Diejenigen, die schon seit einiger Zeit den Kopf hängen lassen, sollten sich diese Tatbestände in die Erinnerung zurűckrufen da sie u.a. ein klarer Beweis dafűr sind, dass afrikanische Läufer genetisch nicht bevorteilt sind.
White Men can’t run – Weiße können nicht laufen? Dieter Hogen über das Training in Kenia und zur Situation der Laufszene in Kenia und Deutschland – Teil I
In den letzten Monaten sind wir auf dieser website schon des öfteren auf das schlechte Abschneiden der deutschen Läufer/innen bei den großen Meisterschaften wie der WM oder OS eingegangen. Insbesondere haben wir Beiträge dann dazu über das Training in Kenia, der Laufnation Nr. 1, publiziert. Dieter Hogen, als erfolgreicher Trainer und Coach weltweit bekannt und beachtet, trainiert seine Schützlinge in Kenia oder in Boulder/USA. Dieter Hogen wurde bekannt als Trainer von Uta Pippig, die die Marathonläufe in Berlin, Boston und New York City gewann. Seine Athleten trainieren bei KIMbia Athletics. Wir stellten ihn schon einmal bei GRR vor: Dieter Hogen auf der GRR-website
Wir freuen uns, daß Dieter Hogen auf der GRR-website Stellung bezieht und den deutschen Läufern – und natürlich den Trainern – seine "Meinung" sagt. Daß die "weißen Läufer" nicht nur hinterher laufen müssen, zeigte Dathan Ritzenhein/USA am Wochenende in Birmingham bei der Halbmarathon-WM mit seinen 60:00 deutlich. Es geht doch!
Horst Milde
Liebe Lauffreunde,
Horst Milde, neben Christoph Kopp einer meiner Hero's nicht nur der Berliner – sondern auch Gesamtdeutschen Laufszene, hatte mich in der Vergangenheit schon mehrmals ansprochen doch mal einige Standpunkte zur Entwicklung im Spitzenbereich abzugeben und auf dieser Seite zu veröffentlichen.
Dem möchte ich nunmehr Folge leisten und hoffe es ist etwas Interessantes fűr euch dabei. Bitte seht die folgenden Artikel als Diskussionsbeiträge, etwas dass zum Nachdenken anregen soll, nicht mehr.
In diesem Sinne, viel Spass, gute Laune und vielleicht sehen wir uns in Frankfurt.
Dieter Hogen
White Men can’t run – Weiße können nicht laufen?
Wer sich die letzten Weltmeisterschaften in der Leichtathletik in Berlin angesehen hat, könnte einmal mehr diese Frage stellen – und hinzufügen “und nicht sprinten?”
Das ist alles nichts Neues und auch auf dieser Web-Seite bereits kommentiert worden. Die dominierende Hautfarbe war Schwarz. Wieder einmal kamen die meisten Medaillen Gewinner aus Kenya oder Äthiopien. Was die Kenyaner betrifft, so sind viele von ihnen, wie inzwischen jeder weiß, in den Höhenlagen des Rift Valley beheimatet, wo sich auch unser Trainings Camp befindet.
Es ist natürlich sehr interessant diese Athleten auf den Laufstrecken oder der Aschenbahn (ein fast vergessenes Wort) leichtfüssig, freudig aber auch intensiv und konzentriert laufen zu sehen. Man kann durchaus den Eindruck gewinnen dass es sich hier um Athleten handelt wie man sie in dieser Qualität, mit dieser Begabung, sonst nirgendwo auf der Welt findet, ausser noch in Äthiopien. “Die sind einfach genetisch bevorteilt“, sagen viele.
Ist dem wirklich so? Um es vorweg zu sagen, ich glaube dem ist nicht so. Solche Talente gibt es auch in Deutschland und vielen anderen Plätzen dieser Welt, hat es schon immer gegeben.
Allerdings gibt es ganz spezifische Bedingungen die den “grossen Unterschied” machen.
