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09
01
2012

Gunter Gebauer - Der 67 Jahre alte Philosoph bestreitet, dass der Spitzensport die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft repräsentiert, und warnt vor den Konsequenzen der Modernisierungsverweigerung. ©Institut für Philophie der Freien Universität Berlin

„Warum keine Rente für Olympiasieger?“ – Der Philosoph Gunter Gebauer – Anno Hecker und Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Gunter Gebauer über soziale Krüppel, das Ende vom sozialen Aufstieg und die überholte Begründung für Steuergelder im Sport
"Warum keine Rente für Olympiasieger?"

Der 67 Jahre alte Philosoph bestreitet, dass der Spitzensport die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft repräsentiert, und warnt vor den Konsequenzen der Modernisierungsverweigerung.

    Spitzensportler, sagen Sie, gehören zu den Verlierern einer sich dynamisch entwickelnden Gesellschaft. Wie das?

    Hohe Positionen werden in unserer Gesellschaft nur noch an Personen vergeben, die eine entsprechende Bildung genossen haben. Es gibt eine starke Zunahme des kulturellen Kapitals mit Studium in London, Harvard oder Kalifornien. Wer so intensiv Sport treibt wie ein Spitzensportler, kann das notwendige hohe Bildungskapital kaum erwerben.

    Warum geht das heute nicht mehr?

    In den siebziger Jahren haben Spitzensportler in vielen Sportarten ihren Trainingseinsatz vor den großen Meisterschaften gesteigert und zu anderen Zeiten gesenkt. Das war möglich, weil die Anforderungen durch die Verbände und das internationale Niveau noch nicht so hoch waren wie heute. Man musste nicht zwei Trainingseinheiten am Tag absolvieren. Sobald das nötig wird, sind Studium und Spitzensport nicht mehr vereinbar. Deshalb gibt es das große Potential der Studentensportler nicht mehr. Es gibt ein paar glänzende Ausnahmen. Solche Leute haben ein herausragendes Zeitmanagement. Aber auf dem Weg zum Olympiasieg Jura zu studieren oder Zahnmedizin, das funktioniert heute generell nicht mehr. Eine Karriere, wie sie Thomas Bach (Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees) als Fechter und Jurist gelang, ist kaum mehr möglich.

    Was bedeutet das für den Spitzensport in Deutschland?

    Eine Ausdünnung. Sportler sehen mit zwanzig Jahren, dass sie die doppelte Belastung nicht schaffen werden und entscheiden sich mittelfristig eher für ein Studium und eine Berufskarriere. Viele Talente steigen früher aus. Das hat in einem Maße zugenommen, das man kaum noch verantworten kann. Sportler können am Ende ihrer Karriere doch nicht am Ende ihres aktiven Lebens überhaupt angekommen sein. Neben der leistungssportlichen Entwicklung muss man gleichzeitig die Karriere danach fördern. Der ehemalige Spitzensportler, der als 35-Jähriger nur noch rumhockt und die nächsten vierzig Jahre von seiner Vergangenheit erzählt, ist eigentlich ein sozialer Krüppel.

    Wie reagiert der Sport auf das Problem?

    Man legt wie in anderen Nationen Wert darauf, dass die Athleten keine großen universitären Ambitionen haben. Im Handball oder Basketball wird letztlich nur gefördert, wer keine akademischen Pläne hegt. Auch in sogenannten Randsportarten gibt es diese Erscheinungen. Damit stecken die Athleten in der Falle. Sie können sich nur noch auf den Spitzensport konzentrieren, stehen damit aber am Ende der Sportkarriere wieder am Anfang. Dann müssen sie mit Fünfundzwanzigjährigen konkurrieren, die bereits ein anspruchsvolles Studium absolviert haben. Gegen diese Gruppe haben sie kaum eine Chance mehr. Jedenfalls werden sie kaum in Führungspositionen gelangen, was in der Vergangenheit möglich war. Deshalb könnte es sein, dass es in vielen Sportarten kaum noch deutsche Medaillen geben wird.

