Blog
12
02
2012

Mary Keitany (51) mit Dire Tune beim RAK-HM 2011 © RAK-HM

Weltklasse im Emirat zum Zweiten – Auch 2012 startet der Halbmarathon in Ras Al Khaimah mit Feldern von absoluter Weltklasse – Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Nachdem der Dubai-Marathon am 27. Januar 2012 mit einmaligen Resultaten bei Männern und Frauen glänzte und die „Wiederauferstehung“ der äthiopischen Marathonszene einleitete, geht drei Wochen später am 17. Februar im knapp 100 km entfernten Ras Al Khaimah ein Feld von absoluter Weltklasse auf die Jagd nach schnellen Zeiten über die halbe Distanz.

Zum sechsten Mal findet im nordöstlichen Teil der Vereinigten Arabischen Emirate am 17. Februar ein Halbmarathon statt, der schon in den letzten Jahren für Furore sorgen konnte. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der angestrebte Weltrekord im letzten Jahr Realität wurde: die Kenianerin Mary Keitany lief hier einen neuen Weltrekord im Halbmarathon in phantastischen 1:05:50 und nahm dabei gleich über 20 km den Rekord mit. Auch über 25 km hält sie die globale Bestmarke mit 1:19:53, die sie ein Jahr zuvor bei den BIG25 in Berlin lief.

Die 30 jährige Kenianern ist auch dieses Jahr dabei, dämpft aber im Vorfeld die hohen Erwartungen an weitere Rekordjagden, nachdem sie zu Silvester geheiratet und das Training in dieser Zeit reduziert hatte. Trotzdem dürfte das Rennen der Frauen nicht langsam werden, sind doch mit Caroline Kilel, Hilda Kibet, Feysa Tadesse und Aniko Kalovics vier weitere Läuferinnen am Start, die schon unter 69 Minuten liefen.

Für Mary wird es vor allem auch in Hinblick auf einen Start bei den Olympischen Spielen in London darum gehen, den ungestümen Start und den Einbruch auf der zweiten Hälfte beim New York City Marathon im November 2011 vergessen zu machen. Das Potential dazu hat sie allemal.

Noch stärker als das Feld der Frauen ist das der Männer besetzt. Zwar fehlt Vorjahressieger Deriba Merga (ETH), der allerdings in letzter Zeit mehr durch Ausstiege (Frankfurt 2011, Dubai 2012) geglänzt hatte. Dafür ist es den Organisatoren aber gelungen, einige der weltbesten Straßenläufer in die Wüste zu bringen. Ein Blick auf die Startliste weist eine Leistungsdichte auf, die es kaum in diesem Jahr bei einem anderen Halbmarathon auf dem Globus geben wird.

Dabei sind es nicht nur neun Läufer, die die magischen 60 Minuten unterboten haben, sondern mit Geoffrey Mutai und Wilson Kipsang sind die aktuell zur absoluten Weltspitze gehörenden Marathonläufer am Start. Für schnelle Zeiten spricht auch die Tatsache, dass alle bisherigen 5 Ausgaben des RAK-Halbmarathons jeweils mit einer Zeit deutlich unter einer Stunde gewonnen wurden.

Bei der ersten Auflagen 2007 lief der letztes Jahr verstorbene Sammy Wanjiru mit 58:53 eine Weltrekordzeit, der aber wegen fehlender Dopingkontrollen nicht anerkannt werden konnte. Den Streckenrekord erzielte Marathon-Weltrekordler Patrick Makau 2009 mit 58:52. Der sollte am kommenden Freitag in Gefahr sein, da nach Auskunft des Managers der beiden Topathleten, der Niederländer Gerard van der Veen, die Tempomacher in Richtung einer Zeit von unter 59 Minuten das Rennen anlaufen sollen (einer der Tempomacher ist Philip Langat, PB 10 km 27:23).

Nach den herausragenden Resultaten der zwei Topstars im letzten Jahr, Geoffrey Mutai beim Boston-Marathon 2:03:02 und New York City Marathon 2:05:05 sowie Wilson Kipsang beim Frankfurt Marathon 2:03:42, soll dieser Lauf als Vorbereitung auf den London-Marathon dienen. Dort wird dann auch die Entscheidung hinsichtlich des kenianischen Olympiateams auf der Marathondistanz fallen. Dass vor allem Mutai schon wieder in Topform ist, deutete er durch beeindruckende Resultate in Crossläufen in seiner kenianischen Heimat an.
Beiden ist die Strecke in Ras Al Khaimah (RAK) nicht unbekannt. Wilson Kipsang lief dort 2009 als Zweiter hinter Patrick Makau seine Bestzeit von sehr guten 58:59 und gehört damit zu den sechs Läufern, die bisher 59 Minuten unterboten.

