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11
2010

Anfang nächsten Jahres wird er nach Potsdam ziehen, um sich besser von Weigel betreuen zu lassen.

Weigel ebnet Weg zum Comeback – Der Chemnitzer André Pollmächer zieht nach Potsdam und wird wieder Marathon laufen – Peter Stein

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Der Männer-Marathonlauf in Deutschland geht im Vergleich mit der Weltspitze seit Jahren an Krücken. Nun soll Ronald Weigel die Burschen wieder auf Trab bringen. Der frühere Weltklasse-Geher übernahm vor wenigen Wochen neben seinem Job als Disziplintrainer Gehen auch den Marathonlauf im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Auf der Suche nach Talenten kam der Werderaner an André Pollmächer nicht vorbei und gab den letzten Anstoß für dessen Comeback.
 
Beide kannten sich von gemeinsamen Trainingslagern in Südafrika. „Da habe ich schon mitbekommen, wie klar konzeptionell und leistungsorientiert Ron mit seinen Sportlern gearbeitet hat. Nur mit hartem Training ist etwas zu erreichen“, erzählte Pollmächer, der im Vorjahr nach Platz 18 bei den Weltmeisterschaften in Berlin seinen Rücktritt erklärt hatte.

Für Außenstehende mag das überraschend gekommen sein, doch der Chemnitzer hatte sich langfristig darauf eingestellt. Weil sein Trainer Bernd Dießner – als Läufer und als Coach über Jahrzehnte auch in Potsdam erfolgreich – in Rente ging, konnte er praktisch dessen Job übernehmen. Zuletzt gab es allerdings ein paar Unstimmigkeiten mit dem LAC in Chemnitz, die schließlich in einer Vertragsauflösung mündeten. „Das Kapitel ist abgeschlossen, ich bin nicht mehr Trainer, sondern Sportler“, sagte Pollmächer. „Das Jahr Pause hat mir gut getan, ich habe viel Energie getankt, fühle mich psychisch wieder bereit für die hohen Belastungen.“ Denn Trainingsumfänge von 220 Kilometern in der Woche waren für Pollmächer normal, selbst unter Höhenbedingungen.

Anfang nächsten Jahres wird er nach Potsdam ziehen, um sich besser von Weigel betreuen zu lassen. Der gebürtige Riesaer, der in seiner sächsischen Heimatstadt unter den Fittichen seiner Mutter einst mit der Leichtathletik begann, hat sich in Brandenburgs Landeshauptstadt gründlich umgesehen, dabei interessierten ihn weniger Sanssouci oder die Geschäfte der Innenstadt, als vielmehr die Laufwege. „Von den Potsdamer Laufrevieren hat mir Bernd Dießner immer vorgeschwärmt.“

Ob im Wildpark, in der Parforceheide, in den Ravensbergen oder direkt am Olympiastützpunkt – Pollmächer hat sich schnell überzeugen lassen: „Das passt alles optimal zusammen.“ Selbst die Schwimmhalle im Luftschiffhafen gleich neben den zwei Leichtathletik-Rundbahnen will er künftig intensiv nutzen.

Sein Plan ist es, 2012 in London an den Olympischen Spielen teilzunehmen. „Das ist kein kurzfristiges Comeback, ich schaue bereits auf die nächsten sechs Jahre“, meinte er voller Tatendrang. Im Herbst kommenden Jahres will er wieder einen Marathon laufen, vielleicht in Berlin, vielleicht in Frankfurt/Main, und dort die Olympia-Norm erfüllen. Als der Blondschopf mit dem leichtfüßigen Laufstil 2009 in Düsseldorf 2:13:09 Stunden schaffte, war er so schnell wie neun Jahre kein Deutscher mehr.

Müßig zu erwähnen, dass diese Zeit auch 2010 von keinem Landsmann nur annähernd erreicht wurde. Der Europacupsieger über 10 000 Meter von 2007 wird im Dezember ein Trainingslager in Portugal bestreiten, im Januar geht es nach Südafrika. Pollmächer – der in Kürze einen Vertrag bei einem neuen Verein unterschreiben wird – ist heiß auf sein Comeback und nicht nur für Weigel ein Hoffnungsträger.

Schließlich zählt der Sportler erst 27 Jahre – mithin kommt er ins beste Alter für einen Marathonläufer.

 

Peter Stein

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