    Der Staat fördert den Sport außerhalb des Profibetriebs allein durch den Bundesinnenminister mit rund 133 Millionen Euro pro Jahr. Warum reicht das nicht?

    Diese Förderung ist ein Überbleibsel des Kalten Krieges. Bis in die sechziger Jahre hinein war Spitzensport eine Privatangelegenheit. Wer intellektuell brillant und sportlich begabt war, konnte die Goldmedaille und eine akademische Karriere miteinander vereinbaren. Dann beschloss das IOC, die Spiele nach München zu vergeben und gleichzeitig die gesamtdeutsche Olympiamannschaft in eine west- und eine ostdeutsche Equipe aufzuspalten. Das war eine entscheidende Zäsur.

Mit den beiden deutschen Mannschaften setzte der staatliche Wettbewerb ein. Die politischen Blöcke waren durch symbolische Handlungen miteinander in Konkurrenz getreten, in der Raumfahrt durch Sputnik gegen Apollo, in der Filmkultur, im Ballett, schließlich im Sport. Die beiden Deutschlands repräsentierten jeweils einen der Blöcke. Dazu kam die Darstellung ihrer Leistungsfähigkeit gegenüber den Alliierten. Die DDR schlug die UdSSR und die BRD war den USA auf den Fersen. So wurde der Sport zu einem Repräsentationsobjekt von nationaler Größe und nationaler Leistungsfähigkeit.

    Diese Rechtfertigung ist längst überholt.

    Aber an der Auffassung hat sich nichts geändert, obwohl wir seit dem Fall der Mauer vor zweiundzwanzig Jahren unter anderen Bedingungen leben. Von der Legitimation durch nationale Repräsentation kann man gut leben. Der Deutsche Olympische Sportbund und der Innenminister argumentieren so für ihre Millionen-Budgets für den Spitzensport. Geber und Nehmer sind sich einig. Also wird daran auch nicht gerüttelt.

    Was ist falsch daran, die Erfolge der Olympiamannschaft als Ausdruck der Leistungsfähigkeit eines Staates zu betrachten?

    Ich bezweifele, dass es unter den gegenwärtigen Bedingungen legitim ist, dass der Staat mit diesem Argument den Spitzensport fördert. Der Staat geht von dieser Annahme aus: Die Leistungsfähigkeit unserer Spitzensportler ist ein Abbild von der Leistungsfähigkeit einer Nation und eines Staates. Der Staat ist aber dazu da, seinen Bürgern die Möglichkeit zu geben, hohe Leistungen zu erzielen. In der Wissenschaft haben wir Förderinstitutionen und Forschungsinstitute wie die der Max-Planck-Gesellschaft; sie versuchen, die Spitzenforschung so zu fördern, dass Wissenschaftler aus Deutschland eine führende Rolle in der Welt spielen können.

Das ist nachvollziehbar und kann mit guten Argumenten begründet werden: Die Forschungsergebnisse fließen in einen wissenschaftlichen Prozess ein, in dem es um Urheberrechte, Patente, wirtschaftliche Nutzung, intellektuelle Ausstrahlung geht. Der Sport aber hat keinen Wirkungszusammenhang dieser Art zu bieten. Also muss man fragen: Was wird denn durch Sport repräsentiert?

    Der Leistungsgedanke an sich.

    Im Sport erkennt man die Handlungsfähigkeit eines jungen Menschen. Wenn er überhaupt etwas repräsentiert, dann das souveräne Individuum – dieses zeigt hier seine individuelle Leistungsfähigkeit. Staatliche Förderung gibt herausragenden Einzelmenschen die Möglichkeit, anderen in der Welt überlegen zu sein.

    Halten Sie die Darstellung von Handlungsfähigkeit für ein schlechtes Vorbild?

    Das kommt darauf an, wie man diese Handlungsfähigkeit auslegt. Unstrittig ist, dass das traditionelle Repräsentationsverständnis eine relativ homogene Gesellschaft voraussetzt. In den siebziger Jahren gab es sie noch. Damals konnte man noch sagen, dass erfolgreiche Schwimmer, Fechter und andere Spitzensportler ein Abbild der Gesellschaft waren; dass unsere Gesellschaft aus solchen Individuen zusammengesetzt war über alle Klassen hinweg. Wenn der Staat damals den Spitzensport förderte, dann quasi exemplarisch die Gesellschaft in toto.

