Olympische Spiele Tokio 2020 - Symbolbild - 2020 Tokyo Olympic Games Tokyo, Japan July 29-August 8, 2021 Photo: Andrew McClanahan@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
„In Tokio erfolgte ein totaler Absturz“ – Schwachpunkt Leichtathletik: Der frühere Bundestrainer Jürgen Mallow wirft dem DLV Überforderung, uneffektive Arbeit, hausgemachte Fehler vor und fordert eine schonungslose Analyse: „Man muss sich ehrlich machen.“ Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Sie waren die Leitfigur der Neuausrichtung nach dem Tief während der Sommerspiele in Athen 2004. Ist es ungerecht, Sie spontan nicht mit dem Sieg von Patriz Ilg bei der Weltmeisterschaft 1983 oder den neun Medaillen in Verbindung zu bringen, die deutsche Leichtathleten bei der Weltmeisterschaft von Berlin 2009 gewannen? Sondern mit Ihrem Wutausbruch bei den Olympischen Spiele von Peking 2008.
Nein, das passt sehr gut. Mein Ärger damals galt der einseitigen Orientierung ausschließlich an Medaillen als Maßstab für den Erfolg. Das führt in die Irre.
In Peking gab es unter Ihrer Leitung für die deutschen Leichtathleten nur eine Medaille, Christina Obergföll gewann Bronze im Speerwerfen, durch die Disqualifikation einer russischen Doperin wurde daraus Silber.
Wir haben mit der kleinen Mannschaft von damals, sechzig Personen, mehr Nationenpunkte erzielt als die Nationalmannschaft jetzt in Tokio. Wir hatten 13 Athleten und drei Staffeln auf den Plätzen eins bis acht, das ist die Hälfte aller unserer Starter und ergibt 62 Nationenpunkte. Ich hatte den Wutausbruch, weil ausschließlich Medaillen gezählt wurden und die Voraussetzungen nicht berücksichtigt wurden.
In Tokio 2021 gab es den Olympiasieg von Malaika Mihambo im Weitsprung und Silber für Kristin Pudenz mit dem Diskus und Geher Jonathan Hilbert.
Das sind zwar drei Medaillen, aber die hundert Sportlerinnen und Sportler haben weniger Nationenpunkte erreicht als die deutschen Leichtathleten in Peking. Elf Sportlerinnen und Sportler sowie zwei Staffeln waren in den Finals. Macht fünfzig Punkte. 2008 war das schwächste Abschneiden in meiner Zeit beim DLV mit den Weltmeisterschaften 2005, 2007 und 2009. Der Blick auf Medaillen allein ist den Medien geschuldet.
Was müssen wir berücksichtigen?
Wir können die Entwicklung der Leistungsfähigkeit der deutschen Leichtathletik besser bewerten, wenn wir Fünf-Jahres-Abschnitte – 2000 bis 2004, 2005 bis 2009, 2011 bis 2016 und 2016 bis 2021 – miteinander vergleichen. Da sehen wir, dass nach der Schwäche zu Beginn ein starker Aufschwung bis 2015 stattfand. In den vergangenen Jahren wurde dieser Aufwärtstrend nicht nur geschwächt, sondern es erfolgte ein totaler Absturz.
Werden die Deutschen schwächer, oder wird die Konkurrenz stärker?
Exoten, die gewinnen, gab es schon immer. Die Aussage, dass es weltweit immer mehr Konkurrenten gebe, ist falsch. Die Zahl der Nationen, deren Athleten in der Leichtathletik Endkampf-Plätze erreichen, ist seit 2009 nahezu gleich geblieben. Außerdem muss man berücksichtigen, dass damals die gedopten Russen in voller Mannschaftsstärke dabei waren. In Tokio sind nur zehn russische Leichtathleten gestartet. Das Erbe von 2009 scheint verbraucht zu sein.
Sie messen Ihre Nach-Nachfolger an Ihrer größten Leistung, der WM 2009 in Berlin mit dem Gewinn von neun Medaillen und den Titeln von Steffi Nerius und Robert Harting.
