
Psychologieprofessorin Bettina Hannover über Geschenke, Geschlechterrollen und Gerüchte ©Fotostudio Menarc
Was Sie schon immer im Advent wissen wollten … beantworten Wissenschaftler in einer kleinen Serie in campus.leben der Freien Universität Berlin – Folge 1 von 4
Auch in diesem Jahr werden unter Millionen von Weihnachtsbäumen Feuerwehrautos, Barbiepuppen und Bauklötzchen liegen. Wie sich Spielzeug auf das Erlernen von Geschlechterrollen auswirkt und warum es an Weihnachten in vielen Familien kriselt, darüber sprach die Psychologin Bettina Hannover vom Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie mit campus.leben.
Frau Professor Hannover, Sie forschen u.a. dazu, wie Mädchen und Jungen geschlechtsspezifische Verhaltensweisen erlernen. Welchen Einfluss hat Spielzeug auf die Ausbildung von Geschlechterrollen? Anders gefragt: Wie schenkt man zu Weihnachten richtig?
Schon im Alter von zwei Jahren lernen Kinder Spielzeuge als „für Mädchen“ oder „für Jungen“ zu klassifizieren. In den Vorschuljahren eignen sich Kinder aktiv ihre Geschlechtsrolle an. Dazu gehört oft, dass sie ganz rigide nur die Dinge machen wollen, von denen sie aus ihrer Umwelt lernen, dass sie „zu ihrem Geschlecht passen“. In dieser Situation stellt das Schenken durchaus eine Möglichkeit dar, dem Kind Anregungen zu geben, sich mit etwas zu befassen, mit dem es sich ohne die elterliche Unterstützung eher nicht befassen würde.
Aber: Es reicht nicht, der Tochter eine Eisenbahn oder dem Sohn ein Bastelset unter den Tannenbaum zu legen. Eltern sollten als Modelle wirken und zusammen mit Tochter oder Sohn die Geschenke ausprobieren und mit ihnen spielen.
Mittlerweile gibt es spezielle Baukästen für Mädchen oder weniger mädchenhafte Puppen für Jungen. Ist das eine Entwicklung, die Sie begrüßen?
Diese Entwicklung dient nur den Gewinnen der Spielzeughersteller. Wenn Jungen nicht mit Puppen oder Mädchen nicht mit Baukästen spielen wollen, dann deshalb, weil sie aus ihrer sozialen Umwelt lernen, „Puppen sind für Mädchen“ oder „Baukästen sind für Jungen“! Daran ändert sich auch nichts, wenn Baukästen „mädchenhaft“ und Puppen „jungenhaft“ gestaltet werden. Eltern, die sich selbst nicht geschlechtsrollenkonform verhalten, können dem Kind helfen, Lebenswelten zu entdecken, die sie sonst vermeiden würden: die Mutter, die mit den Kindern Fußball kickt oder der Vater, der mit den Kindern Kekse backt!
In vielen Familien gehören nicht nur der Weihnachtsbaum und das Festessen zum Ritual, sondern auch ein handfester Krach – woran liegt das?
Am wahrscheinlichsten ist, dass das gar nicht stimmt! Die Tatsache, dass dies oft behauptet wird, wäre dann damit zu erklären, dass ein Streit nicht zu Weihnachten passt. Von einem Familienstreit an einem ganz normalen Werktag wird weniger wahrscheinlich den Freunden oder Verwandten berichtet, weil man ihn nicht als etwas Besonders oder Außergewöhnliches erlebt. Wenn aber beim „Fest der Liebe“ die Fetzen fliegen, dann merkt sich das jeder. Es gibt dann einen Anlass dafür, mit anderen darüber zu sprechen. Auffällige Ereignisse werden in ihrer Auftretenshäufigkeit überschätzt, für Sozialpsychologen ein bekanntes Phänomen!
Wie verbringen Sie Weihnachten?
Weihnachten ist die Zeit des Skilaufens bei uns, im schönen Engadin! In diesem Jahr werden wir mit drei Generationen der Familie „auf dem Berg“ sein! Ich freue mich schon darauf!
Die Fragen stellte Annika Middeldorf in campus.leben – dem Online-Magazin der Freien Universität Berlin.
* Bettina Hannover forscht und lehrt am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin.
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