    Und heute?

    Die soziale Schichtung unserer Gesellschaft ist inzwischen weit auseinandergezogen, wie etwa (der Soziologe) Michael Hartmann nachgewiesen hat. Die oberen Schichten haben sich in Richtung internationale Konkurrenz mit Spitzengruppen anderer Nationen entwickelt und teilen deren Vorlieben und Interessen. Die oberen Mittelschichten orientieren sich an den Führungsgruppen, können aber aufgrund geringerer ökonomischer Kraft und kulturellen Kapitals nicht mithalten. Versuchen Sie mal Ihr Kind in Cambridge unterzubringen! Also wendet man sich den Chancen zu, die sich im eigenen Land ergeben. Je weiter wir absteigen in der Hierarchie der Schichten, desto größer sind die Abstände zu den chancenreichen Positionen. Die untersten sozialen Schichten — das ist grausam zu sagen – sind von der gesellschaftlichen Dynamik weitgehend abgehängt.

    Aber gerade durch Sport ist der Aufstieg doch möglich.

    Eben nicht. Die Verdienstmöglichkeiten im bezahlten Fußball verstellen uns den Blick. Fußball ist ein Showsport geworden, der keine Aussage über den Zustand der anderen Sportarten macht. Die sportliche Leistung in den olympischen Disziplinen, um die es hier geht, wird nicht honoriert. Wenn jemand Olympiasieger wird im Eisschnelllauf, kann er nicht erwarten, dass er bei der Firma, in der er als Lagerist in einer fiktive Beschäftigung war, um Geld zu bekommen, nun dank der Goldmedaille über den Status des Lageristen hinauskommt. Olympiasieger verharren heute in sehr bescheidenen Situationen und haben keine Chance, da herauszukommen.

    Wie sollen Sportler einerseits und die Gesellschaft andererseits die gewachsenen Anforderungen von Sport und akademischer wie beruflicher Ausbildung unter einen Hut bringen, wenn doch das eine das andere ausschließt?

    Wenn man sich aus guten Gründen entschließt, den Spitzensport als ein besonderes Kulturgut zu fördern, sollte man die Athleten in zweifacher Hinsicht unterstützen: Man sollte ihnen die Chance geben, schon während der Sportkarriere eine berufliche Laufbahn zumindest vorzubereiten. Und man sollte ihnen nach Beendigung ihrer Karriere substantielle Hilfen geben, so dass sie die durch ihre Sportaktivitäten entstandenen Rückstände ihrer Ausbildung rasch aufholen können.

    Wenn die Fußball-Nationalmannschaft gewinnt, jubelt ganz Deutschland, 20 Millionen schalten bei einem WM-Finale mit deutscher Beteiligung ein, Politiker verlegen ihre Konferenzen, Bürger heften sich Flaggen an ihre Autos. Bei Olympia freuen sich alle über Gold in der Bobbahn.

    Ich bestreite doch nicht, dass der Sport Wirkung auf die Gefühle der Bürger hat. Aber das herkömmliche Repräsentationsargument ist untauglich, um die Finanzierung durch den Staat zu rechtfertigen. Die Leistungsfähigkeit der aktuellen Gesellschaft wird durch den Spitzensport nicht mehr abgebildet. Außerdem führt das Fördersystem des Sports dazu, dass junge Leute mit beruflichen Begabungen große Mühe haben, diese zu verwirklichen. Sie müssen dafür heute ungeheuer große Anstrengungen unternehmen und werden dabei allein gelassen.

    Der Sport verweist auf Bundespolizei und Bundeswehr als Sponsoren und Ausbildungsplätze.

    Weil sie sehr praktisch sind für den organisierten Sport. So muss er nur Talente entdecken und zum Erfolg in der Juniorenklasse führen. Dann werden sie vom Bund übernommen. Damit erledigt sich für ihn die Frage, was man mit ihnen später anfangen soll. Das ist das Bild vom Staatssportler, das wir aus der DDR kennen. Man kann Polizist werden, das funktioniert. Was macht man aber nach einer Biathlon-Karriere? Wie Staat und Verbände mit Sportlern umgehen, die in ihrer Polizistenexistenz nicht an Weiterbildung denken müssen, das nenne ich Bequemlichkeit.

