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04
10
2011

Knapp 34 Minuten schnell war der „Citylauf am Neckar", wie einer der Untertitel der Veranstaltung auch heißt. Es wäre zweifellos schneller geworden, wenn die starken Heilbronner Langstreckler mit BaWü-Meister Holger Freudenberger an der Spitze am Start gewesen wären, doch eine unglückliche Terminkollision mit den am Folgetag in Hochdorf nahe Nagold stattfindenden BaWü-Landesmeisterschaften wusste dies zu verhindern ©wus-media - Wilfried Raatz

Wie schnell ist ein Schneller 10er? Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Die Frage ist gewiss in Heilbronn eher relativ – und nicht unbedingt schnell mit wenigen Worten zu klären. Eines jedenfalls ist der „Schnelle 10er" nicht – nämlich eine Konkurrenz zu den schnellsten deutschen 10 km-Straßenrennen wie der Asics Grand 10 in Berlin, der Würzburger Residenzlauf, der Kö-Lauf in Düsseldorf oder die 10 km beim Paderborner Osterlauf.

„Es ist ein der persönliche (schnelle) 10er. Wir wollen nicht gegeneinander, sondern miteinander laufen!" umreißt Richard Werner, Vorstandsmitglied des Förderverein für Leichtathletik Heilbronn die Intension des Laufes, der vor nunmehr sechs Jahren erstmals gestartet wurde.

„Aus dem Erlös dieser Veranstaltung möchten wir die talentierten Jugendliche und Schüler der TSG Heilbronn fördern. Vor allem solche, die sich aus verschiedenen Gründen eine Vereinsmitgliedschaft bei uns nicht leisten können. Das sind oftmals Kinder von Alleinerziehende oder Kinder mit Migrations-Hintergrund", führt Richard Werner  weiter aus. „Es ist schade, dass aus finanziellen Gründen manche Talente verloren gehen. Das wollen wir verhindern!" Der umtriebige Macher hält die Fäden in der Hand beim Schnellen 10er zusammen mit Peter Schramm, dem Vorsitzenden des Fördervereins und Chef des legendären Eberstädter Hochsprungmeetings, das im kommenden Jahr bereits in die 34. Auflage gehen wird.

Knapp 34 Minuten schnell war der „Citylauf am Neckar", wie einer der Untertitel der Veranstaltung auch heißt. Es wäre zweifellos schneller geworden, wenn die starken Heilbronner Langstreckler mit BaWü-Meister Holger Freudenberger an der Spitze am Start gewesen wären, doch eine unglückliche Terminkollision mit den am Folgetag in Hochdorf nahe Nagold stattfindenden BaWü-Landesmeisterschaften wusste dies zu verhindern. So blieb für die TSG-Langstreckler eher eine Mitarbeit hinter den Kulissen, für Holger Freudenberger sogar die Ehre, den Startschuss für rund 300 schnelle 10 km-Läufer geben zu dürfen.

Ein weiterer Untertitel des Schnellen 10ers ist der Verweis „powered by beyerdynamic" auf den Sponsor, der praktisch in Sichtweite zum Start in der Badstraße und dem Ziel direkt nebenan im Frankenstadion sein Domizil hat. 1924 wurde das Unternehmen von Berlin als Elektrotechnische Fabrik Eugen Beyer gegründet und spezialisierte sich auf dynamische Mikrophone. Längst hat das Unternehmen auch in der deutschen Laufszene einen guten Namen.

Schließlich ist beyerdynamic-Geschäftsführer Wolfgang Luckhardt ein passionierter Marathonläufer und hat es verstanden, das Heilbronner Unternehmen bei den angesehensten Marathonläufen Berlin und Frankfurt im Sponsorenpool zu positionieren. Und nach dem inzwischen erfolgten Rückzug aber der Region treu geblieben und den beyerdynamic-Cup ins Leben gerufen.

