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19
01
2015

Wer finanziert die Spiele? „Nur reiche Städte können es sich leisten, sich nicht für Olympische und Paralympische Spiele zu bewerben." - Dr. Heiner Brandi in SPORT in BERLIN ©LSB Berlin

Wer finanziert die Spiele? „Nur reiche Städte können es sich leisten, sich nicht für Olympische und Paralympische Spiele zu bewerben.“ – Dr. Heiner Brandi in SPORT in BERLIN

By GRR 0

In Gesprächen mit Berlinerinnen und Berlinern hört man wiederholt Bedenken und Zweifel, ob die Stadt sich die Austragung von Olympischen und Paralympischen Spielen überhaupt leisten kann.

Dazu einige Fakten und Tatsachen, die vielen Menschen vielleicht noch gar nicht bekannt oder bewusst sind.

Wie sieht die Kosten- und Finanzierungsstruktur der Spiele aus?

1. Bewerbungskosten

London hat für die Bewerbung für die Spiele 2012 Anfang der 2000er Jahre rund 38 Millionen Euro aufgewendet, wobei ein Teil von der Stadt und ein anderer Teil von privaten Sponsoren getragen worden ist.

In Berlin wird für eine mögliche Bewerbung die Summe von rund 50 Millionen Euro geschätzt, wobei ebenfalls eine Beteiligung der Privatwirtschaft erbeten und vorgesehen ist. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich die geschätzte Summe noch geringfügig reduzieren wird, wenn die geplanten Reformen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Anfang Dezember vorabschiedet werden.

Im Ergebnis wird das Bewerbungsverfahren dann voraussichtlich einfacher und preiswerter werden und das IOC wird sich organisatorisch und finanziell an einer Bewerbung beteiligen. 

2. Organisations- und Durchführungskosten von Olympischen Spielen

Die Ausrichtung und Organisation der Spiele wird Berlin kein Geld kosten. Das IOC leistet dafür einen Zuschuss von bis zu einer Milliarde Euro. Rio de Janeiro ist für 2016 z. B. ein Betrag von 1,5 Milliarden US-Dollar zugesagt, also sogar noch mehr als eine Milliarde Euro.

Zusammen mit den Einnahmen aus Eintrittskarten, Lizenzgebühren, nationalen Sponsorenleistungen etc. haben die Ausrichterstädte die Organisation und Durchführung der Spiele mindestens kostendeckend oder mit einem Überschuss realisiert. Das gilt auch für London 2012, das insgesamt 2,4 Milliarden Einnahmen erzielt hat.

3. Investitionen in die Infrastruktur

Diese Kategorie kann noch unterschieden werden in die Kosten für die notwendige Herrichtung und den Bau von Sportstätten sowie Zukunftsinvestitionen in die allgemeine Infrastruktur also z. B. Verkehr, Unterbringung, Sicherheit etc.

Berlin hat den Vorteil, dass zahlreiche Sportstätten und ein Olympiastadion bereits vorhanden sind, auch die Hotelkapazitäten und die Verkehrsinfrastruktur genügen bereits den Anforderungen des IOC.

Die Kosten für Sanierung, Ertüchtigung und Neubau von Sportstätten werden gegenwärtig auf zwei Milliarden Euro angesetzt, wobei 500 Millionen „Sowieso-Kosten" sind, weil die Sanierung und Modernisierung der Anlagen in den nächsten Jahren ohnehin ansteht.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Ausrichtung von Olympischen Spielen eine nationale Aufgabe ist und der Bund sich an den Kosten beteiligen würde.

Für die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 gab es z. B. eine damalige Zusage der Bundesregierung zur Mitfinanzierung der Infrastruktur von über 600 Millionen Euro.

Außerdem ist möglicherweise davon auszugehen, dass nach dem Beispiel München 1972 und London 2012 über eine nationale Olympia-Lotterie gegebenenfalls weitere Mittel zur Finanzierung der Spiele generiert werden, allerdings natürlich nur für den Fall, dass eine deutsche Stadt sich international durchsetzen sollte.

Im Ergebnis gehen deshalb auch kritische Einwände in die Irre, dass Finanzmittel für Olympische und Paralympische Spiele besser in die Bereiche Bildung und Soziales investiert werden sollten. Die Finanzierung der Spiele wird auf viele Schultern verteilt. Geld, das zum großen Teil nur für Olympia zur Verfügung steht und ansonsten gar nicht da ist, kann man in Berlin nicht anderweitig verausgaben.

Aus diesem Grund gilt der Satz des Mainzer Sportökonomen und weltweiten Experten für die Finanzierung Olympischer Spiele, Professor Dr. Holger Preuß: „Nur reiche Städte können es sich leisten, sich nicht für Olympische Spiele zu bewerben."

Dr. Heiner Brandi in SPORT in BERLIN – Dezember 2014

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author: GRR

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