    Die Ausbildung bei der Bundespolizei ist keinesfalls bequem.

    Das mag sein. Aber wie ist es bei der Bundeswehr? Was machen die Athleten während ihrer Dienstzeit, was, wenn sie ihre Karriere beendet haben? Werden sie Berufssoldaten, gehen sie nach Afghanistan? War das ihr Ziel bei der Verpflichtung? Nein, hier wird eine sorgenfreie Stelle geschaffen, auf der man wunderbar Sport treiben und dann später sein Berufsleben mit dem Dienstgrad eines Feldwebels ausklingen lassen kann. Mit diesem Modell der Förderung verfehlt der Sport seine Anpassung an die Veränderungen der Gesellschaft. Er verweigert seine Modernisierung.

    Sollte der Staat den Spitzensport nicht weiter fördern?

    Doch, das sollte er. Er muss seine Unterstützung grundlegend anders begründen. Die Darstellung eines modernen Staates funktioniert heute nicht mehr über Repräsentation. Zuletzt haben wir das gesehen bei der Prinzenhochzeit in England. Die ganze Welt hat zugeschaut. Man hätte aus dem Prunk der Veranstaltung den Schluss ziehen können, dass es um England ausgezeichnet bestellt ist. Aber was es der Welt gezeigt hat, war eine bewegende Story aus einer versunkenen Welt.

Die Leistungsfähigkeit Deutschlands zeigt sich an der Kraft wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Organisation und Produktion, an technologischen Innovationen, an der Vermeidung sozialer Konflikte, an Zugang zu Information und Wissen, an freiheitlichen und nachhaltigen Lebensverhältnissen, an der Stärke von Bildungs- und Sozialsystemen. Diese Leistungen geben einen Eindruck von den Kraftquellen einer Nation. Bis heute wird die deutsche Exportbilanz als eine Art Medaillenspiegel angesehen. Aber auch in diesem Fall ist es falsch, von einer Repräsentation zu sprechen – ein Handelsüberschuss sagt nichts aus über die Lebensverhältnisse eines Landes.

    Ist Rang zwei im Medaillenspiegel der Winterspiele von Vancouver nicht auch Ausweis der Kraft Deutschlands?

    Nein. Der zweite Platz bei den Winterspielen sagt überhaupt nichts über die Leistungsfähigkeit eines Landes aus. Dann müsste das Fehlen bestimmter Länder bei Winterspielen bedeuten, dass die nichts zu leisten imstande sind. Die Chinesen, die Inder schwach? Das stimmt ja wohl kaum. Indien holte bei den Sommerspielen von Peking den ersten Olympiasieg seit 28 Jahren, im Luftgewehrschießen. Das stört niemanden in Indien – neben 750 Millionen Ungebildeten haben sie eine Ober- und Mittelschicht von gut 250 Millionen Einwohnern mit jungen Menschen, die Mathe, Informatik und Sprachen beherrschen dank ausgezeichneter Universitäten. Der Rang Indiens als ein Land, das in eine internationale Spitzenstellung aufstrebt, wird vom Medaillenspiegel offensichtlich nicht im Geringsten ausgedrückt.

    Was sollte sich ändern?

    Man sollte Sportlern, die Medaillen im Namen Deutschlands gewonnen haben, das Gefühl geben, dass sie nach ihrer Karriere in besonderer Weise gewürdigt werden. Man sollte ihnen beweisen, dass sie für die Allgemeinheit etwas bedeuten. Dafür könnte der Staat eine Menge tun. Man könnte sie stärker in die Gestaltung der Zukunft einbeziehen, ihre Meinung einfordern. Sie sind ja zum großen Teil kluge Leute.

    Denken Sie, trotz Ihrer Kritik an der gegenwärtigen staatlicher Sportförderung, sogar an eine staatliche Rente für Olympiasieger?