Die große Leistung war, dass wir nach der Abstrafung durch den Bund für die Weltmeisterschaft 2003 und die Olympischen Spiele von Athen 2004 mit einer einzigen Medaille, nach einer Mittelkürzung von einer Million Euro sowie zusätzlich einer Reduzierung der Trainerstellen von 27 auf 17 wieder auf die Beine gekommen sind: 2005 sieben Medaillen, 2007 sieben Medaillen und 2009 neun. Wir haben die Nationalmannschaft nahezu ohne Verletzung an den Start gebracht. 2004 war die halbe Nationalmannschaft verletzt ausgefallen. Und auch jetzt waren viel zu viele Sportlerinnen und Sportler verletzt, obwohl es dieses große Kompetenzteam mit Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten gibt. Die Ressourcen sind heute doppelt so groß, was Geld und Personal angeht. Da muss es Fehler geben.
War Tokio ein Ausrutscher?
Nein, die Daten der Tabelle zeigen, dass es schon mehrere Jahre nicht gut lief.
Johannes Vetter hätte Gold im Speerwurf gewinnen können, wenn ihn die Veranstalter nicht mit einem weichen Boden überrascht hätten. Ist das keine Entschuldigung?
Mich hätte das genauso wütend gemacht, wie es Boris Obergföll wütend gemacht hat. Aber dieser Olympiasieg hätte den Trend nicht verändert. Auch nicht, wenn Niklas Kaul, der Weltmeister im Zehnkampf, ohne Verletzung durchgekommen wäre. Tokio hat unterm Strich kein Zufallsergebnis erbracht, das mit individuellen Pech oder mit den besonderen Bedingungen der Pandemie oder mit den klimatischen Besonderheiten zu erklären wäre. Bei der WM von Osaka 2007, bei ähnlichen klimatischen Bedingungen, holte das deutsche Team sieben Medaillen und 87 Nationenpunkte.
Warum werden die deutschen Leichtathleten schwächer?
Die Nationalmannschaft hat hausgemachte Probleme. Sie beginnen mit den Fragen: Wer wird Trainer, und wie übt er seine Rolle aus? Wer wählt sie aus, wie werden die Trainer geführt? Gibt es eine hoch qualifizierte interne oder externe Weiterbildung? In diesen Bereichen scheint es große systematische Fehler zu geben.
Der DLV hat schlechte Trainer und macht sie nicht besser?
Nein, natürlich hat der DLV sehr gute Trainer mit großer internationaler Erfahrung. Zugleich aber stellt er zunehmend junge Trainer ohne viel Erfahrung ein. Viele ehemalige Athleten sind, kaum mit ihrer Karriere fertig, nun DLV-Bundestrainer. Auch Heimtrainer besonders erfolgreicher Athletinnen oder Athleten werden schnell zum Disziplintrainer berufen. Diese jungen Trainer müssen lernen, benötigen Führung, Qualifikation auf internationaler Ebene, massive Unterstützung.
Mir fallen Sebastian Bayer ein, der ehemalige Weitspringer in Hamburg, Hürdensprinter Alexander John in Leipzig, Dreispringer Charles Friedek in Köln, Geher André Höhne und Diskuswerfer Torsten Lönnfors in Berlin . . .
Sie werden in ein Aufgabenfeld gestellt, auf das sie nicht hinreichend vorbereitet sind. Wie man Bundestrainer wird, zeigt das Beispiel Mittelstrecke Frauen. Es gibt ein überragendes Talent, das heißt Konstanze Klosterhalfen. Sie läuft tolle Zeiten, schon ist ihr Trainer Bundestrainer. Konstanze Klosterhalfen geht in die USA, und schon ist der Bundestrainer nicht mehr Bundestrainer.
Sie sprechen von Sebastian Weis in Leverkusen.
Bei den Männern gibt es auf der Mittelstrecke das gegenteilige Beispiel. Thomas Dreißigacker, Vorgänger des jetzigen Bundestrainers, hat gemerkt, dass ihm seine Aufgabe nicht lag. Er bat darum, am Olympiastützpunkt in Leipzig Trainer werden zu können. Nun hat er Robert Farken, einen großartigen Läufer, hervorragend weiterentwickelt. Es muss doch nicht jeder, weil er ein guter Athlet war oder einen guten Athleten trainiert, Bundestrainer werden.