Wer sich in der Laufszene auskennt, viel Zeit in Kenya verbracht hat und vielleicht sogar afrikanische Läufer betreut so wie ich es seit mehr als 15 Jahren tue ( in diesem Jahr verweilte ich 4 Monate im viel zitierten Rift Valley), dem fällt es nicht schwer, die echten Gründe für ihre Erfolge zusammen zu tragen.
Bevor ich aber zum Aufzählen einiger Fakten komme so wie sie sich aus meiner Sicht darstellen und auch mit dem Ziel nicht zu frűh zu resignieren was die Zukunft der weißen Läuferschar angeht, lasst mich folgendes voranstellen, zur Stärkung des Selbstbewusstseins sozusagen.
Die schnellste Marathonläuferin der Gegenwart und gleichzeitg Weltrekord-Inhaberin mit der sensationellen Zeit von 2:15:25 Paula Radcliffe, ist Weiße, oder nicht? Die Gewinnerin der letzten Marathon Majors, Irena Mikitenko, ist Weiße, oder nicht? Selbst bei den drei schnellsten jemals gelaufenen 800 m der Männer, alle im 1:41 Bereich, ist ein Weißer dabei, stimmts?
Viele Läufer und Läuferinnen von 800 m bis Marathon haben nicht nur in sehr weit zurűckliegenden Jahren, sondern auch in jűngster Vergangenheit, sagen wir in den letzten 10 Jahren, grosse Rennen gewonnen und auch Medaillen bei Internationalen Meisterschaften geholt, manche sogar Gold, stimmt’s?
So schlimm, wie es in Berlin mal wieder aussah, ist es also nicht.
Diejenigen, die schon seit einiger Zeit den Kopf hängen lassen, sollten sich diese Tatbestände in die Erinnerung zurűck rufen da sie u.a. ein klarer Beweis dafűr sind, dass afrikanische Läufer genetisch nicht bevorteilt sind. “Ja, aber es gibt prozentual viel mehr Talente als anderswo”, sagen die nächsten.
Das ist schwer nachzuweisen; vieleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Die Prozente, auf die es wirklich ankommt, liegen ganz wo anders, wie wir gleich sehen werden, zumindest nach meiner Auffassung.
Die Situation in Kenya im Vergleich zu Deutschland
1. Das Wichtigste – hőhere Ausschöpfung des Talente Pools.
Viele Kinder in Kenya, in den ländlichen Gegenden viel őfter als in Städten, kommen automatisch mit dem Laufen in Berührung, früher oder später. Erstens, weil sie sich natürlicher – oder gezwungener Weise-viel zu Fuß bewegen und auch schnell dabei sind, mal ein Stück zu rennen, zweitens, weil bestimmte Rahmenbedingungen, mit denen sich die nächst folgenden Punkte beschäftigen, stimmen und drittens, weil es eine ununterbrochene Abfolge von Cross Läufen gibt, beginnend im Herbst, derzeit schon im Oktober und natürlich in der Cross Hauptsaison zwischen Januar und März, oft mehrere Veranstaltungen in verschiedenen Orten an einem Wochenende gleichzeitg .
Dazu kommen Schul Cross Läufe die im März beginnen, zunächst in den Schulen selbst um ein Team zu bilden das zu den Orts- und anschliessend Gebiets-Wettkämpfen antritt, dann die District Meisterschaften für alle Altersklassen, gefolgt von denen der Provinz, des Landes und schliesslich Afrikas und der Welt, für die Jugend als auch Junioren. Die WM der Junioren sind ein sehr kontroverses Thema über das wir später gern diskutieren kőnnen. Neben den nationalen Cross-Läufen gibt es ganzjährig Straßenlauf Veranstaltungen űber verschiedene Streckenlängen.
Ein bestimmter Prozentsatz des vorhandenen Talente Pools steht also űber diese Wettkämpfe der Sichtung zur Verfűgung. Aber wie hoch ist dieser Prozentsatz, gemessen an der Gesamtzahl der Kinder die fűr das Laufen veranlagt wären? Um eine klare Aussage zu diesem Punkt zu bekommen habe ich jemanden befragt, der seit űber 30 Jahren hier lebt und arbeitet und mit dem ich gut befreundet bin – "Bruder" Colm (mehrmals auf dieser Seite erwähnt).
