Berlin hat 2009 schon einmal gut geübt! ©Lothar Pöhlitz
Wenn Olympische Spiele 2024 nach Deutschland kommen – RESPECT – NO RASSISMUS – NO DOPING – 10 Jahre brauchen echte Talente bis zur Olympiareife – Lothar Pöhlitz
In der FAZ vom 31.12.2014 fragte ANNO HECKER „Wo geht´s denn hier zur Zukunft?“ und betrachtete das bevorstehende Sport-Jahr 2015, fragte zugleich auch ob der organisierte Sport in Deutschland auf dem Weg zur Wende ist und benannte den „Kampf des Spitzensports um seine Zukunft“ als ein Thema des Jahres!
Toll – endlich hat mal einer Mut dem DOSB und seinen Mitarbeitern den Siegel Zukunft des Sports vorzuhalten und das auch noch in einer unserer größten deutschen Zeitung.
Gerade in einer Phase in der in unserer Demokratie heftig um die Meinungsfreiheit auf Straßen, Plätzen und in den Medien gerungen wird und die Politik an den vielfältigen großen deutschen Baustellen weniger erfolgreich arbeitet, ist es an der Zeit sich endlich auch der „Zukunfts-Sorge Leistungssport“ öffentlich zuzuwenden.
Wer derzeit sportliche Spitzenleistungen vollbringt – wo in den Medien „die Zweiten“ oft schon die ersten Verlierer sind – wird 2024 kaum noch nach Medaillen greifen. Olympische Spiele in Deutschland in 10 Jahren müssen gut und umfassend vorbereitet werden, allein mit einem Zuschlag ist es nicht getan.
Deshalb muß man sich auch – aber wer ist man – sich schnellstens um die Rolle, Stand und Niedergang des Nachwuchsleistungssports – außerhalb der Fußball-Nachwuchs-Trainingszentren – sorgen und über Wege wieder nach oben nicht nur nachdenken oder sie in gedachten Prinzipien niederschreiben.
Anno Hecker – verantwortlicher FAZ-Redakteur für Sport schrieb u.a.:
„In Deutschland bündeln sich die Probleme zu einer Herkulesaufgabe. Sie reichen von zweifelnden jungen Athleten, eine Sportkarriere zu wählen, statt sich einem Beruf zu widmen, über schlecht bezahlte Trainer bis hin zu einer um sich greifenden Grundskepsis in der Gesellschaft gegenüber dem Spitzensport. Spannende Duelle, glorreiche Wettkämpfe, Goldmedaillen am laufenden Band reichen nicht mehr, das stetig gewachsene Misstrauen zu überspielen. Die nachlassenden Erfolge bei internationalen Junioren-Wettkämpfen könnten erste Vorboten eines selbst herbeigeführten Absturzes sein“
Eine deutsche Sport-Zukunft erfordert eine Wende im Nachwuchsleistungssport – die derzeitigen Strukturen reichen nicht.
Ein Weg zur Wende würde zurückführen zum Nachwuchsleistungssport. Das wäre natürlich toll, überfällig, der große Sprung und dringend erforderlich, wie die Statements dazu aus den Sportarten unterstreichen. Eine echte umfassende, von den Medien unterstützte sachlich-fachliche Diskussion um die zukünftige Konkurrenz-fähigkeit des deutschen Sports im Weltmaßstab – wie sie Anno Hecker angeschoben hat – und eine „Hilfe“ für den Kinder- und Jugendsport auf den Fernsehkanälen – das wär´s.
Dafür könnte der DOSB einmal eine Henne, Ente, einen Oscar oder einen „Goldenen Puma des DOSB“ an die beste sport- und nicht fußballfreundliche Fernsehanstalt verleihen.
Natürlich brauchte es auch die Initiativen und das Geld der Bundesregierung mit ihren 16 Ministerpräsidenten, dem DOSB, den Sportverbänden, den Innenministern – die auch in den Ländern für den Sport zuständig sind und auch ausgewählten Vorbildern wie Robert Harting, Nils Schumann oder Ulli Meyfarth die die deutsche Leistungsfähigkeit bei Olympischen Spielen durch Olympiasiege schon bewiesen haben.
Das würde bestimmt mehr als derzeit von der Politik angenommen Deutsche Stolz und für den Sport – initiativ machen.
In einer Diskussion um den Nachwuchsleistungssport innerhalb des DOSB und den Schulsport sollte auch der Qualität der Arbeit in den Eliteschulen des Sports und der Talentsuche die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet werden – wenn man Olympia 2024 im Auge hat.
Aber wer erschließt die Reserven, organisiert neue Strukturen, stellt hauptamtliche Nachwuchs-Trainer an oder organisiert im Osten den Wiederaufstieg des Leistungssports?
