthistorischen Blätter erinnern daran. 1974 setzten sich in der DDR Sportjournalisten mit einer Ausdauer-Idee durch. Klaus Weidt berichtet.