Sein voller Name ist Colm O'Connell, er stammt aus Irland, war viele Jahre hier als Lehrer am St. Patrick's Gymnasium tätig , anschliessend auch als Direktor und fing an in seiner Freizeit Läufer zu trainieren. Die Namen derjenigen Schűtzlinge die Weltklasseniveau erreichten sind ausreichend bekannt und auf dieser Seite ebenfalls bereits erwähnt worden. Im Moment betreut er hauptsächlich Isaac Songok, Augustine Choge und den neuen 800 m Star Rudisha.
Wir haben in den letzten 3 Monaten unzählige male zusammen gesessen, oft 3-4 mal die Woche und uns űber alles mőgliche ausgetauscht, oder einfach nur um Tee zu trinken und Witze zu erzählen.. Es ist immer interessant ihm zuzuhőren weil er viele Geschichten drauf hat űber die man herzlich lachen muss oder einfach wegen seiner Lauf- und Kenya Erfahrung.
Zur oben gestellten Frage gab er mir eine klare Antwort, eine die mich űberrascht hat: 10%. Wow, 10%, nicht mehr? Er sagt, dass die meisten Kinder nicht zum eigentlichen Laufen kommen weil z.B. viele Schulen keinerlei Interesse zeigen.
Auch die guten Zeiten des St. Patrick's Gymnasiums sind seit einigen Jahren vorbei (das Komische ist, dass es seitdem auch akademisch steil bergab geht, sieht jemand einen Zusammenhang? Die Schule war mal in den Top 3 in Kenya. Davon sind sie jetzt weit entfernt). Ausserdem sei es fűr viele Kinder nicht mőglich zu den Wettkämpfen zu kommen weil die Anreise nicht gewährleistet werden kann, die familiären Verhältnisse extrem schlecht sind, etc.
Wie hoch ist der Prozentsatz der erkannten und evtl. gefőrderten Talente dann in Deutschland – 1%?
Űber den hiesigen Schulsport und von der Schule gelenkten Veranstaltungen zu reden bringt an dieser Stelle nicht viel, ihr kennt die Situation besser als ich. Wo also kann man Talente sichten? Gute Frage. Während der WM in Berlin habe ich Dieter Baumann getroffen, in der S-Bahn auf dem Weg ins Stadion. Auf meine profane Frage: "Wie stehts um die Deutschen Läufer?" hat er ebenso profan geantwortet: "Glaubsch mir, es ischt net leicht." Ich hab's ihm geglaubt.
Natűrlich kann niemand die genauen Zahlen wissen, weder in Deutschland noch in Kenya, was den Vergleich von vorhandenen zu gesichteten Talenten angeht. Aber darauf kommt es auch nicht an; das existierende Missverhältnis ist hier entscheidend. Genau dieses Missverhältnis ist der Ursprung allen Űbels und die Hauptursache fűr die fehlende Breite und zum Teil auch Spitze im "weißen" Laufsport. Deutschland steht hier natűrlich nicht allein. Seht nur mal rűber zu unseren ehemals mit den Ton angebenden Nachbarn England oder Irland. Alle habe die gleichen sozialen Probleme.
Trotz bei weitem nicht idealen Bedingungen sind die Kenyaner also deutlich im Vorteil.
Nun weiss jeder dass es in Afrika und speziell auch Kenya eine Bevőlkerungs Explosion gegeben hat. Was genau bedeutet das? Doppelt so viele Kinder, doppelt so viele Talente, die in ein paar Jahren den gesamten Lauf noch mehr beherrschen werden? Das bleibt natűrlich abzuwarten, denn auch hier in Kenya haben sich die Bedingungen in den letzten Jahren sehr verändert und verändern sich ständig weiter in Richtung einer kőrperlich inaktiveren Jugend. Der Wegfall der Schulwege, durch die viele Kinder täglich zum Laufen gezwungen wurden, oft zwischen 5 und 10km, ist da noch das geringste Problem. Wegen der sprunghaft gestiegenen Zahl an Kindern gibt es heute fast an jeder Ecke eine Schule.
