Die 3.000 m Hindernisstrecke der Frauen – eine Strecke, die bei den Männern wie keine andere seit Jahren von den Kenianern beziehungsweise von geborenen Kenianern bestimmt wird – hatte ihre Premiere bei einer großen Meisterschaft vor zwei Jahren
WM-Spezial: Kenias Frauen im Aufwind über die Hindernisse
Die kenianischen Frauen sind im Aufwind im Hindernisrennen und haben den Abstand zu den dominierenden Russinnen bereits deutlich verkürzt. „Ich glaube, wir kommen an die Russinnen bald heran. Natürlich wird es schwer, sie zu schlagen, aber wir entwickeln uns“, sagt Eunice Jepkorir, nachdem sie im 3.000-m-Hindernisfinale die Bronzemedaille in 9:20,09 Minuten gewonnen hatte. Vor ihr lagen die Russinnen Yekaterina Volkova (9:06,57) und Tatyana Petrova (9:09,19).
Die 25-jährige Kenianerin hatte lange Zeit mit den Russinnen an der Spitze gelegen, fiel dann aber auf den letzten 600 Metern zurück.
Der Optimismus der Eunice Jepkorir bezüglich der zukünftigen Duelle mit den Russinnen basiert auch auf der Leistung der viertplatzierten Läuferin im Finale von Osaka: Die 19-jährige Ruth Bisibori Nyangau stellte mit 9:25,25 Minuten einen Juniorinnen-Weltrekord auf und verbesserte die alte Marke gleich um fünf Sekunden. Die Australierin Melissa Rollison hatte bereits vor sechs Jahren die alte Marke von 9:30,70 Minuten aufgestellt.
Die 3.000 m Hindernisstrecke der Frauen – eine Strecke, die bei den Männern wie keine andere seit Jahren von den Kenianern beziehungsweise von geborenen Kenianern bestimmt wird – hatte ihre Premiere bei einer großen Meisterschaft vor zwei Jahren: Bei der WM in Helsinki hatte Kenia durch Jeruto Kiptum ebenfalls Bronze gewonnen und zusätzlich einen fünften Rang belegt (Salome Chepchumba). Aber in der Zwischenzeit haben sich die Kenianerinnen deutlich verbessert. „Wir werden stärker – und meine Freundin Ruth hat ihr auch ein tolles Rennen gezeigt. Aber in Kenia gibt es noch eine ganze Reihe von talentierten Hindernisläuferinnen. Ich würde denken, dass bestimmt zehn von ihnen das Vermögen haben, in der Zukunft international eine Rolle zu spielen“, sagt Eunice Jepkorir.
Gefragt, ob sie in der Zukunft eine bestimmte Zeit erreichen möchte und eines Tages vielleicht den Weltrekord angreifen will, antwortet Jepkorir: „Ich denke nicht so viel über Zeiten nach, obwohl ich mich natürlich immer weiter verbessern möchte. Aber für mich geht es in erster Linie um den Sieg, deswegen heißt mein Ziel im nächsten Jahr in Peking bei den Olympischen Spielen: Gold.“
Eunice Jepkorir ist Tochter einer Farmerfamilie aus Eldama-Ravine, das in der Nähe von Eldoret liegt. Die Läuferin hat vier Schwestern und ebenso viele Brüder. „Ich bin das viertälteste Kind. Früher bin ich zur Schule gerannt, aber die Entfernung war nicht so groß – es war kürzer als ein Hindernislauf“, erzählt Eunice Jepkorir, die in diesem Jahr mit einer Steigerung auf 9:14,52 Minuten den Commonwealth- und Afrika-Rekord gebrochen hat. Dabei verbesserte sie die kontinentale Bestmarke jener Athletin, die lange die Nummer eins in der Welt über diese Strecke war und vor zwei Jahren auch Weltmeisterin wurde: Dorcus Inzikuru (Uganda). Und dies obwohl die Sprungtechnik von Eunice Jepkorir noch stark verbesserungsfähig ist.
Es sieht fast aus wie ein Hopsen, wenn die Kenianerin die Hindernisse überquert. Alleine hier dürfte noch ein Potenzial für deutliche Verbesserungen liegen.
„Ich habe auf der Oberschule gemerkt, dass ich Talent habe. Mit 15 Jahren bin ich dann Crossrennen gelaufen und bald danach auch 5.000- und 10.000-m-Rennen. Mit 17 Jahren hatte ich bereits eine 10.000-m-Bestzeit von unter 33 Minuten“, erzählt Eunice Jepkorir. Nach der Schule konzentrierte sie sich vollkommen auf den Laufsport und kam dann 2003 zum ersten Mal nach Europa. Ihr erster Manager war der Detmolder Volker Wagner, so dass sie in Deutschland eine Reihe von Straßenrennen absolvierte. „Damals rannte ich sowohl über 5.000 Meter als auch über 10.000 Meter und auf der Straße.“ Jepkorir war unter anderem Siebente bei der Cross-WM 2004 und 14. bei der Straßenlauf-WM über 20 km im vergangenen Jahr. „Aber jetzt konzentriere ich mich vollkommen auf das Hindernislaufen.
Der Erfolg der kenianischen Männer in dieser Disziplin hat mich sehr motiviert. Und der ist sehr wichtig für die gesamte Entwicklung des Frauen-Hindernislaufes in Kenia. Athleten wie Moses Kiptanui und Ezekiel Kemboi sind große Vorbilder für mich“, sagt Eunice Jepkorir, die sich selbst trainiert und zwischenzeitlich auch ihren Manager wechselte. „Jetzt betreut mich David Kipelio“, sagt Eunice Jepkorir. Das ist ein ziemliches Novum, denn Kipelio ist Kenianer.
Zu Ruth Bisibori Nyangau sagt die Bronzemedaillengewinnerin: “Sie hat erst in dieser Saison den Durchbruch geschafft und hat auf Anhieb die Afrika-Spiele gewonnen.“ Dabei lief die Junioren-Weltrekordlerin, die mit 15 Jahren mit dem Laufen begonnen hatte und Isabella Ochichi und Catherine Ndereba als Vorbilder nennt, sogar barfuß. “Es kann durchaus passieren, dass Ruth eines Tages stärker sein wird als ich und mich schlägt bei einem großen Rennen.
Aber gemeinsam werden wir dann noch stärker sein im Kampf gegen die Russinnen“, sagt Eunice Jepkorir.