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02
10
2015

Wenn Betrüger sich beim BERLIN-MARATHON 2015 als Helden feiern lassen… ©Horst Milde

Wenn Betrüger sich als Helden feiern lassen… Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Das gibt es immer wieder. Auch oder gerade beim BERLIN-MARATHON. Am Beispiel von Kalle D. werden betrügerische Absichten dokumentiert. Die Forderungen nach einer schwarzen Liste werden laut

Entlang der Straße Unter den Linden, durch das Brandenburger Tor und unter tosendem Beifall über die Ziellinie – wohlverdienter Lohn nach 42,195 km Marathon-Leistung. Jubelpose im Ziel – und Zielfoto inbegriffen.

Doch der Begriff „Leistung“ gewinnt eine völlig andere Bedeutung, wenn diese in betrügerischer Absicht im wahrsten Sinne des Wortes erschlichen werden. Am Beispiel von Kalle D. wollen wir einmal aufzeigen, welche Kleingeister hier unterwegs waren, die glauben, dass ihre Betrügereien auch einer nachträglichen Split-Überprüfung standhalten.

Geschehen beim 42. BERLIN-MARATHON 2015, doch Berlin kann in Frankfurt oder München sein.

Fakt ist, dass hier eine Leistung und eine Anerkennung im Freundes- und Bekanntenkreis erschlichen werden. „Solche Betrügereien gibt es leider immer wieder. Bei großen Veranstaltungen kann es durchaus passieren, dass 100 und mehr derartige Betrügereien aufgedeckt werden und die fälschlich dokumentierten Leistungen gestrichen werden müssen“, weiß Horst Milde, der langjährige Race-Direktor des BERLIN-MARATHON und Vorsitzender von German Road Races (GRR).

„Es wird höchste Zeit, dass im Zeitalter einer starken Vernetzung eine Art schwarze Liste erstellt wird, dass diese Betrüger auch bei keinem anderen Marathonlauf mehr eine Startnummer erhalten dürften!“

Im Fall des zur M 55 zählenden Kalle D. aus dem westdeutschen Raum konnte nachgewiesen werden, dass dieser für die erste Streckenhälfte 2:11:21 Stunden benötigte, für die zweite Hälfte jedoch nur 1:52:12 Stunden, also um gleich 20 Minuten schneller gelaufen wäre.

Auch wenn der Begriff „Negativsplit“ nicht zuletzt durch die Berichte über viele Topläufer in aller Munde ist, diese „Leistungssteigerung“ ist ausgeschlossen, da selbst ein Turbo nicht ausgereicht hätte, um den Abschnitt zwischen 35 und 40 km in 3:22 Minuten zurückzulegen.

Denn weiteren Aufschluss über diesen Betrug ergaben die Zeiten der 5 km-Abschnitte: Start-5 km: 30:59, 5-10 km: 31:11, 10-15 km: 31:50, 15-20 km: 30:52, 20-25 km: 30:47, 25-30 km: 31:07, 30-35 km: 31:08, 35-40 km: 3:22, 40-Ziel: 22:17 Minuten.

Doch welcher Marathonveranstalter leistet sich den „Luxus“ mit Messmatten im 5 km-Abstand? Denn Berlin ist nicht überall.

Doch es gibt auch andernorts genügend Möglichkeiten, auch ohne eine komplette Datenkontrolle derartige Betrüger zu überführen und letztlich das Handwerk zu legen.

Wilfried Raatz

PS: Beim BERLIN-MARATHON werden jährlich aufgrund der Auswertungen der alle 5 Kilometer liegenden Zeitkontrollmatten Disqualifikationen vorgenommen, wenn Teilnehmer die Matten – durch Abkürzungen – nicht überlaufen haben.

Im vorliegenden Fall gibt es mehrere Aufnahmen des Betrügers in Siegespose, auf deren Veröffentlichung verzichtet wurde. Die Geschichten über Laufbetrüger in Berlin sind lang und "aktenkundig" – und manche sind dabei mehr als spektakulär – das begann schon Anfang der 80-er Jahre mit den Betrügern, die in der Berliner U-Bahn abgefasst wurden.
    

author: GRR

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