Eins steht fűr mich fest, um diesen Punkt erst einmal abzuschliessen – unser Problem liegt keinesfalls in fűr die Entwicklung von Weltklasse Läufern fehlenden Bedingungen wie Hőhe, Klima, Ernährung oder Laufstrecken. Aus diesem Blickwinkel heraus kőnnte in Talent absolute Weltspitze erreichen, ohne Deutschland jemals verlassen zu haben. Damit sage ich nicht, dass man zum Training nicht auch in andere Länder fahren kann oder soll, aber man darf das Pferd nicht von hinten aufzäumen nur weil man diese Zwangsvorstellungen im Kopf hat. Ein Grund kőnnte z.B. sein eine starke Gruppe zu suchen und sich dort reinzuhängen, was sehr viele erfolgreiche weiße Spitzenläufer schon getan haben. Vieleicht kann ich Euch mit einigen weiteren Erklärungen űberzeugen und ich werde auch einige Beispiele aus Amerika bringen.
2. Trainingsbedingungen – Strecken, Stadien, Hallen
In Kenya gibt es vielerorts Laufstrecken mit Bodenverhältnissen die ein ganzjähriges Training in jeder Entwicklungsstufe zulassen, vom Kind bis zum Weltklasse Athlet. Mehrere Wochen im Jahr sind die lehmigen Wege zwar mitunter sehr schlammig wegen der Regenfälle, aber irgendwie findet man eine Strecke wo noch halbwegs gelaufen werden kann. Die lehmbepackten Schuhe hängen dann wie Blei an den Füssen, aber das gibt Kraft.
So genannte Stadien oder Plätze mit einer Aschenbahn, die in mehr oder weniger schlechtem Zustand ist, gibt es auch. Die einzige Tartan Bahn ist in Nairobi. Damit ist also alles Wesentliche, was man zum Laufen braucht, vorhanden. In einigen Orten gibt es ausserdem ein Fitness Center wo Gymnastik oder Kraft – und Stabilisations Übungen durchgeführt werden kőnnen.
Was Deutschland angeht, so kann ich mich zu diesem Punkt kurzfassen. Es gibt Hallen, Krafträume, jede Menge gutes Laufgelände in verschiedenen Teilen des Landes, auch in zentralen Trainings Stätten.
Vielleicht noch ein interessantes Detail. Viele wissen, dass es in bestimmten Orten in Kenya mehrere Hundert Läufer gibt, die ein intensives Training absolvieren, gesteuert und ungesteuert. Was viele aber nicht wissen und verwechseln es mit grosser Talente Konzentration auf kleinem Raum ist, dass die meisten nicht aus diesen Orten stammen. Sie kommen hier aus vielen Gegenden zusammen, weil sie wissen, dass hier Spitzenläufer in leistungsstarken Gruppen trainieren. Sie hängen sich dann einfach rein, um diesen Ausdruck noch einmal zu gebrauchen, und hoffen auf's Űberleben und persőnliche Leistungsentwicklung damit jemand auf sie aufmerksam wird. Das ist auch einer der Grűnde, weshalb viele gute Athleten erst später, nach Abschluss der Schule, zu guten Leistungen kommen.
Eine grosse Anzahl Athleten lebt unter Dauer-Trainingslager-Bedingungen.
3. Klima
Die klimatischen Verhältnisse für Ausdauersport sind gut. Fast das gesamte Training findet unter kühlen Temperaturen mit niedriger bis mittlerer Luftfeuchte statt. Zur Zeit der Regenfälle, zwei bis drei mal im Jahr für einige Wochen, ist die Luftfeuchtigkeit natürlich höher und trägt zu einem sehr unangenehmen, nass-kaltem Klima bei.
