Bei den Hallen-Weltmeisterschaften der IAAF im spanischen Valencia starten von Freitag bis Sonntag 16 Deutsche. Wenn es optimal läuft, sind drei Medaillen möglich.
Von Null bis Drei – Hallen-Weltmeisterschaften der IAAF in Valencia – Jörg Wenig in leichtathletik – Danny Ecker fällt verletzungsbedingt aus/Fabian Schulze rückt nach
Mit Valencia verbinden die deutschen Leichtathleten glänzende Erinnerungen. Zehn Jahre ist es her, als dort im ,Palau Velódromo Luis Puig’ die Hallen-Europameisterschaften stattfanden. Die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) waren damals mit fünf Goldmedaillen die erfolgreichste Mannschaft – sowohl in der Medaillen- als auch in der Punktewertung.
So viel kann man im Vorfeld zumindest sagen: Das wird am kommenden Wochenende in Spanien nicht wieder der Fall sein, wenn in derselben Halle nun die globalen Titelkämpfe auf dem Programm stehen. In einer Reihe von Disziplinen zeichnen sich dabei hochkarätige Leistungen und spannende Wettkämpfe bei den Hallen-Weltmeisterschaften ab – punktuell können auch die deutschen Athleten beim Kampf um die Medaillen eine Rolle spielen.
Die Rekordzahl von 159 Nationen (bisheriger Rekord: 139 Länder in Budapest 2004) wird am Wochenende mit Athleten im Rennen sein. Sie kämpfen dabei um Prämien von insgesamt knapp 2,5 Millionen US-Dollar. Wie zuletzt in Moskau vor zwei Jahren erhalten die Sieger der Einzeldisziplinen jeweils 40.000 Dollar.
Bei einem kleinen deutschen Team von 16 Athleten fällt eine Medaillen-Prognose schwer. Läuft es schlecht, gibt es möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte dieser Titelkämpfe, die 1985 begann und nun ihre zwölfte Auflage erleben wird, gar keine deutsche Medaille. Andererseits sind bei einem erfolgreichen Verlauf für die DLV-Athleten auch drei Plätze auf dem Podium möglich. Das wären dann genau so viele wie vor zwei Jahren in Moskau, als André Niklaus (LG Nike Berlin) sensationell den Siebenkampf gewann und Kugelstoßerin Nadine Kleinert (SC Magedburg) sowie Stabhochspringer Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) Silber beziehungsweise Bronze holten.
Von diesen dreien ist dieses Mal nur Tim Lobinger dabei, der übrigens auch vor zehn Jahren bei der EM in Valencia zu den Siegern gehörte. Damals gab es einen einmaligen deutschen Dreifach-Triumph, denn Michael Stolle wurde Zweiter vor Danny Ecker (beide Bayer Leverkusen). Ecker kehrt nun ebenfalls nach Valencia zurück. Gemessen auch an ihrer enormen Erfahrung bei internationalen Höhepunkten ist es vielleicht das Stabhochsprung-Duo, das die besten Chancen auf eine Medaille in Spanien hat.
Legt man nur die aktuelle Form mit Blick auf die Jahresweltbestenliste zugrunde, ist es Ariane Friedrich, die als große deutsche Hoffnung nach Valencia fliegt. Höher als die 24-Jährige der LG Eintracht Frankfurt, die sich zwischenzeitlich in Weinheim bereits auf 2,02 m steigerte, sprang in dieser Wintersaison nur Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien), der der Titel normalerweise nicht zu nehmen sein wird. Friedrich liegt mit 2,02 m gemeinsam mit der russischen Olympiasiegerin Yelena Slesarenko auf Rang zwei. Für sie wird es die erste Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft sein. Im vergangenen Jahr war sie bei ihrer EM-Premiere in der Halle in der Qualifikation hängen geblieben, hatte allerdings noch ein ganz anderes Leistungsniveau. Die geringe Erfahrung bei einer internationalen Meisterschaft kann, muss aber nicht eine Rolle spielen.
Zumindest gute Endkampfchancen haben auch die drei Kugelstoßer, die für Valencia nominiert wurden: Peter Sack (LAZ Leipzig), Denise Hinrichs (TV Wattenscheid) und Christina Schwanitz (SV Neckarsulm). „Für mich ist das primäre Ziel erst einmal die Qualifikation für das Finale, denn das habe ich bisher noch nicht geschafft“, erklärte Peter Sack, der mit einer Jahresbestleistung von 20,88 m derzeit an Nummer fünf der Hallen-Jahresweltbestenliste steht – wobei natürlich nur zwei der drei vor ihm platzierten Amerikaner starten können und Rutger Smith (Holland) nur einen Zentimeter von ihm entfernt ist.
In Valencia wird möglicherweise Geduld gefragt sein, denn die meisten Medaillenchancen bieten sich den deutschen Athleten erst am Schlusstag: Hier stehen der Stabhochsprung der Männer sowie die Frauen-Finals im Hochsprung und im Kugelstoßen auf dem Programm. Erst zum zweiten Mal nach Budapest 2004 sind übrigens bei einer Hallen-WM überhaupt keine deutschen Mehrkämpfer am Start. Siebenkampf-Titelverteidiger André Niklaus hatte die Qualifikation verpasst.
