Dr. Dr. med. Lutz Aderhold - Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose) ©privat
Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose) – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Das Pfeiffersche Drüsenfieber (Mononukleose) wird durch das Epstein-Barr Virus hervorgerufen. Dieses Virus gehört zur Gruppe der Herpesviren und wurde erstmals 1964 von den englischen Virologen Epstein und Barr beschrieben.
Der deutsche Kinderarzt Emil Pfeiffer hatte die Krankheit mit den Hauptsymptomen Fieber und Lymphknotenschwellung schon früher als „Drüsenfieber" dargestellt.
Diese Erkrankung des lymphatischen Gewebes tritt bevorzugt bei älteren Kindern und Jugendlichen auf und hinterlässt eine lebenslange Immunität. Bis zum 30. Lebensjahr haben sich 95% der Erwachsenen infiziert. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich oral, daher stammt auch die Bezeichnung „kissing disease". In Sportlerkreisen wird sie nicht selten als Ursache für eine unerklärliche Formschwäche gefunden, allerdings kann man nicht von einer spezifischen Sportlerkrankheit sprechen.
Bekannt ist, dass Sportler in Phasen hoher Trainings- und Wettkampfbelastung ein supprimiertes Immunsystem haben können („open window") mit der Folge einer erhöhten Infektanfälligkeit (Aderhold und Weigelt 2012).
Pfeiffersches Drüsenfieber verläuft meist unkompliziert und heilt innerhalb 2-3 Wochen aus. Die Bezeichnung leitet sich von den beiden Hauptsymptomen Fieber und Lymphknotenschwellung ab. Die eingedrungenen Viren infizieren die Epithelzellen (Schleimhautzellen) und befallen B-Lymphozyten (Abwehrzellen), die sich vermehren und Antikörper bilden. Diese B-Lymphozyten infiltrieren Lymphknoten, Rachenmandeln („Monozyten-Angina") aber auch Leber und Milz und bilden dort Wucherungen, die zu Schwellungen und Vergrößerungen dieser Organe führen.
Etwa 2% der Betroffenen leiden unter einer chronischen Müdigkeit, die mehrere Monate anhalten kann. Bei einer intakten Immunabwehr werden die infizierten B-Lymphozyten von zytotoxischen T-Lymphozyten beseitigt und die Erkrankung damit überwunden.
Die Inkubationszeit beträgt bei Kindern 10 Tage, bei Jugendlichen bis zu mehrere Wochen. Die Erkrankung beginnt wie viele Virusinfektionen mit uncharakteristischen Zeichen: Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Kopf- und Halsschmerzen und Fieber.
Während des Krankheitsverlaufs von zirka 3 Wochen kommt es häufig zu Fieberschüben, generalisierten Lymphknotenschwellungen, Entzündung der Rachenmandeln mit schmieriger Belagsbildung und häufig Milzschwellung. In selteneren Fällen kommt es auch zu einer Lebervergrößerung mit Ikterus („Gelbsucht") und Erhöhung der Leberwerte. Es kann zu juckenden Hautausschlägen kommen.
In wenigen Fällen treten auch schwerwiegende Komplikationen auf wie Lungenentzündung, Milzriss, Gehirnhautentzündung (Meningitis), Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Blutarmut (Anämie) und Nierenentzündung (Nephritis).
Die Diagnose erfolgt anhand des Krankheitsbildes und typischer Blutbildveränderungen mit Antikörpernachweis. Dabei soll durch die serologische Untersuchung eine eindeutige Zuordnung zu einer der Kategorien „negativ", „akute Infektion", „kürzlich zurückliegende Infektion" oder „länger zurückliegende Infektion" erfolgen. Diese Differenzierung ist mit dem Lineassay (Test auf IgG) möglich (Pottgießer et al. 2008).
Therapie
Körperliche Anstrengungen sollten vermieden werden. Bis zur vollständigen Herstellung der Belastungsfähigkeit können mehrere Monate vergehen. Das Sporttreiben muss meist vollständig eingestellt werden. Häufig ist die Gabe von fiebersenkenden und schmerzstillenden Medikamenten erforderlich. Wie für die meisten viralen Erkrankungen gibt es keine spezifische medikamentöse Therapie, eine Impfung steht noch nicht bereit.
Bei Superinfektionen der Rachenmandeln mit Streptokokken ist eine antibiotische Behandlung erforderlich. Grundsätzlich ist auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Nur in seltenen Fällen, z.B. bei einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), ist die Behandlung mit Kortison nötig. Das Pfeiffersche Drüsenfieber bricht in der Regel nur einmal im Leben aus und hinterlässt eine Immunität.
Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist keine Erkrankung, die bevorzugt Sportler befällt, aber wenn sie ihn „erwischt" hat, bedeutet es meist eine entsprechend lange Erholungsphase und ein Neuaufbau. Mit dieser Erkrankung ist die Saison im wahrsten Sinne des Wortes „gelaufen". Nicht selten wird das alte Leistungsniveau nicht wieder erreicht und eine leistungsportliche Karriere findet damit ihr Ende.
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Literatur:
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.
Pottgießer T, Schumacher YO, Wohlfahrt B, Bauer G. Epstein-Barr Virus Infektionen. Diagnostik und Serologie. Dtsch Z Sportmed 2008; 59: 126-7.
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