Erster Gesamt-Berliner Neujahrslauf 1990 mit Stempeln der Grenztruppen - Foto: Horst Milde
Zwei Berliner Lauf-Klassiker zum Jahreswechsel – Die Hauptstadt feiert mit dem 50. Silvesterlauf und dem 54. Berliner Neujahrslauf Events mit besonderer historischer Bedeutung.
Noch älter ist der Neujahrslauf mit nunmehr 54 Auflagen und einer außergewöhnlichen nationalen und internationalen Aufmerksamkeit
Zum Jahreswechsel ist die Berliner Laufszene auf zwei Klassiker /2026 fokussiert: Den 50. Berliner Silvesterlauf (seit 1977) und den 54. Berliner Neujahrslauf als sport- und welthistorische Einmaligkeit (seit 1990).
Beide Veranstaltungen gehören seit Jahrzehnten für die Berliner Bevölkerung zur Tradition des Jahresabschlusses, zumal beide Läufe die bewegte Geschichte (Ost- und West-) Berlins widerspiegeln.
Verantwortlich für die beiden Ausnahme-Veranstaltungen sind natürlich voraus denkende Organisatoren samt Generationen von Mitarbeitern, die diese Läufe etablierten und in einer Einzigartigkeit entwickelten.
Der 50. Berliner Silvesterlauf begann seine lange Geschichte 1977 als Berglauf (über den Teufelsberg) und wurde sogleich wieder abgesagt, da Straßen und Wege durch Eis und Schnee für die Teilnehmer unpassierbar waren.
Der Lauf wurde auf den 12. März 1977 (!) verschoben, den der in Berlin studierende Norweger Inge Simonsen (SCC) gewann. Dieser ging übrigens 1981 zusammen mit dem US-Amerikaner Dick Beardsley als erster Sieger des London-Marathons in die Annalen des zu den weltweit bekanntesten Marathonläufen ein.
Ermuntert durch den großen Erfolg verlegte man den 2. Berliner Berglauf auf den 31.12.1977 und gab ihm den Namen „Sylvesterlauf“. Später bekam er den naheliegenden Untertitel „Pfannkuchenlauf“.
Die Ausschreibung zum 1. Berliner Berglauf am 23. Januar 1977 – Foto: Horst Milde
Kuriositäten und Fotos sind im Beitrag „Wie aus dem Berliner Berglauf der Berliner Silvesterlauf wurde – Absage bei der Premiere am 23. Januar 1977, jetzt ein Berliner Traditionslauf und Klassiker!“ auf der GRR-Website zu finden.
Der 54. Berliner Neujahrslauf am 1. Januar 2026 zeigt wie keine andere Berliner Veranstaltung die Geschichte von Berlin (West und Ost, da sie die damalige politische und sportpolitische Bedeutung dieses Laufes symbolisiert.
Denn nur wenige Tage nach dem Mauerfall am 9. November 1989 hatte der Lauf nach 30 Jahren der Trennung von Ost- und West-Berlin „historische Dimensionen“. Denn zum ersten Mal konnten die Teilnehmer wieder durch beide Teile Berlins und – durch das Brandenburger Tor laufen.
Die Idee zu diesem Berliner Neujahrslauf hatte der britische Times-Journalist Michael Coleman, der am 10. November 1989 in früher Morgenstunde den Berlin-Marathon-Chef Horst Milde aus London anrief und erklärte, dass man in Berlin unbedingt einen Neujahrslauf am 1.1.1990 vom Olympiastadion zum Roten Rathaus organisieren müsse.
In West-Berlin gab es zum Jahreswechsel bisher nur den Silvesterlauf „Rund um den Teufelsberg“ des SC Charlottenburg, ein Neujahrslauf stand bis dato nicht im Terminkalender. „Das war im „laufträchtigen“ West-Berlin bis dahin eine noch unbekannte Veranstaltungsform“, erinnert sich Horst Milde.
Für die LäuferInnen aus Ost-Berlin war ein Neujahrslauf allerdings nichts Neues. Der Berliner Rundfunk mit dem bekannten DDR-Journalisten Heinz-Florian Oertel an der Spitze organisierte schon seit 1972 zusammen mit dem DTSB (Anm.: Der Deutsche Turn- und Sportbund war die Zentrale für den Sport zuständige Massenorganisation der DDR) den Berliner Neujahrslauf im Berliner Volkspark Friedrichshain nach dem Muster des berühmten Silvesterlaufes in Sao Paulo.
Der erste Start von DDR- und Ost-Berliner Läufern in West-Berlin, nach 28 Jahren der Trennung durch
Mauer und Stacheldraht, beim Berliner Cross-Country-Lauf am 12. November 1989 war letztlich der
Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung des Laufsports in Berlin und in Deutschland.
Beim anschließende Kaffeetrinken bei Horst Milde mit den Ostberliner Läufern Roland Winkler und Detlef
Dalk sowie Gerd Engel aus Stendal wurden Pläne für die Zukunft geschmiedet, die die Lauflandschaft
in Deutschland maßgeblich beeinflussen sollten.
Anm.: Die einmalige und unglaubliche Geschichte der beiden Laufveranstaltungen und seine historische Bedeutung für spätere Generationen, so unterschiedlich diese auch angelegt waren, sind in ausführlichen Beiträgen auf der Website von German Road Races zu lesen.
GRR Redaktion
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