Die Athleten haben es sich zur Gewohnheit gemacht, sehr frűh am Tag zu trainieren. Der Beginn des Dauerlauf Trainings fällt mit dem Sonnenaufgang zusammen, also ca. 6:00 Uhr oder etwas davor. Kenyanische Läufer meiden ganz konsequent die Hitze. Vor Sonnenaufgang gibt es einen Tee, den typischen Chai, der aus Milch, wenig Schwarztee und viel Zucker besteht und dann gehts los; gefrűhstückt wird nach dem Training. Da es den meisten Teil des Jahres auch vormittags nicht extrem heiss wird, sind intensive Einheiten auf der Bahn, die ab ca. 9:00 Uhr beginnen, ebenfalls nicht beeinträchtigt. Ausserdem ist es fűr sehr intensives Training wie Intervall – oder Wiederholungs Läufe besser wenn es warm ist.
Die Vorstellung, dass man hier in der Hitze trainiert und dann evtl. auch besser angepasst ist bei internationalen Wettkämpfen, die unter solchen Bedingungen ausgetragen werden, ist falsch. Bei Fernseh- Űbertragungen kann man mitunter solche Kommentare hőren. Der Sommer in Deutschland ist oft heisser und mit hőherer Luftfeuchtigkeit. Ausserdem ist es in Kenya Winter wenn sich die Athleten auf WM oder Olympische Spiele vorbereiten, was die Temperaturen noch weiter runterbringt.
Bei unseren Morgen Läufen sind Kinder und Erwachsene mit dicken Anoraks und Műtzen das gewohnte Bild. Die Läufer starten mit langärmligen shirts und Jacken, auch Műtzen und legen diese evtl. später mit zunehmender Erwärmung ab (die nassen Klamotten fliegen dann zu mir ins Auto, was mitunter Geruchs – gewőhnungs- bedűrftig ist).
4. Ernährung
Das Nahrungsangebot ist von sehr guter Qualität und die Ernährungsgewohnheiten sind ausdauergerecht. Wer es sich finanziell leisten kann hat ein sehr reichhaltiges Angebot an natűrlich gereiftem Obst und Geműse, alle Arten vollwertige, unverarbeitete, stärkehaltige Nahrungsmittel als auch Milch, Eier, Fleisch und Fisch zur Verfűgung.
Nur der Interesse halber mal einige Preise zum Vergleich – alles in Kenyanischen Schilling (im Moment 1 € = 110 ksh:
1 Banane – 5
1 Orange – 5
1 grosse Papaya – 50
1 Avocado – 10
1 Liter Milch – 40
1 kg Maismehl – 100
1 kg Reis – 70-200
1 kg Linsen/Bohnen – 80-180
1 kg Rindfleisch – m. Knochen 180, Filet 300
1 Huhn – 350
Die Gegend hier ist fűr Gesamt Kenyanische Verhältnisse sehr teuer.
Um Unklarheiten ein fűr alle mal zu beseitigen, hatte ich einen Ernährungswissenschaftler gebeten (Titel und einige Stempel waren mir wichtig), die typische Nahrung einer Gruppe kenyanischer Marathonläufer, die sich in der UWV (Unmittelbaren Wettkampf Vorbereitung) befanden, zu analysieren. Űber einen Zeitraum von zwei Wochen ist jedes Detail genau erfasst, jeder Tropfen und jeder Krűmel genau untersucht und vom Inhalt her berechnet worden.
Das Ergebnis (Details wie kcal, Fettsäure Zusammensetzung, Vitamine, Mineralien nicht aufgefűhrt): 80% Kohlehydrate, 10% Eiweiss, 10% Fett.
Es werden 5-6 grőssere und kleinere Mahlzeiten eingenommen.
Grober Tagesablauf und Mahlzeiten Verteilung:
5:00 Uhr – 5:30 Uhr Chai,
5:30 Uhr – 6:00 Uhr Trainingsbeginn, dann je nach Dauer des Trainings,
8:00 Uhr – 9:00 Uhr Frűhstűck
9:00 Uhr – 11:00 Uhr Ruhe, evtl.Schlaf,
11:00 Uhr Chai, Snack, anschl. verschiedene persőnliche Dinge
12:30 – 13:00 Uhr Mittag,
13:00 Uhr – 15:00 Uhr Ruhe, evtl. Schlaf
15:00 Uhr Chai
16:00 Uhr – 17:00 Uhr Training
17:30 Uhr Chai, Snack, anschl. verschiedene persőnliche Dinge
19:00 Uhr – 19:30 Uhr Abendessen
20:00 Uhr – 21:00 Uhr Nachtruhe.