    Warum nicht? Dazu muss man über den Spitzensport zunächst ganz anders denken. Wenn man größten Wert darauf legt, dass der Spitzensport eine Rolle in unserer Gesellschaft spielt – das lässt sich mit guten Argumenten rechtfertigen -, muss man das entsprechende Bewusstsein schaffen. Ich habe ja nur die überholte Rechtfertigung angegriffen, auf der sich Sportverbände und Politiker ausruhen. Mir ist klar, dass jede Bewegung, die notwendig ist, um eine zeitgemäße Rechtfertigung zu schaffen, viel in Gang setzen und sehr viel Ärger bereiten würde. Meines Erachtens aber ist sie unumgänglich.

    Die Integrationskraft des Sports wird immer wichtiger. Das stellen Werbespots schön dar, die rund um die Spiele der Fußball-Nationalmannschaft gezeigt werden: Menschen verschiedener Herkunft und Kultur bei einer Grillparty. Sie alle sind Mütter und Väter der Nationalspieler. Gibt es ein besseres Symbol?

    Schön inszeniert! In der Realität findet diese Grillparty nicht statt, ebenso wie die große Integration der Elterngeneration nicht stattgefunden hat. Das war die große Enttäuschung nach dem glänzenden Auftritt bei der Fußball-WM in Südafrika. Kaum war sie vorbei, erschien das Buch von Thilo Sarrazin und hat einen Erdrutsch ausgelöst. Angeblich, das war ja die Botschaft, leisteten die Türken keinen positiven Beitrag zur deutschen Gegenwartskultur. Wir erlebten nach der Vorstellung von Özil, Khedira und Co. eine Art Gegenschlag. Den Türken wurde schlichtweg eine Integrations- und Leistungsbereitschaft abgesprochen. Der Verkauf von 1,5 Millionen Bücher spricht für sich, die These ist offenbar angenommen worden, flächendeckend: ein Buch mit verschrobenen Auffassungen, begründet mit Zahlen aus gefilterten Statistiken.

    Ist nicht die Nationalmannschaft ein Beleg für gelungene Integration?

    Fußball ist kapitalistisch organisiert. Er ist ein Markt, der Profite bringt und einigen jungen Männern traumhafte Karrieren ermöglicht. Das Produkt wird dabei immer besser, das ist in Ordnung. Zumal der Deutsche Fußball-Bund ökonomisch mit beiden Füßen auf der Erde steht und mit seinem Wirtschaftsgebaren immer mehr Erfolge erringt. Die Entwicklung der Nationalmannschaft ist ein Beleg für die hervorragende Jugendarbeit des DFB. Mit einer Integration von Arbeitsmigranten hat sie wenig zu tun.

    Widerspricht nicht allein die Zusammensetzung der Nationalelf Sarrazin?

    Sarrazin wollte uns weismachen, dass wir in einer bedrohten Gesellschaft leben, die sich angeblich abschafft. Aber wir leben in einer sehr leistungsfähigen Gesellschaft, der Arbeitsmarkt entwickelt sich gut, unsere Gesellschaft ist in vielen Bereichen sehr zukunftsfähig. Und jetzt haben wir auch noch eine hervorragend spielende, unterhaltsame wie erfolgreiche Nationalmannschaft, mit Spielern aus den von Sarrazin angesprochenen Kulturkreisen, die ihre Leistungsbereitschaft und Fähigkeit beweisen. Nur leider hat der Fußball eben nicht die Darstellungskraft, die von Sarrazin vorgetragenen Zerstörungsphantasien zurückzudrängen. Meines Wissens hat niemand Sarrazin entgegengehalten, dass der Fußball gerade das Gegenteil seiner Thesen gezeigt habe.

    Der Sport wird ignoriert?

    Die Leistung des Sports wirkt zumindest nicht so auf die Gesellschaft, wie behauptet wird. Es werden zwar wundervolle Bilder produziert, die spiegeln aber nicht die Gesellschaft.

   

Das Gespräch führten Anno Hecker und Michael Reinsch. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Montag, dem 2. Januar 2012

 

author: GRR

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