2. GutsMuths-Rennsteiglauf 1974, vorne rechts die Tochter von Christina und Jens Wötzel - Foto C. Wötzel
Vorbereitung auf den 50. GutsMuths-Rennsteiglauf 2023 – Am 1. Mai 2023 um 18:20 Uhr im MDR-Fernsehen die Geschichte des Rennsteiglaufs – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet
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Info hier zwei Termine vom MDR-Fernsehen: Am 1. Mai 2023 um 18:20 Uhr und am 13. Mai 12:45 Uhr gibt es einen längeren Beitrag über die Geschichte des Rennsteiglaufs.
- Für das Projekt „50 zum 50.“ sind über 50 Meldungen eingegangen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich am 13. Mai in Oberhof um 8.20 Uhr am Ende des Starterfeldes der Nordic-Walker über 17km. Die Teilnehmer bekommen noch gesondert weitere Hinweis.
- Von Dr. Christina Wötzel bekamen wir das nachfolgende, bisher unveröffentlichte, Manuskript zum Thema GutsMuths-Rennsteiglauf.
„Studentenwohnheim Jena-Zwätzen, Naumburger Straße 105. Es ist das Jahr 1973. Ein Abend im Mai, ein Ein-Zimmer- Appartement, bewohnt von einer kleinen Familie, einer Studentenfamilie mit einem knapp zwei Jahre alten Mädchen. Vierzehn Quadratmeter, ohne Küche und ohne Bad, aber vier Wände, die ein eigenes Heim bedeuten.
Gegenüber der Tür ein großes Fenster mit Aussicht auf die Jenaer Berge. Es ist der einzige Bau aus Stein auf dem großen Gelände des Wohnheims für Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Es war bereits dunkel geworden an jenem Abend im Mai. Vom großen Fenster aus konnte man auf die Naumburger Straße schauen und eigentlich jedes Fahrzeug sehen, das sich dort bewegte – einschließlich der Straßenbahn. Ich wartete auf einen Krankenwagen.
Nur ein Krankenwagen konnte es sein. Mein Partner war am sehr frühen Morgen aufgebrochen, um gemeinsam mit drei anderen Verrückten an diesem einen Tag ca. hundert Kilometer über den Rennsteig zu laufen (damals lief man und joggte noch nicht).
Ich selbst war kein Sportler und erst recht keine Läuferin. Ergo hatte ich nur eine ganz schwache Ahnung davon. Zuweilen rannte ich vom Wohnheim zur Haltestelle der Straßenbahn um zum ersten Seminar vielleicht doch noch pünktlich zu kommen (7.30 Uhr). Das bedeutete etwa vier- bis fünfhundert Meter leicht bergab zu sprinten. Danach war ich fix und fertig, pumpte wie ein Maikäfer noch bis zur übernächsten Haltestelle.
Dies und der u.a. abgeforderte 800- Meterlauf im obligatorischen Studentensport – der mir als bösartige Quälerei erschien – waren meine ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Laufen.
Also kann ein Mensch, der an einem einzigen Tag 100 Kilometer rennen wollte nur im Krankenwagen nach Hause gebracht werden. Basta! Dahinter stand kein logisches Denken sondern nur ein Gefühl. Und dieses muss so stark, so eindeutig gewesen sein, dass sich meine Logik von selbst ausblendete.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann er schließlich daheim eintraf, aber er tat es in einem ziemlich normalen Zustand. Natürlich war er auch nicht mit bzw. in einem Krankenwagen aus dem Thüringer Wald nach Jena gefahren sondern in dem 311er Wartburg, in dem er und die drei anderen Verrückten morgens zu ihrem Startort fuhren.
Zu den folgenden GutsMuths-Rennsteigläufen fuhr ich mit.
Es gab inzwischen einen Bus der aus dem Uni – Fuhrpark zur Verfügung gestellt worden war. Dabei war auch Platz für die kleine Tochter. Meine freiwillig übernommene Aufgabe bestand darin, an bestimmten Punkten der Strecke Verpflegung und Getränke auszugeben, als gelernte Krankenschwester denen mit einer Beinmassage weiterzuhelfen, die sich mit Krämpfen plagten oder Blasen verarztet haben wollten.
Zuweilen gab es dann auch noch den kleinen Auftrag im Ziel bei der Ausgabe von Urkunden behilflich zu sein.
Dabei stand ich oft mehrere Stunden im Zielgelände. Naturgemäß mit dem Blick auf Männer und Frauen, die gerade vom Super – oder Marathon hereinkamen. Das dominierende Gefühl tief in mir war – ob man es nun glaubt oder nicht – MITLEID! Verschwitzte Läufer, die Anstrengung noch immer ins Gesicht gemeißelt. Vom Schweiß getränkte Baumwollklamotten, die in schlaffen Falten ob der Nässe in ihnen die sportlichen Körper gut verbargen und Salz auf der Gesichtshaut. Irgendwo dann aber auch ein erstes Leuchten in den Augen, das sie im Ziel angekommen waren. Ach ja! Dann gesellte sich zu meinem Mitleid jedoch auch der Respekt. Es war ein spezieller Respekt in der Form, dass ich dachte: Wie kann man sich so etwas antun? Einige der Läufer, denen ich auch zusammen mit ihrer Urkunde meinen Glückwunsch überbrachte, nahmen mich spontan in ihre Arme und drückten mich. Ihre Gefühle für ihre Leistung müssen irre positiv gewesen sein. Meine Gefühle bei diversen Umarmungen erwiesen sich als höchst ambivalent: Verständnis ja. Aber die Umarmungen mit den von Schweiß und Salz klebenden Männern hatte ich lediglich aus Höflichkeit über mich ergehen lassen.