Der Grossteil der Nahrung ist pflanzlich und neben der Milch wird nur am Abend zusammen mit Ugali (festes gedämpftes Maismehl) und gekochtem Geműse eine relativ kleine Menge Fleisch gegessen. Als Snack gibt es neben Obst (Bananen) meistens Porridge (dicken Hirsebrei).
Auch in Deutschland sind ganz zweifellos alle geeigneten Produkte im Űbermaß vorhanden, man muss nur die richtige Auswahl treffen. Ein bestimmtes Wissen und Offenheit evtl. schlechte "Traditionen" schrittweise zu verändern sind die Voraussetzung dafűr.
Ich beschäftige mich seit űber 20 Jahren mit Ernährung, fűr einige Jahre habe ich das sogar schwerpunktmässig getan und bin immer noch begeistert dabei alles was mir interessant erscheint unter die Lupe zu nehmen, fast täglich.
Was durch Beobachtung und Gespräche bei manchem deutschen Läufer auf den ersten Blick auffällt ist die hohe Aufnahme an schlechten Fetten und z.T. zu viel Fleisch und dessen Produkte sowie anstatt vollwertigen Stärke Produkten ein Űbermass an hochverarbeiteten sogenannten "Lebensmitteln". Warum die manchmal ausgerechnet "Lebensmittel" genannt werden ist mir nicht immer klar. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Begriff der in der Jugend meiner Oma geprägt wurde und den sich die Industrie immer noch zu Nutze macht.
Ausserdem sieht man bei vielen Athleten auch sehr schlechte Nahrungsmittel Kombinationen. Die Gesamtheit dieser Fehlverhalten belastet bereits die Verdauung im Magen, anschliessend im Darm, schädigt die Darmflora, erschwert den Zellstoffwechsel, eben auch den der Muskelzellen und fűhrt zu Entzűndungen. Wer hingegen die richtigen Produkte auswählt und richtig kombiniert wird die im Sport notwendigen Erholungszeiten nicht nur verkűrzen sondern auch sein Immunsystem stärken und weniger krank und verletzt sein. Es gibt nichts in diesem Zusammenhang das schwer zu verstehen oder zu organisieren wäre. Die einzigen Hindernisse sind mangelnde Offenheit und Bereitschaft.
5. Trainingsmethodik
Hier kann ich mich mal wieder sehr kurz fassen.
Die Kenyaner werden seit Jahrzehnten mit qualitativ hervorragenden Trainingsprogrammen versorgt und betreut, meistens von ihren europäischen aber auch weltweit verstreuten Trainern und Managern – das beste das die Welt zu bieten hat.
Dieses Wissen ist auch fűr Deutsche Trainer und Athleten zugänglich, wenn es nicht schon praktiziert wird.
6. Gruppentraining
Wie bereits angedeutet suchen die Kenyaner ganz bewusst und gezielt die Gruppe zur Selbstverwirklichung. Wenn man hin und wieder Läufer trifft, die einen Teil ihres Programmes oder zeitweise auch ihr gesamtes Training allein absolvieren, dann hat das meistens seine Grűnde. Wer in "seiner" Gruppe trrainiert muss fit sein und sollte zumindest den Anschluß an's allgemeine Gruppen Niveau erreicht haben um nicht zu frűh mit Intensitäten konfrontiert zu werden fűr die er noch nicht bereit ist.
Ein solcher Fehler wird meist mit Verletzung oder kőrperlichem Ab- statt Aufbau bestraft. Hier in Kenya hat man aber auch den Vorteil dass die großen, oft sporadisch entstandenen Gruppen durch eine große Leistungs Breite gekennzeichnet sind. Diese Situation bewirkt aber auch, das neben denen die davon profitieren weil sie gerade fit genug sind und an der Konkurrenz wachsen, weil sie mehr gefordert werden und dadurch stärker werden, es viele gibt die immer das letzte geben und so Dauer-műde oder anders herum Dauer Durchschnitt sind.