Was unterscheidet einen Bundes- von einem anderen Trainer?
Er braucht ein umfassendes Aufgabenprofil. Führungsqualitäten in der Kooperation mit konkurrierenden Heimtrainern, Fähigkeiten, Wissen weiterzugeben, Prozesse zu entwickeln und zu begleiten, Angebot zur Zusammenarbeit in Trainingslagern, Dieses Profil erkenne ich nicht. Ich erkenne nicht, warum der von mir sehr geschätzte Weitspringer Sebastian Bayer Bundestrainer für 100 Meter Hürden ist, warum der Geher André Höhne Bundestrainer der Langstreckenläufer. Ich verstehe es nicht.
Höhne hat Alina Reh trainiert, die wegen eines Ermüdungsbruchs im Fuß nicht in Tokio starten konnte.
Sie sprechen einen weiteren Punkt an: zu viel Training. Wer kontrolliert, was die Bundestrainer tun? Ich sehe es nicht als Fortschritt an, dass man insgesamt neun Läuferinnen brauchte, um eine 4×100-Meter-Nationalstaffel in Tokio an den Start zu bringen.
Was meinen Sie?
Im Trainingslager auf Gran Canaria herrschten hervorragende Bedingungen. An zwei Tagen haben die Athletinnen sich je drei wettkampfmäßigen Belastungen ausgesetzt. Danach gab es muskuläre Beschwerden, dann Verletzungen, dann weitere Verletzungen. Wer eins und eins zusammenzählt, sieht, dass die Läuferinnen überfordert wurden. Immer mehr und immer härter, das geht unter den Bedingungen des Dopings. Bei uns geht es um Intelligenz, darum, Belastung und Erholung richtig auszusteuern, Trainingsreize zur richtigen Zeit zu setzen.
Rufen Sie für Betroffene um Hilfe?
Mich hat niemand dazu aufgefordert, mich zu äußern. Mein Vorbild ist vielleicht Paul Schmidt. Er hat nach dem schlechten Ergebnis des DLV bei der WM 2003 in Paris in einem Thesenpapier angemahnt, dass die gesamte Arbeit im Spitzenbereich auf den Prüfstand gehört, Strukturen und Personen. Nicht im Hinblick auf mögliche Schuldzuweisungen, sondern um die Ressourcen besser nutzen zu können. Er hat die Initiative ergriffen, weil es niemand anderen gab, und ich tue es jetzt.
Sie leben auf Mallorca. Wie ist Ihr Verhältnis zum DLV?
Ich war mehrmals bei deutschen Meisterschaften. Ich habe den Vorstandsvorsitzenden Idriss Gonschinska regelmäßig getroffen. Er hat oft gesagt: Wir müssen uns unterhalten. Das ist bis heute nicht zustande gekommen. Es gibt kein negatives Verhältnis. Meine Kritik ist ausschließlich sachbezogen.
Gonschinska ist die entscheidende Person im DLV. Was macht er falsch?
Ich weiß nicht, was er falsch macht. Ich weiß nicht, wer mit wem Entscheidungen vorbereitet und trifft. Ich weiß auch nicht, ob die Arbeit der Trainer auf langfristige Wirksamkeit hin bewertet wird, Nur eines ist klar, letztendlich ist der Chef umso mehr verantwortlich, je mehr Führung er für sich beansprucht.
Was muss passieren?
Man muss sich ehrlich machen. Nicht immer vorwärts wollen, sondern auch mal einen Schritt zurückgehen: Wo haben wir Fehler gemacht? Mir fällt auf, dass bei der Verkleinerung des Präsidiums der Posten des Vizepräsidenten für Bildung, Wissenschaft und Ausbildung geopfert wurde. Dieses Themenfeld ist nicht mehr hochrangig vertreten in einer Welt, in der Qualifizierung und wissenschaftliches Arbeiten in allen Bereichen extrem wichtig ist.
Sie sind in einer Krise angetreten. Was ist heute wie damals?