Vom ersten Lauf 1973 an dauerte es genau 26 Jahre, bis ich eines Tages – es war wohl Ende Januar 1999 – verkündete, dass ich im Mai den Halbmarathon mitlaufen wöllte. Noch (!) Null Trainingskilometer. Als der Schnee weg war, Ende Februar, begann ich mit dem Lauftraining. Mein laufender Ehemann erklärte mir das Prinzip des Intervalltrainings. Damals entwickelte sich meine Fähigkeit zu laufen und zwar über immer mehr Kilometer relativ schnell. Nach knapp drei Monaten trat ich zum Halbmarathon am Rennsteig an. Der Lauf fiel mir nicht leicht. Mein Mann drosselte sein sonst übliches Lauftempo um mich zu begleiten, mir quasi Beistand zu leisten. Nebenher fotografierte er seine nun ebenfalls laufende Frau. Das registrierte ich alles nur peripher, denn ich hatte nur mit mir zu tun. Zuweilen fühlte ich mich wie „ein Schluck Wasser“ und an den Anstiegen fragte ich mich weshalb ich mir „so etwas antue“. Im Ziel waren plötzlich alle Beschwerden und Beschwernisse wie weggeblasen. Unendlicher Stolz ließ in mir die Endorphine nur so sprudeln. …und fit fühlte ich mich nach einer Dusche und einem Kaffee ohnehin wieder. Dieses Gefühl möchte man dann wieder haben. Mehr als 10 „Halbe“ bin ich inzwischen noch gelaufen. Und ich versuche es 2023 erneut.
Dr. Christina Wötzel“
Als kleine Ergänzung zu dieser Geschichte nachfolgend zwei Fotos. Das obere zeigt v. r. Christina Wötzel, Marion Pille (verh. Fritzsche), Hans-Georg Kremer, Gerhard Rötzschke und Andreas Schmidt (Foto von Wolfgang Müller) beim Zieleinlauf in Schmiedefeld 1976. Kristina und Marion unterstützen die Organisation mit der Ausgabe der Teilnehmerurkunden. Marion scheint sich gerade den Mund abzuwischen, weil sie wohl einen verschwitzten Läufer vorher geküsst hatte.
Das Foto unten stammt vom Medoc-Marathon, den berühmtesten Rotwein-Marathon Frankreichs. Wer dort mit Kostüm ins Ziel lief, bekam eine Flasche Rotwein geschenkt. Ich hatte mich als „Rennsteigläufer“ verkleidet. Beim Zieleinlauf gab es außer der Flasche Rot noch ein Küsschen von jungen hübschen Mädchen. Also ich laufe ins Ziel, bekomme meinen Rotwein und halte erwartungsvoll mein Gesicht zum Kuss bereit und bekam…kurzer Schreck…erst mal einen nassen Schwamm ins Gesicht, bevor ich geküsst wurde. Auf dem Foto bin ich mit Rolf Schoder zu sehen (Fotograf Eugen Hainlein).
Hans-Georg Kremer
- Von Jürgen Stöhr bekamen wir folgende Email:
„Hallo Hans-Georg,
ich bin Jürgen Stöhr, wohne jetzt in Leipzig und bin anfangs (ab 1979) von Dresden aus zum Rennsteig gefahren. Ich schicke Dir ein Bild mit dem Protokoll aus der Familienchronik von der ersten Teilnahme.
Ich habe 26x am GMRL teilgenommen, eigentlich nur die Marathonstrecke (mein 10. Start war von der Hohen Sonne). Durch Achillessehnenriss habe ich nicht mehr am Rennsteiglauf teilgenommen und sonst nur noch höchstens einen Halbmarathon absolviert. Seit drei Jahren jogge ich nicht mehr, aufgrund von Kniebeschwerden. Ich war „nur“ noch Betreuer der Frauenlaufgruppe meiner jetzigen Frau. Mit dieser Gruppe werde ich nun endlich meinen 27. Rennsteig absolvieren.
Untätig bin ich aber nicht gewesen, bei GMRL. Meine Stieftochter (Katja Nowak, Halle) aus letzter Ehe hat 2000 ihren ersten Marathon (als 3. der AK) absolviert. Sie ist als „Krönung“ letztes Jahr den Supermarathon gelaufen. Ihr Mann und ihre drei Kinder kennen auch schon den Lauf. Wir haben, während die Eltern liefen, die Enkel zum Juniorcross betreut. Die große Enkeltochter Mathilda hatte vor zwei Jahren Glück, als der Lauf auf Herbst verschoben wurde, als jüngste Teilnehmerin (geb. Sept. 2005) den Halben auf dem 3. Platz (mit wenigen Sekunden Abstand) belegen. Dieses Jahr startet und „endlich“ der 2.Enkel über den Halbmarathon. Freitag wird er 16 und darf dann Samstag mit Vater und Schwester starten. Die Mutter muss den Jüngsten nach Schmiedefeld fahren, damit er seine Strecke absolvieren kann. Oma & Opa sind ja selber aktiv. Nächstes Jahr kann dann unser Hotel Schieferhof in Neuhaus die Läuferfamilie betreuen, da die Enkelin dann als Marathoni starten wird.
Also, viele Grüße aus Sachsen
Jürgen Stöhr
P.S. zum Glück ist es nicht mehr so schwierig an Startkarten zu kommen. In Dresden war es dann mittlerweile schwierig, welche zu bekommen (durch die vielen DWBO-Mitglieder). Ich hatte in den 1980iger Jahren durch den Schwiegervater meines besten Freundes, der zwar in Berlin wohnte, die Karte aus Zella-Mehlis bekommen.“
Dr. Hans-Georg Kremer
Ziegenhainer Str. 77
07749 Jena
Tel.: 03641-363094
WSV ProSeniores e.V.
Vorsitzender
Vereinskonto bei der Flessabank
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