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18
06
2008

Bewegung ist bekanntlich nicht nur gut fürs Gemüt, sondern auch für den Körper – vor allem für Herz und Kreislauf.

Warum Laufen gesund ist – Dr. Hartmut WEWETZER vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin – Heute: Bewegung hält die Gefäße jung

By GRR 0

Neulich habe ich mit einigen Kollegen beim Berliner Team-Staffellauf mitgemacht. Jeder musste im Tiergarten einmal um den Block laufen, das waren pro Person fünf Kilometer, und dann den Stab weitergeben. Es war ziemlich heiß und ziemlich staubig –aber Spaß gemacht hat’s trotzdem. Vor allem das kühle Bier danach im Gartenlokal.

Bewegung ist bekanntlich nicht nur gut fürs Gemüt, sondern auch für den Körper – vor allem für Herz und Kreislauf. Weshalb das so ist, ist gar nicht so genau bekannt. Amerikanische Wissenschaftler sind dieser Frage vor kurzem auf den Grund gegangen.

Samia Mora von der Harvard Medical School in Boston und ihr Team stützten sich dabei auf die Daten der bekannten „Women’s Health Study“. In der wurden 27 000 Frauen im Alter zwischen 45 und 90 über elf Jahre wissenschaftlich begleitet, befragt und untersucht. In die Untersuchung wurden also nur Frauen einbezogen. Dass die Ergebnisse bei Männern sehr unterschiedlich ausfallen, ist jedoch unwahrscheinlich.

Das Wichtigste zuerst: Schon ein bisschen Bewegung hilft eine ganze Menge. Frauen, die sich in der Woche nur ein bis zwei Stunden zügiges Gehen gönnen, verringern ihr Risiko für eine Herzattacke oder einen Schlaganfall bereits um ein Viertel – im Vergleich zu Frauen, die sich höchstens eine Stunde pro Woche bewegen. Zwei bis fünf Stunden körperliche Betätigung – das entspricht 600 bis 1500 Kalorien pro Woche – senken das Risiko um rund ein Drittel. Und wer sich mehr als fünf Stunden moderate sportliche Aktivität leistet, wird gar mit einer Risikoverringerung um 40 Prozent belohnt.

Bewegung schützt Herz und Hirn überwiegend, nämlich zu 60 Prozent, indem sie die Gefahr durch Risikofaktoren absenkt. Das ergab die Untersuchung der Harvard-Wissenschaftler. Den größten Einfluss hat die körperliche Aktivität auf Faktoren, die auf eine Entzündung hindeuten oder die das Blut leichter verklumpen lassen. Während Sport, also körperlicher Stress, kurzzeitig eine Entzündungsreaktion stimuliert – spürbar am Muskelkater danach –, senkt er auf Dauer die Gefahr einer Entzündung und macht zudem das Blut weniger klebrig, also „flüssiger“. Das ist deshalb wichtig, weil eine schwelende Entzündung in den Schlagadern heute als bedeutsame Ursache für die Gefäßverkalkung, die Arteriosklerose, angesehen wird.

Außerdem senkt Bewegung den Blutdruck und beeinflusst die Blutfette günstig
. Eher gering ist der Einfluss auf den Risikofaktor Körpergewicht. Aber das ist nicht so schlimm, die Forscher halten im Gegenteil ihre Ergebnisse sogar für ermutigend. „Selbst wenn man durch Bewegung kein Gewicht verliert, hat diese viele andere gute Effekte auf etliche Mechanismen, die alle das Risiko von Herz- und Gefäßleiden verringern“, tröstet die Forscherin Mora.

Übrigens senkt auch Alkohol – in Maßen – das Infarktrisiko. Das war natürlich der tiefere Sinn meines Besuchs im Gartenlokal, nach dem Laufen. Manchmal passen sogar Sport und Bier zusammen!

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels.

Sonntag, dem 15. Juni 2008

author: GRR

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