Gar nichts. Es gibt keine Aufbruchstimmung, es gibt zu viele starre Strukturen. 2005, als ich die Verantwortung übernahm, war die Leichtathletik grundsätzlich intakt. Man sprach miteinander, die Vereine waren Partner, die Landesverbände, die Meetingveranstalter auch. Häufige und direkte Kommunikation mit vielen Partnern war ein Schlüssel zum Erfolg. Aus der extrem hohen Zahl von Verletzungen im Vorjahr leite ich ab, dass in manchen Bereichen zu viel und zu hart trainiert wurde. Die Umwälzungen in der Trainerschaft sind gewaltig. Wie soll da Kontinuität entstehen? Trainer müssen Vertrauen erwerben, die enge persönliche Kommunikation ist eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Kooperation bei gleichzeitiger Konkurrenz. Es ist kein Wunder, dass Ron Weigel, langjähriger Bundestrainer, mit der Silbermedaille von Jonathan Hilbert und Platz fünf von Christopher Linke der erfolgreichste im ganzen Team ist.
Ist der DLV eine autoritäre Organisation geworden?
Ich weiß nicht, ob eine Organisation autoritär werden kann, dies: Je offener, vertrauensvoller und partnerschaftlicher die Mitarbeiter (Trainer und Trainerinnen/d. Red.) geführt werden, umso mehr führt es zum Erfolg. Das partnerschaftliche Miteinander ist heute sicher nicht wie etwa 2006.
Das Gespräch führte Michael Reinsch.
F.A.Z., 16.09.2021, Sport
„Mallow versteht das Vorgehen nicht“
Cheftrainerin Annett Stein widerspricht der heftigen Kritik im Namen des DLV.
In keiner anderen olympischen Sommersportart nehmen vergleichbar viele Nationen teil, erreichen vergleichbar viele Nationen Finals und Medaillen. Wenn man die Ergebnisse der internationalen Meisterschaften des DLV der vergangenen 21 Jahre verfolgt, wird man feststellen, dass es immer wieder wellenförmige Entwicklungen gegeben hat. Nehmen wir die Olympischen Spiele 2008 und ein Jahr später die WM in Berlin 2009. In Peking gab es eine Medaille. Ein Jahr später glänzte der DLV trotz des schlechten Abschneidens in Peking mit neun Medaillen bei der WM in Berlin mit dem gleichen Athleten- und Trainerpotential. Jürgen Mallow hatte hier auch einen Tiefpunkt in Peking. Unsere Nationalmannschaft hat mehr Potential, als sie in Tokio gezeigt hat. Letztlich zählt die Tagesform der Athleten. Wir arbeiten an der Analyse, die bei der ständigen Konferenz Leistungssport Ende September diskutiert wird. Wir hatten uns mehr erwartet und werden für das kommende Jahr Konsequenzen ziehen.
Bezogen auf die Staffeln, haben wir mit Blick auf die Ausgangssituation eine abweichende Bewertung. Gerade die 4×100-Meter-Staffel der Männer mit drei sehr jungen Sprintern konnte abweichend zur Prognose das Finale erreichen. Seit einigen Jahren verzeichnen die 4×100-Meter-Staffeln bei den U-20-Welt- und -Europameisterschaften Medaillenerfolge. Jetzt konnten drei junge Sprinter gemeinsam mit dem deutschen Rekordhalter, Julian Reus, den Sprung in die Weltspitze vollziehen. Das Teamwork in der Betreuung durch Trainer, die Einbindung der wissenschaftlichen Kompetenzteams und die gemeinsamen Lehrgänge mussten im Kontext der Pandemie und der Reduzierung der Kontaktsituationen deutlich abweichend zu davor gestaltet werden. Dabei stand das Risikomanagement im Mittelpunkt. Zum Erfolg gehören nicht nur mehr Geld, mehr Trainer und spezifische Strukturen, sondern auch Tagesform sowie Glück, sonst wäre Erfolg linear planbar.
