Vorschläge für IOC-Reform vorgestellt Olympische Spiele sollen nachhaltiger und kostengünstiger werden - Charlotte Boetticher in SPORT in BERLIN ©LSB Berlin
Vorschläge für IOC-Reform vorgestellt Olympische Spiele sollen nachhaltiger und kostengünstiger werden – Charlotte Boetticher in SPORT in BERLIN
Am 18. November hat IOC-Präsident Thomas Bach die 40 Reformvorschläge seiner Agenda 2020 veröffentlicht. Diese Empfehlungen, die u.a. eine Reduzierung der Kosten der Spiele und eine stärkere Transparenz des Bewerbungsverfahrens beinhalten, sollen die Grundlage für die weitere Entwicklung der Olympischen Spiele sein.
Die 127. Vollversammlung des IOC wird am 8. und 9. Dezember in Monaco über diese Vorschläge beraten und das weitere Vorgehen beschließen.
LSB-Präsident Klaus Böger bewertete die angekündigten Reformen, die einer möglichen Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 entgegenkommen würden, als „positives und wichtiges Signal an die Bürger". „Ich begrüße ausdrücklich die Ankündigung des IOC, sich stärker an den Bewerbungskosten zu beteiligen und ganz allgemein die Kosten der Spiele zu senken.
Auch der Fokus auf Nachhaltigkeit und Transparenz der Kosten und Verträge zeigt, dass das IOC die Sorgen und Bedenken der Bürger ernst nimmt. Besonders entgegen kommt dem Berliner Konzept, dass die nachhaltige Nutzung von bereits existierenden Sportstätten eine entscheidende Rolle bei der Vergabe der Spiele spielen soll."
Einige Beispiele der Reformvorschläge:
• Der Bewerbungsprozess soll neu gestaltet werden (Vorschlag 1): Potentielle Kandidatenstädte sollen die Möglichkeit erhalten, ein Konzept zu präsentieren, das langfristig mit ihren eigenen sportlichen, wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Planungen im Einklang steht. Im Mittelpunkt der Bewerbung sollen zudem der langfristige Nutzen der Sportstätten und deren Nachhaltigkeit stehen. Künftig soll auch der sogenannte „Host-City-Vertrag" der Olympischen Spiele veröffentlicht werden, der in der Vergangenheit geheim verhandelt wurde. In einigen Fällen soll es sogar möglich sein, Sportarten und Wettbewerbe außerhalb der Stadt oder des Gastgeberlandes auszutragen.
• Die Bewerbungskosten sollen reduziert werden (Vorschlag 3): Zum einen sollen ganz allgemein die Kosten für den Bewerbungsprozess verringert werden, zum anderen will sich das IOC stärker an diesen Kosten beteiligen, z.B. übernimmt das IOC Teile der Reisekosten der Bewerber.
• Nicht die Sportarten, sondern die Wettkämpfe sollen im Vordergrund der Spiele stehen (Vorschlag 10): Die Anzahl der akkreditierten Athleten, Trainer und Betreuer soll ebenso begrenzt werden wie die Anzahl von 310 Wettkämpfen im Sommer und 100 im Winter, um die Spiele nicht noch größer werden zu lassen. Gleichzeitig soll es dem Organisations-Komitee der austragenden Stadt erlaubt sein, ein oder zwei Wettkämpfe vorschlagen, die dann zusätzlich ins Programm der Spiele aufgenommen werden können.
• Der Grundsatz der Anti-Diskriminierung soll gestärkt werden (Vorschlag 14): Ein Anti-Diskriminierungsparagraph bezüglich der sexuellen Orientierung soll in die olympische Charta aufgenommen werden.
• Ein Olympischer Fernseh-Kanal soll eingerichtet werden (Vorschlag 19): Damit soll eine weltweite Plattform geschaffen werden, um den Sport und die Athleten auch außerhalb der Olympischen Spiele das ganze Jahr über zu präsentieren. Kandidatenstädte sollen sich hier ebenfalls zur Schau stellen können.
• Die IOC-Rechenschaftsberichte sollen transparent werden (Vorschlag 29): Die Finanzberichte des IOC sollen nach den International Financial Reporting Standards vorbereitet und geprüft werden, selbst wenn das IOC eigentlich rechtlich nicht dazu verpflichtet ist.
• Der Dialog mit der Zivilgesellschaft und der olympischen Bewegung soll ausgebaut werden (Vorschlag 39): Das IOC plant, einen „Olympism in Action"-Kongress ins Leben zu rufen, der alle vier Jahre stattfinden soll und als Diskussionsplattform für Vertreter der olympischen Bewegung, der Zivilgesellschaft und sonstigen Interessensvertretern dienen soll. Auch sollen vermehrt externe Gäste zu IOC-Sitzungen eingeladen werden, um den Dialog über die Zukunft der olympischen Werte voranzutreiben.
IOC-Präsident Bach hatte den Reformprozess seiner Olympischen Agenda 2020 vor mehr als einem Jahr angestoßen. Nach seinem öffentlichen Aufruf, sich daran zu beteiligen, sammelte das IOC mehr als 40.000 Beiträge aus aller Welt, die anschließend zu 120 konkreten Ideen zusammengefasst wurden.
Der Vorsitzende der Berliner Sportjugend hatte ebenfalls einen Brief mit Vorschlägen für transparente und bürgernahe Spiele an IOC-Präsident Thomas Bach geschickt.
Charlotte Boetticher in SPORT in BERLIN – Oktober/November 2014