Wir alle wissen dass hartes Training reizt und zerstőrt und die Entwicklung während der Ruhephasen passiert. Wer also das Gruppetraining beherrschen und fűr sich nutzen will, sollte sich dieser Zusammenhänge sehr bewusst sein und notfalls lieber mal allein trainieren bis ein gewisses Niveau erreicht ist. Mit zuviel Ehrgeiz erreicht man oft das Gegenteil.
Aus diesem Blickwinkel haben es die kenyanischen Damen mitunter einfacher. Die Breite oder mit anderen Worten Anzahl weiblicher Athleten ist geringer, es ist schwerer Gruppen zu bilden. Da sie evtl. auch verschiedenen Managements angehőren, kőnnen Saisonplanung, Wettkämpfe und Trainings Progamme sehr unterschiedlich sein. Dieses Problem wird gelőst indem man sich Tempomacher organisiert. Das kann der Nachbar sein der ein bisschen läuft, junge Athleten oder in vielen Fällen auch Athleten die keine Hoffnung auf eine eigene erfolgreiche Karriere haben aber trotzdem noch Lust am Laufen verspűren. Sie werden dann entsprechend motiviert, z.B. mit Ausrűstung und haben Spass.
In vielen Fällen ist es auch der Ehemann der sich "opfert". Wenn beide das richtige Laufgefűhl fűreinander haben kann man fordern ohne zu zerstőren. Neben Gruppentraining ist also ein oder mehrere Tempomacher fűr jeweils eine einzelne Athletin ist ein durchgängiges und akzeptiertes Erscheinungsbild. Partner- oder Gruppentraining hat ausserdem den Vorteil dass man mal träumen kann, einfach nur mitschwimmt anstatt ständig selbst das Tempo puschen zu műssen, was ja der Hauptgrund fűr's Pacemaking bei Wettkämpfen ist.
Ich stimme also allen zu die im Gruppentraing eine entscheidende Triebkraft fűr die Leistung sehen.
In Deutschland ist das nicht ganz so einfach, nicht nur weil es nicht so viele leistungsstarke Läufer gibt. Die Ursachen liegen oft im zu stark ausgeprägten "lokalen" Denken.
Vielleicht sollten wir an dieser Stelle auch mal einen kurzen Abstecher nach Amerika machen. Wie die meisten wissen verbringe ich seit 1992 viel Zeit in Boulder/Colorado und kenne dadurch viele Athleten, Trainer und Manager und habe auch Augen und Ohren. Ausserdem haben wir einige Spitzenläufer in unserer eigenen KIMbia Gruppe, z.B. Tegenkamp oder Solinski. Es lohnt sich mal genauer hinzusehen, vielleicht in einem späteren Artikel, und zu analysieren wie die Amerikaner organisiert sind oder wie die Athleten sich selbst organisieren, wie das Schul-, Hochschul-, Universitäts System funktioniert, etc.
So viel sei aber schon gesagt, Schul-, Hochschul -Cross Mannschaften aber auch Gesamt Leichtathletik-Teams spielen fast űberall eine grosse Rolle. Läufer, die bereits im Jugendalter gewisse Leistungen bringen, werden von Uni's angeworben, bekommen Scholarships und suchen sich dann ganz gezielt eine aus um die sportliche Karriere voran zu treiben. Ganz besonders sei betont, auch weil es in Deutschland nicht so bekannt ist, dass Athleten, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, ihren Wohnsitz verändern und in eine der wenigen Laufhochburgen ziehen. Vergleicht mal mit Kenya.
Soviel erst mal fűr diesen ersten Beitrag. Später wűrde ich gern ausser den bereits erwähnten Themen űber Talenterkennung (spezifische Merkmale), Vorbildwirkung, soziale Anerkennung, Popularität, Freizeitverhalten, finanzielle Motivation und Erwartung, oder auch spezielle Trainings Methodik, Hőhentraining, Ernährung, und vieles mehr diskutieren.
Dieter Hogen
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