Auch der Hochleistungssport–Etat entscheidet über Medaillen
Will die Bundesregierung derzeit überhaupt über dazu notwendige Finanzen reden die für solche Ziele zusätzlich notwendig wären. Ist man sich bewusst mit wie vielen Hunderten Millionen der Fußball seine derzeitige tolle Leistungsfähigkeit einschließlich seiner Nachwuchsleistungszentren in allen Bundesligavereinen aufgebaut hat und das die Bundesliga 2014 einen Umsatz von 2,45 M i l l i a r d e n hatte und in höchster Priorität von allen Medien unterstützt wird.
Welche geringen Summen stellt im Vergleich dazu die Bundesregierung für den Hochleistungssport seiner vielen übrigen Sportarten – den mehr als 40 olympischen Disziplinen in der Leichtathletik – zur Verfügung? Und da der Sport (außer gerade der Wintersport) im Vergleich zum Fußball auch in den Medien Stiefkind ist muß man sich sorgen.
Allein die Tatsache dass in der Leichtathletik derzeit unsere Amateure und nebenamtlichen Trainer gegen die weltweite Profipraxis bestehen sollen macht Schwierigkeiten die weiteren Probleme aufzulisten.
Wenn wir Deutschland bei Olympia 2024 mit Siegen vertreten wollen…
…reicht es nicht das sich Regierung und Parlament zur Bewerbung bekennen, sie müssten einmal erklären ob sie überhaupt erfolgreichen Spitzensport wollen.
In den vergangenen Jahren hatte man nie so richtig den Eindruck. Die Bundeskanzlerin, die offensichtlich glaubt Fußballerfolge helfen durch ihre Präsenz vor allem ihr, verantwortet für die Politik insgesamt die Rolle auch von Kultur und Bildung und damit auch die des Spitzensports.
Sport ist Teil der Kultur einer Gesellschaft und sollte es bleiben und das müßte wieder bei den Jüngsten anfangen. Leider hat das in der Vergangenheit auch die Opposition nicht im Geringsten interessiert. Die Hoffnung für eine Nachwuchs- und Schulsport-Wende liegt deshalb vielleicht beim Neu-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in Thüringen. Seine Regierung könnte sich vorbildhaft dem völlig vergessenen Kinder- und Jugendsport im Rahmen der Bildungspolitik zuwenden. Für das Wintersportzentrum Oberhof hat er ja bereits seine Unterstützung signalisiert.
Ein Sport–Problem mit Priorität – unsere Kinder mehr bewegen
Obwohl die Ärzte seit Jahren die mangelnde Bewegung unserer Jüngsten nicht nur für Ihre Gesundheit, auch für ihre Intelligenz-Ausprägung beklagen lassen alle Parteien zu das diese außerordentliche Zukunfts-Problematik unserer sich kaum noch bewegenden Kinder und den immer ernsteren Warnungen der Ärzte über rasant steigende Kinderkrankheiten der „kleinen Dicken“ nicht in der Verantwortung des deutschen Parlaments ist. Es stört offensichtlich derzeit keinen Politiker wenn im ganzen Land Schulsporthallen für deutsche Kinder einfach so zweckentfremdet für die Flüchtlingsaufnahme ihrem eigentlichen Bildungs-Zweck entzogen werden.
Anno Hecker nennt auch einige weitere Probleme wie die Zweifel junger Athleten zwischen Beruf oder Sportkarriere, schlecht bezahlter Trainer, einer mehr zweifelnden Gesellschaft gegenüber Spitzensport, nachlassender Erfolge schon bei internationalen Juniorenwettkämpfen und die Priorität eines fehlenden Anti–Dopinggesetzes damit das Kulturgut Leistungssport nicht vor die Hunde geht.
Leider ist alles ein wenig kurz gedacht und hilft nicht aus unserer gegenwärtigen unbefriedigenden Leistungssportsituation und würde auch nicht den beschworenen notwendigen Weg zur Wende 2015 einleiten. Es gäbe viel zu diskutieren. Aus Sicht der Praxis, aus Sicht der Trainer die ja für die gewünschte deutsche Konkurrenzfähigkeit die Arbeit an der Basis leisten müssten sollen deshalb an dieser Stelle einmal einige notwendige Voraussetzung genannt werden, die – von der gegenwärtigen Ausgangsposition betrachtet – auch bei schneller Umsetzung erst nach Jahren – vielleicht/hoffentlich bei den 2024 in Deutschland angedachten Olympischen Spielen Wirkung zeigen könnten.
Das Wichtigste: Trainererfahrung ist das junge Talente etwa 10 Jahre brauchen bis sie Olympiareif sind. Das würde bedeuten das heute bereits 12-jährige am besten unter Sportschulbedingungen von Profi-Trainern auf die Olympischen Spiele 2024 langfristig vorbereitet werden müssten!