Zu den Sprinterinnen: Für eine optimale Staffel-Besetzung ist es erforderlich, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren und flexibel auf allen Positionen aufgestellt zu sein. Staffeln sind Mannschaftswettbewerbe. Wenn Ermüdungssituationen oder Verletzungen im Zusammenhang mit Einzelstarts dazukommen, braucht man eine größere Auswahl an Sprinterinnen, um zielorientiert arbeiten zu können.
Wir sehen den Ansatz eines linearen Vergleichs der internationalen Meisterschaften kritisch. An den Wettbewerben nehmen unterschiedliche Athleten mit unterschiedlichem Leistungspotential bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen teil. Nur herausragende Athleten in individuell optimalen Betreuungsumfeldern und in einer optimalen Tagesform können Medaillen und Finals erreichen. Mit Vermutungen wie der von systematischen Fehlern wäre ich vorsichtig, denn das heißt, etwas nicht genau zu wissen. Unstrittig müssen wir auch in der Leichtathletik den Generationswechsel bei den Trainern gestalten. (. . .) Eine Aufgabe ist es, den Trainerberuf attraktiver zu gestalten. Der DLV verfügt über eine eigene DLV-Akademie, die systematisch auch die digitalen Angebote erweitert. Trainer können sich auf nationaler und internationaler Ebene fortbilden. Es bestehen zudem vielfältige Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Geführt werden die Trainer durch die Chefbundestrainerin, unterstützt durch leitende Bundestrainer.
Die Aufgaben der Bundestrainer beinhalten neben der Betreuung der Bundeskaderathleten insbesondere die Entwicklung der Disziplin (Analysen, Kaderbildung, Jahresplanung, Führung der Kompetenzteams, Lehre). Sebastian Weis hat nicht als Bundestrainer aufgehört, weil Konstanze Klosterhalfen in den USA trainiert, sondern er hat sie noch beraten, als sie in den USA war. Malaika Mihambo ist mit Bundestrainer Uli Knapp Olympiasiegerin geworden, obwohl sie in die USA wollte und nun in Deutschland bleibt.
Unser Ziel ist es, vielfältige und sich ergänzende Trainerteams zu entwickeln. Es spricht vieles dafür, erfahrene Athleten als Bundestrainer heranzuführen, da sie das Geschäft kennen und die Bedürfnisse der Athleten einordnen können. Für einen Generationswechsel braucht man Zeit, Vertrauen und Geduld. Jungen Trainern muss man eine Chance geben. Erfolgreiche Athleten können sich großartig als Trainer entwickeln. Positive Beispiele sind Christine Adams, Boris Obergföll, Andrei Tivontchik und Charles Friedek. Jürgen Mallow gab Obergföll damals als jungem Trainer eine Chance, und jetzt versteht er ein vergleichbares Vorgehen nicht.
Die optimale Balance zwischen Belastung und Erholung ist entscheidend für den Erfolg. (. . .) Verletzungen werden auch durch veränderte Spezialschuhe, durch höhere Belastungen durch neue Beläge und veränderte Anforderungen für die Wettkampfgestaltung durch das neue Qualifikationssystem im World-Ranking beeinflusst. Es gilt, innovativ zu sein und individuell optimale Lösungen zu finden. Eine pauschale Bewertung ohne konkrete Analyse greift zu kurz. Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler benötigt eine völlige andere Trainingsgestaltung als Johannes Vetter. Beide trainieren anders als Julian Weber. Mit dem Ziel eines vernetzten Supports für Athleten und Trainer arbeitet derzeit Professor Dr. Rainer Knöller mit dem „Athleten-Monitoring“. Zur Frage „Wer kontrolliert, was die Bundestrainer tun?“: Wir sind keine Handballmannschaft. Athleten und Trainer arbeiten dezentral an unterschiedlichen Standorten. Controlling muss daher entsprechend eingeordnet werden. Es erfolgt über eine intensive Kommunikation und findet zum einen über die Chefbundestrainerin und zum anderen über die leitenden Bundestrainer statt. Künftig hoffen wir hier verstärkt Bundesstützpunktleiter einbinden zu können.“
2011 – 2015 33 Medaillen 410 Nationenpunkte
2016 – 2021 17 Medaillen 270 Nationenpunkte
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 16. September 2021