Geoffrey Mutai siegte in 59:43 im Jahr 2009, lief aber ein Jahr zuvor mit 59:30 in Valencia schon schneller. Dass er ein erster Kandidat auf eine Zeit unter 59 Minuten ist, steht außer Frage.
Härteste Konkurrenten dürften vor allem Wilson Chebet (HM PB 59:15) und Bernhard Kipyego (HM PB 59:10) sein. Chebet gewann im letzten Jahr beide großen niederländischen Marathons in Rotterdam (2:05:27) und Amsterdam (2:05:53) und Kipyego lief bereits fünfmal unter 60 Minuten, auch einmal in RAK mit 59:45 als Zweiter des letzten Jahres. Sein Marathondebut in 2:06:29 beim Chicago-Marathon 2011 im Oktober war sehr vielversprechend.

Nach dem äthiopischen Triumpf beim Dubai-Marathon ist ein ähnliches Ergebnis kaum zu erwarten. Die aussichtsreichsten Äthiopier dürften Marathonstar Tsegaye Kebede sein, der 2008 an gleicher Stelle nach 59:35 als Zweiter erst im Spurt knapp von Makau besiegt wurde, sowie Lelisa Desisa, Gewinner des Delhi Halbmarathon in 59:30 Ende November des letzten Jahres. Zu erwähnen bleibt auch noch Azmeraw Bekele, der sich bei den City-Pier-City im letzten Frühjahr in Den Haag auf 59:39 verbesserte.

Der RAK-Halbmarathon trägt in diesem Jahr erstmals das „Gold Label“ der IAAF (obwohl einige Kriterien dieser Auszeichnung kaum erfüllt sein dürften) und wird insgesamt mit einem Teamwettbewerb etwa 3000 Aktive auf die Straßen des Emirats bringen. Ähnlich grandiose Zeiten wie vor drei Wochen in Dubai sind bei den Klassefeldern von Eliteathleten nicht unmöglich, wobei aber nach den leistungssportlichen Gesichtspunkten die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Emiraten der UAE auch schon aufhören. Jegliche Form von Kooperation zwischen den Veranstaltungen findet nicht statt, auch in der arabischen Wüste gibt es Befindlichkeiten, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen.

Freuen wir uns lieber auf großen Laufsport. Die Wüste lebt!

 

Helmut Winter

 

Eliteathleten – Männer

Wilson Kipsang Kiprotich

KEN

58:59

Bernard Kipyego

KEN

59:10

Wilson Chebet

KEN

59:15

Lelisa Desisa

ETH

59:30

Geoffrey Mutai

KEN

59:30

Tsegay Kebede

ETH

59:35

Azmeraw Bekele

ETH

59:39

Kiplimo Kimutai

KEN

59:44

Fabiano Joseph

TAN

59:56

Levy Matebo Omari

KEN

60:06

Joseph Nganga Maregu

KEN

60:24

Feyisa Lelisa

ETH

60:33

Dennis Kipruto Koech

KEN

61:30A

 

Eliteathleten – Frauen

Mary Keitany

KEN

65:50

Caroline Cheptanui Kilel

KEN

68:16

Hilda Kibet

KEN

68:39

Feysa Tadesse

ETH

68:44

Aniko Kalovics

HUN

68:58

Georgina Rono

KEN

69:08

Gladys Cherono

KEN

69:26

Rose Chelimo

KEN

69:45

Serena Burla

USA

70:08

 

Die bisherigen Sieger beim RAK-Halbmarathon

 

Datum

Männer

Zeit

Frauen

Zeit

18. Feb. 2011

Deriba Merga (ETH)

59:24

Mary Keitany (KEN)

1:05:50

19. Feb. 2010

Geoffrey Mutai (KEN)

59:43

Elvan Abeylegesse (TUR)

1:07:07

20. Feb. 2009

Patrick Makau  (KEN)

58:52

Dire Tune (ETH)

1:07:18

8. Feb. 2008

Patrick Makau (KEN)

59:35

Salina Jebet Kosgei (KEN)

1:12:29

20. Feb. 2007

Samuel Wanjiru (KEN)

58:53

Berhane Adere (ETH)

1:10:58

author: GRR

Comment
0

Leave a reply