Dieser Gedanke macht aber nicht nur Experten Sorge, weil 12 Jährige heute durch den Sport in der Schule vergleichsweise zu früher bis dahin nicht mehr mit einem hilfreichen Anspruchsniveau durch Schulsport ausgebildet wurden, also in diesem Alter bereits Fitness- und Ausbildungsrückstände haben. Die Frage aus dem letzten Jahrzehnt aber bleibt: wer stellt sich endlich an die Spitze: die Kinder– und Jugendsport–Wende ist zwingend. Die Grund- und Ganztagsschulen wären dazu hervorragend geeignet.
RESPECT – NO RASSISMUS – NO DOPING
Noch zum Ruf von Anno Hecker nach einem Anti-Doping Gesetz: Die Trainer und Athleten im deutschen Spitzensport unterstützen die Bemühungen um ein Anti-Doping-Gesetz – bitten aber nicht nur IOC-Chef Dr.Thomas Bach – um ein Anti-Dopinggesetz weltweit – weil Insidern die Dopingenthüllungen Russlands zu kurz greifen und sich gut kontrollierte deutsche Sportler und Trainer gern wieder „w e l t w e i t sauberen Hochleistungssportlern in allen Sportarten“ zum Kampf um Siege stellen würden.
Fair geht vor sollte für alle – auch für Funktionäre, Journalisten und Mediziner – wieder ins Bewusstsein. Eine Demütigung über 6 Jahre und eine späte aktuelle Rehabilitation von Claudia Pechstein durch DOSB-Präsident Alfons Hörmann („Claudia Pechstein gilt aus unserer Sicht als Opfer“) zeigt welchen Schaden man mit Unkenntnis und frühen Vorverurteilungen anrichten kann.
Nicht nur NO RASSISMUS sondern auch NO DOPING in den Winter- und Sommersportarten, auf allen Sportstätten, in Stadien und Hallen und im Kopf von Sportlern, Trainern und Funktionären ohne Korruption und mit ehrlichen, offensiven Kontrollen weltweit (im Norden – Süden – Westen – Osten – in Demokratien und Diktaturen) in entscheidenden Trainingsphasen des Jahres könnte ein Anti-Doping-Gesetz überflüssig machen.
Auch wenn dadurch die Leistungen in den Einzelsportarten oder die Aggressivität in den Spielsportarten und damit die Verletzungen zurückgehen würden, auf Weltrekorde erst einmal für längere Zeit verzichtet werden müsste, der Kampf um Siege bei EM, WM oder OS bliebe für die Zuschauer nicht weniger interessant.
Derzeit sind leider die für Dopingkontrollen weltweit agierenden Gremien sowie IOC oder IAAF oder die für andere große Sportarten verantwortliche Vorstände nicht in der Lage ganzjährig faires, sauberes, dopingfreies Training oder Wettbewerbe zu garantieren. Dies sollte vor allem deutschen Fans und Zuschauern bewusst sein wenn unsere gut kontrollierten Athleten wieder einmal nur Vierter oder Sechster werden oder nur das Finale erreichten.
Auch Intersexualität bleibt für die Gremien ein ungelöstes Problem
Zum großen Themenbereich „Leistungsmanipulation“ zählt auch das immer wieder in Zusammenhang mit Olympischen Spielen aufkommende und noch immer nicht gelöste Problem „der männlichen Frauen“. Die lange praktizierten Geschlechtskontrollen, von Sportlern kurz „Sextest“ genannt, wurde, nach langjährigen Diskussionen vor allem seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, nach Vermutungen und Beschuldigungen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1966 international eingeführt und war auch seit 1968 bei Olympischen Spielen die Regel.
Auch weil die Prozedur der Geschlechtsüberprüfung medizinisch komplex und bis dahin teuer war, vielfältige Diskussionen in den Gremien keine Einigung brachten und 1999 die Athletenkommission des IOC vom Vorstand einen Teststopp forderte wurde beschlossen einen Test nicht mehr durchzuführen. Trotz der Beschlüsse bleibt diese Problematik unter dem Gesichtspunkt „Fair geht auch für die Frauen vor“ als Tabu und ungelöstes Problem weiter im Raum und man sollte nicht einfach – weil die Lösung schwer und vielleicht teuer ist – zur Tagesordnung übergehen.
Verschweigen löst keine Probleme. In einem Beitrag der FAZ vom 2.10.2009 unterstrich Michael Eder die Kompliziertheit der Lösung:
„Es gibt mehr als zwanzig verschiedene genetisch bedingte Ursachen dafür, dass sich manche Embryonen trotz eines (männlichen) 46,XY-Chromosomensatzes zu äußerlich weiblichen Babys entwickeln; sie können männliche und weibliche Geschlechtsorgane haben. Die Varianten zwischen Mann und Frau sind vielfältig. Es gibt keine einfache Definition der Intersexualität, und deshalb gibt es auch keine einfachen Antworten“ und kennzeichnete die alle Frauen im Hochleistungssport betreffende „Intersexualität als eines der letzten Tabus moderner Gesellschaften“
Lothar Pöhlitz
Leichtathletik Coaching-Academy
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