International gesehen, versprechen die 12. Hallen-Weltmeisterschaften eine ganze Menge. Zu den Highlights werden sicherlich die Hürdensprints gehören. Der Kubaner Dayron Robles steigerte sich in dieser Saison in Düsseldorf auf 7,33 Sekunden und ist damit nur noch drei Hundertstel vom 14 Jahre alten Weltrekord des Briten Colin Jackson entfernt. Von den besten zehn Zeiten dieses Jahres lief der erst 21-jährige Kubaner acht. Da kann selbst der Weltmeister und Weltrekordler über 110 m Hürden, der Chinese Liu Xiang, nicht mehr als Favorit gelten. Das Finale zu erreichen, wäre ein Erfolg für Thomas Blaschek (LAZ Leipzig). Auch bei den Frauen dominiert eine Athletin in diesem Winter nach Belieben: Wenn sich Susanna Kallur nach einer Reihe von starken Rennen, die vom Weltrekord in Karlsruhe gekrönt wurden, erholt hat, könnte sich die Schwedin vielleicht weiter steigern.
Zwei weitere Weltrekordler dieser Saison werden in Valencia am Start sein: Yelena Soboleva (Russland) steigerte in Moskau ihre eigene Bestmarke über 1.500 m auf 3:58,05 Minuten. Allerdings hat es die Russin in mehreren Anläufen bisher nicht geschafft, auch bei einer großen Meisterschaft ganz vorne zu sein. Anders ist dies bei ihrer Landsfrau Yelena Isinbayeva, die in Donezk vor kurzem ihren Stabhochsprung-Weltrekord auf 4,95 m schraubte. Danach allerdings riss überraschend die Siegserie von Isinbayeva: 23 Mal in Folge hatte sie gewonnen, nun wurde sie von ihrer Landsfrau Svetlana Feofanova in Bydgoszcz (Polen) gestoppt. In Valencia kommt es zu einem erneuten Aufeinandertreffen der beiden Russinnen. Viele spricht allerdings dafür, dass Yelena Isinbayeva in Spanien eine neue Siegserie beginnen wird.
Einen anderen Rekord wird Maria Mutola (Mozambique) brechen. Die 800-m-Läuferin startet zum neunten Mal bei einer Hallen-WM – so oft wie kein anderer Athlet. Sie ist seit 1993 ununterbrochen dabei und hat dabei bereits die Rekordzahl von sieben Goldmedaillen plus einer Silbermedaille gewonnen. „Ich habe gut trainiert, bin in dieser Saison bereits zweimal unter zwei Minuten geblieben und habe meine drei Rennen in Stuttgart, Karlsruhe und Stockholm jeweils gewonnen – ich freue mich auf Valencia. Und mein Ziel ist das achte Gold“, erklärte Maria Mutola.
Jörg Wenig in leichtathletik vom 4. März 2008
Danny Ecker fällt verletzungsbedingt aus/Fabian Schulze rückt nach – DLV Pressemitteilung
Stabhochspringer Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat sich am Mittwoch beim Abschlusstraining für die Hallen-WM eine Rückenverletzung zugezogen, die eine Teilnahme an der morgen im spanischen Valencia beginnenden Hallen-Weltmeisterschaft nicht zulässt. Der Hallen-Europameister wird etwa eine Woche mit dem Training aussetzen müssen und will danach in die Olympiavorbereitung einsteigen.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband reagierte sofort und hat für den Drittplatzierten der Hallen-DM von Sindelfingen, Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) noch einen Flug nach Valencia organisiert. Er war dem Weltverband IAAF als Ersatzmann gemeldet worden und kann deshalb problemlos anstelle von Danny Ecker als zweiter deutscher Stabhochspringer neben Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) zum Qualifikationswettkampf am Samstagmorgen antreten.
Als Achter der aktuellen Weltjahresbestenliste hat Fabian Schulze berechtigte Hoffnungen, diese Qualifikation zu überstehen und beim HWM-Finale am Sonntagnachmittag mit um die Medaillen zu kämpfen.
„Als wir von Danny Eckers Verletzungspech erfuhren, haben wir sofort alles unternommen, dass an seiner Stelle Fabian Schulze den zweiten Startplatz für den DLV einnehmen kann. Fabian ist bereits auf der Anreise und hofft darauf, in Valencia seine gute Form in eine Endkampf-Platzierung umsetzen zu können“, sagte DLV-Cheftrainer Jürgen Mallow.
Die Hallen-Weltmeisterschaft, an der die Rekordzahl von 159 Nationen teilnimmt, beginnt am Freitagmorgen mit den ersten Vorkämpfen. Im 16-köpfigen Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes stehen mehrere Medaillenkandidaten, zu denen auch die Stabhochspringer Tim Lobinger und Fabian Schulze zählen.