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Vom Training – Meetings – ersten Erfolgen und wieder großen Siegen – Gedanken 18 Monate vor Olympia – auch um die German Meetings – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz
In historischen Dimensionen gedacht ist es noch gar nicht so lange her dass es in der Hochzeit deutscher Leichtathletik große Leichtathletik-Events mit zig-tausenden begeisterten Zuschauern und immer Spitzenleistungen gab.
Viele können sich sicher noch erinnern an das große ASV Sportfest „Weltklasse in Köln“ mit bis zu 60000 Zuschauern, das tolle Internationale des Fredy Schäfer in Koblenz mit vollen Rängen und auch dem Schild „Ausverkauft“ am Eingang, das international beliebte Rudolf Harbig-Sportfest in Dresden, die Internationalen Pfingstsportfeste in Jena & Erfurt, das ISTAF in Berlin oder das Internationale Quelle-Meeting in Fürth.
Aber auch die vielen aus der Mode gekommenen tollen Abendsportfeste waren gefragt. Schließlich waren es Anreize für alle für besseres Training um dort „reinzukommen“ und zu den Besten zu gehören, Preisgeld fürs weitere Training zu gewinnen und von den vielen Zuschauern frenetisch gefeiert zu werden.
Leider ist das Vergangenheit, Geschichte, von wenigen Ausnahmen – wie ISTAF BERLIN – abgesehen. Sicher fehlt es nicht nur an der Pflege der Traditionen, den großen Veranstalter-Persönlichkeiten und großen Firmen die die Leichtathletik einst liebten. Sie zogen sich zurück zu den elitären-Sportarten Golf, Tennis, Formel 1 oder Fußball ohne gleichwertig ersetzt zu werden, vielleicht auch weil sie die zunehmend steigenden Wünsche nicht mehr verantworten wollten, die Etats aus dem Ruder liefen.
Die Medien leisten ihren Beitrag durch eine in Mode gekommene „Negativberichterstattung“ bei dem zuerst das Negative und danach die Fortschritte genannt werden, oder sie berichten über Fußball – das kann man vom Fernsehen „übernehmen bzw. abschreiben“ und das es eine rote Karte gab sieht ja jeder.
Sicher unterschätzte lange Zeit auch der DLV die Entwicklung, seine Rolle in der Zusammenarbeit mit allen und die Bedeutung solcher Events in ihrer Vorbildfunktion für Spitzenleistungen und die Jugendleichtathletik. Sie ließen es zu. Sie könnten sich ruhig einmal fragen wer wann wen nicht mehr liebte oder ob die vor Jahren eingegangene Partnerschaft mit NIKE viele andere vergraulte?
Man fragt sich aber auch warum sich die Schweiz das „größte Leichtathletik-Fest Europas im kleinen Letziggrund“ immer noch leisten kann.
Wir müssen aus Training bessere Wettkampfergebnisse machen
Auch die Läufer müssen über ihre Rolle in diesem System nachdenken. Zu viele Läufer und Trainer haben nicht das Gefühl das sich mit der Bestellung von Wolfgang Heinig zum Cheftrainer Lauf für die Läufer etwas zum Positiven veränderte. Die Weltbesten breiten ihr Training offen aus aber nur Ausnahmen können den Profis beispielsweise des NIKE–USA – Oregon Projekts mit Amateurbedingungen in ihre Belastungsbereiche folgen.
Nicht wenige wollen heute noch wie Profis honoriert werden obwohl sie immer weniger konkurrenzfähig sind – nicht so selten hinter 10 Afrikanern einkommen – so verlieren auch die Fans immer mehr das Interesse, der Zuschauerboom verebte gegenüber früher, die Fernsehsender zogen sich von der Leichtathletik-Begleitung zurück, Fußball ist König, der Sport ist im TV Stiefkind.
GERMAN MEETINGS 2015
Cottbus Springer-Meeting 27.1.2015 – Dessau Springer-Meeting 04.02.2015 – ISTAF Indoor 14.02.2015 – Potsdam – Halle Werfertage 16./17.05.2015 – Rehlingen 25.05.2015 – Dessau ANHALT 29.05.2015 – Regensburg GALA 6.6.2015 / Laufnacht 5.6.2015 – Rhede 5.7.2015 – Hof 20.06.2015 – ISTAF Berlin 6.9.2015
Auch die GERMAN MEETINGS könnten helfen
Leider haben sich die großen Hoffnungen auf Traditionspflege und Fortsetzung großer Events in Deutschland nicht erfüllt die damals mit der Gründung von GERMAN MEETINGS verbunden waren. Sicher hatten sie es sich auch leichter vorgestellt „stellvertretend Meetings für Deutschland“ und auf enge Zusammenarbeit mit dem DLV gehofft.
Nun sind nur noch wenige Veranstalter übriggeblieben die den Läufern helfen können. Was die ausgeschriebenen Strecken betrifft sind sie inzwischen auf einem Wettkampfniveau „Mittelstand mit wenig Anspruch“ hart gelandet. Man vermisst eine angemessene Organisation der Wettkampfleistung in Zusammenarbeit auch mit den Bundestrainern.
Erst wenn die Leistungen stimmen darf man zufrieden sein. Zu oft werden aber auch die Läufer ihrer Verantwortung in den Rennen für schnelle Ergebnisse nicht gerecht, nach wenigen Metern offensiv von vorn verstecken sie sich wieder an der Innenkante und wundern sich wenn dann ein Sturz folgt. Schade dass so selten die Leistungen der Pacemaker dem Anspruch entsprechen, zu oft gibt es keine.
