„Dreimal in der Woche“ sollte ein Gelegenheitsjogger schon ins Freie gehen, um seine Ausdauerwerte zu verbessern und die Gesundheit zu steigern. Mindestens 30 Minuten lang sollten die Läufe sein, „sonst werden keine Trainingsreize gesetzt“, so Steffny.
„Zwei Drittel laufen zu schnell“ – Herbert Steffny zieht in der Gemeindehalle in Altbach 130 Läufer in seinen Bann – Viele Tipps für die Freizeitjogger – Andreas Müller in Eßlinger Zeitung
Altbach – 75 kurzweilige Minuten erlebten 130 Zuhörer bei Herbert Steffnys Vortrag „Laufend in Form – fit für den EZ-City-Lauf“. Rund 20 Läufer setzten die Trainingstipps zusammen mit dem Marathon-EM-Dritten von 1986 gleich in die Tat um und drehten drei lockere Runden durch Altbach.
In der Gemeindehalle in Altbach brachte der 55 Jahre alte gelernte Diplom-Biologe die Besucher gleich auf seine Seite. „Unter Läufern duzt man sich. Ich bin also der Herbert“, eröffnete Steffny seinen Vortrag und nahm den Ball gleich auf, den ihm Hannes Kern in seiner Begrüßungsansprache punktgenau aufgelegt hatte. Warum wohl der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer wieder die gleichen körperlichen Ausmaße angenommen habe wie zu seiner gewichtigen Hochzeit, fragte sich der Ressortleiter der EZ-Sportredaktion.
Beim 60. Geburtstag von Fischer wollte sein Ex-Trainer Steffny genau das auch wissen und kam zu der Erkenntnis: „Fischer kennt nur schwarz oder weiß. Entweder Marathon oder gar nichts“, erzählte Steffny. „Als ich ihn wiedergesehen habe, war ich etwas frustriert und hatte fast Tränen in den Augen.“Dabei war es gerade der Marathonlauf von Fischer, der viele Menschen zum Laufen gebracht hat. Deshalb bedauerte es Steffny auch, dass der Politiker nach den Anschlägen vom 11. September 2001 keine Zeit mehr fand, regelmäßig die Laufschuhe zu schnüren und in sein altes Lebensschema zurückfiel.
Genau diese Kontinuität mahnte Steffny in seinem Vortrag an. „Dreimal in der Woche“ sollte ein Gelegenheitsjogger schon ins Freie gehen, um seine Ausdauerwerte zu verbessern und die Gesundheit zu steigern. Mindestens 30 Minuten lang sollten die Läufe sein, „sonst werden keine Trainingsreize gesetzt“, so Steffny.
Im Winter nicht aussetzen
An einem Schaubild mit der Auswertung der Laktatwerte verdeutlichte Steffny, warum so viele Freizeitläufer in ihren Bemühungen um eine Verbesserung der persönlichen Leistungsfähigkeit erfolglos sind. Die Grafik zeigte, dass übertriebener Ehrgeiz nicht der richtige Weg ist. „Zwei Drittel laufen zu schnell“ erklärte Steffny und fügte hinzu: „Für die Gesundheit muss man sich nicht quälen.“ Ausdauertraining sei wie ein steter Tropfen, der den Stein höhlt. Deshalb empfahl Steffny auch, in den Wintermonaten keine Pause einzulegen. Wer vier Monate nichts tut, braucht doppelt so lange, um wieder auf das alte Leistungsniveau zu kommen.
Emotionen kamen auf, als Steffny die Schlusssequenz des Marathonlaufs bei den Europameisterschaften von 1986 in Stuttgart zeigte. Die Bilder des letzten Kilometers zeigten, wie er seinen deutschen Konkurrenten Ralf Salzmann kurz vor dem Ziel noch abhängte und auf den Bronzerang lief. Die Zeit von 2:11:29 Stunden läuft heute kein einziger deutscher Läufer. Gleich im Anschluss daran zeigte er anhand von Trainingsplänen, wie sich auch Freizeitläufer verbessern können. Basierend auf einer guten Grundlagenausdauer „lassen sich Trainingsreize setzen“, verdeutlichte Steffny.
Zum Beispiel mit einem Intervalltraining mit fünf Läufen über jeweils 1000 Meter und den entsprechenden Trabpausen. Ein sechswöchiger Trainingsplan mit einer Zielzeit von 49 Minuten über zehn Kilometer machte klar, warum in unterschiedlichen Belastungsbereichen gelaufen werden sollte. „Ein Mischtraining ist wie eine gute Gemüsesuppe. Wer da zu viel Pfeffer und zu viel Salz hineingibt, der hat die Suppe versaut“, sagte Steffny.
Rund 20 Läufer, darunter auch der AOK-Geschäftsführer Dieter Kress („Ich habe heute viel gelernt“) schnürten anschließend die Laufschuhe und machten sich auf einen kleinen Rundkurs durch Altbach. Es wurde viel geredet, denn das ist für Steffny das Zeichen dafür, dass sich der Läufer nicht selbst überfordert. Eine Einführung in die wichtigsten Dehnübungen rundeten den Nachmittag ab. Wie gut der 55-Jährige noch in Schuss ist, zeigte sich hinterher. Das Trikot wies keinen Schweißfleck auf.
www.herbertsteffny.de
Anmeldungen zum EZ-City-Lauf sind möglich unter www.ez-online.de Bis zum 30. April (24 Uhr) gelten noch die verbilligten Startgebühren für den Hauptlauf. EZ-Abonnenten 8 Euro, Nicht-Abonnenten 10 Euro.
Andreas Müller in Eßlinger Zeitung