Die populäre Laufserie umfasst inzwischen 10 Läufe in Heilbronn und Umgebung, beginnt mit dem Bietigheimer Silvesterlauf und hat heuer das Finale beim Bönnigheimer Stromberglauf Mitte November. „Wir möchten damit auch unsere gesellschaftliche Verantwortung in und für die Region unterstreichen", sagt Verena Schütte, bei beyerdynamic Chefin im Ressort Information & Communication Management bei der improvisierten Siegerehrung für den Tagesschnellsten, Benjamin Kehrer von der TG Nürtingen, der sich wegen einer Familienfeier nicht nur auf dem Drei-Runden-Kurs am Frankenstadion beeilen,  sondern auch noch auf eine vorweg genommene Preisübergabe pochen musste. 

Der 22jährige schreckte die Konkurrenz mit einem Blitzstart („Ich mache das grundsätzlich so, damit habe ich schon so manchen Gegner eingeschüchtert!") und war damit erfolgreich. Und reichlich platt, angesichts der 20° im Schatten gemessenen Temperaturen durchaus verständlich. Mit 33:59 Minuten blieb er übrigens nur knapp über seinem Hausrekord, der bei 33:40 liegt. Seine Vorliebe gilt dem Berg- und Landschaftslauf. So gewann Benjamin Kehrer erst vor zwei Wochen den Kirchertlauf in seiner Heimatstadt.

Der Vorsprung des für das Team Sport Schweizer laufenden Nürtingers betrug stattliche 44 Sekunden. Rang zwei sicherte sich mit Jan Weiland ein noch der Jugendklasse angehörender 19jähriger, der den Cannstätter Simon Sauter knapp auf Rang drei verweisen konnte. Erfreulich jung waren überhaupt die Besten beim Schnellen 10er, so schaffte der 15jährige Fabian Katz vom SV Leingarten als Achter mit 35:28 Minuten den Sprung unter die „top ten".

Wie schnell der Rundkurs auf den beiden Uferstraßen des Neckararmes tatsächlich ist, das durfte die Frauenerste erfahren. Die bereits 55jährige Jutta Bidermann von der LSG Aalen lief erstmals auf einer vermessenen Strecke mit 39:24 Minuten unter die 40-Minuten-Marke. „Das ist eine tolle Strecke!" gestand die selbst über ihre Leistung völlig überraschte Siegerin. Und ihr Geheimnis? „Ich sehe das alles nicht mehr so ernst und trainiere auch nicht so hart". Drei Jahre älter ist sogar übrigens die Zweitplatzierte, allerdings gilt Lidia Zentner als eine der weltbesten Mastersläuferinnen auf allerdings kürzeren (Bahn-)Distanzen.

Als Covergirl ziert Kathrin Siebenrok den Flyer des Schnellen10er. Die Startnummer eins dürfte sie allerdings weniger als Vorjahreszehnte, sondern als Gesamtsiegerin des beyerdynamic-Cup 2010 erhalten haben. Diesen wird sie in der laufenden Cup-Serie allerdings nicht verteidigen können, da die Talheimerin wegen einer Verletzung kaum Wertungsrennen bestritten hatte. „2012 werde ich wieder angreifen" formulierte sie keineswegs enttäuscht über ihren neunten Platz bereits Vorsätze für das neue Jahr. Auch wenn die Runde am Neckar praktisch ihre Hausstrecke ist, zeigt auch sie eine Vorliebe für Berg- und Landschaftsläufe. Und hat Erfolg damit. So schaffte sie im Vorjahr Rang zwei beim Widdersteinlauf im Kleinwalsertal.

Das weitere Laufangebot beim Schnellen 10er fand erstaunlich wenig Zuspruch. So ging nur ein Dutzend Starter im für Jugendliche und Laufeinsteiger vorgesehen „Mini-Marathon" über 1 Runde (gleich 3,5 km) an den Start.

Etwas besser war es dagegen schon bei den Jüngsten, die einen Sprint ins Stadion über 500 m zu bewältigen hatten. Teilnehmerstark zeigte sich dabei die Ludwig-Pfau-Schule mit gleich 42 Schülerinnen und Schülern.

Wilfried Raatz 

 

 

author: GRR

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