Man vermißt ein Entwicklungskonzept, ein fehlendes leistungsorientiertes Anspruchsniveau das den großen Buchstaben GM gerecht wird, wenigstens befriedigende Geschwindigkeitsorganisationen, angemessene materielle Anreize für die Athleten, eine Zusammenführung der Kader und ein untereinander abgestimmtes Disziplinangebot der Veranstalter.
Sie tragen auch nicht zur Entwicklung der sportlichen Form z.B. der Läufer bei wenn die drei noch verbliebenen interessantesten Meetings für Läufer in Rehlingen, Dessau und Regensburg innerhalb von 10 Tagen noch vor der eigentlichen Wettkampfsaison stattfinden. Danach müssen die Läufer ins nahe Ausland fahren, z.B. nach Belgien die in den Jahren mit ihrem Flanders Cup aufgebaut haben wovon German Meetings – Chef Uli Hobeck sicher bei ihrer Gründung geträumt hat.
Im Sommer wollen Läufer für die Winterarbeit belohnt werden
Für die Mittel- und Langstreckler sind nur wenige Orte übriggeblieben wohin sich eine Reise lohnt. Bei der Champions League sind sie im Prinzip außen vor. Das große ISTAF BERLIN findet für einige Wenige als „Nachlese“ leider statt wenn alles schon vorbei ist.
Rehlingen beispielsweise „ohne Sondermeldungen“ im Mai 2014 mit diesen Mittelmaß-Ergebnissen wenn man an Olympia denkt: 800 m M 1:46,77 / 1500 m M 3:42 / 800 m F 2:03,03 / 1500 m F 4:14,05.
2015 findet es am 25.5.2015 statt wenn die Besten für die internationalen Jahreshöhepunkte im August noch trainieren müssen. Auch Dessau (29.5.2015), eher für Mitteldeutschland bedeutend und vor allem auf die Mittelstrecken konzentriert hat bisher den Sprung in die Elite-Events und zum Zuschauermagnet nicht geschafft.
Die LG Telis Regensburg bietet modernisiert mit der „Laufnacht für alle“ (5.6.2015) und der Gala gleich am darauffolgenden Tag für die Elite (6.6.2015) ein Läuferrendezvouz wie man es sich eigentlich wünscht, leider mit der bekannten Zuschauerschwachstelle. Es kann aber nicht sein das viele Anfang Juni in Regensburg erzielten Bestleistungen noch zum Jahresende in den Bestenlisten stehen wo doch die Leistungsexplosion mit Regensburg erst beginnen soll.
Danach ist es fast vorbei sich irgendwo in Deutschland den Lohn für zwei Vorbereitungsperioden nach 9-10 Monaten Training gegen Gleichwertige abholen zu können, von Meisterschaftsterminen einmal abgesehen.
5000 m – 3000 m Hi – 10000 m Rennen neu programmieren: Juni – Mitte August muß wieder Hauptwettkampfzeit werden
Nach dem beim Mini–Internationalen im Mai in Koblenz (außerhalb der German Meetings) inzwischen nur noch die 5000 m im Mittelpunkt steht müssen die Besten danach ihr Glück über die 5000 m / 10000 m Langstrecken im Ausland suchen obwohl es im DLV eine Abteilung Wettkampforganisation gibt!
Reicht ihre Kraft und Personalstruktur wirklich nur für Deutsche Meisterschaften? Die Wettkampforganisation hat doch erst ihre Aufgaben – die Ansprüche des Hochleistungssports innerhalb der Olympischen Leichtathletik – erfüllt wenn für alle Kaderathleten von U18 – U20 – U23 bis zu den Elitekadern bis Mitte August Wettkämpfe angeboten werden in denen die Erwartungen an Kaderathleten auch erfüllbar sind.
Nur so kann der DLV zukünftig Leistungsfortschritte auf breiter Front erwarten. Aus trainingsmethodischen Erkenntnissen ist dem noch anzufügen das nach einer gut genutzten Hauptsaison bis etwa Mitte August (von EM, WM, OS-Terminen abgesehen) 16-18 Wochen innerhalb der VP I zur Schaffung einer neuen besseren Basis für mehr gebraucht werden.
Das bedeutet dass möglichst früh im September 2015 die Olympiavorbereitung für Rio beginnen sollte.
16 Hallen für 6 – 8 Wochen schnelles Laufen – sensationell
Wenn man bedenkt wie gut deutsche Leichtathleten mit Winter–Hallen (16!) ausgestattet sind und es im Rahmen einer Doppelperiodisierung kein Hallenwettkampfsystem im Verbund zwischen Dortmund – Leverkusen – Düsseldorf – Berlin – Neubrandenburg – Karlsruhe – München – Fürth – Mannheim – Frankfurt – Leipzig – Halle – Magdeburg – Erfurt – Chemnitz – Sindelfingen oder Teilen davon gibt, stößt man auf eine weitere Organisationsschwachstelle und damit Reserve um aus Training nicht nur Wettkampfresultate, sondern auch grenzwertige anaerobe Anforderungen an den Läufer-Organismus zu stellen.
16 Hallen hat Deutschland derzeit, die diesen Ansprüchen genügen würden, sensationell.
Leider fehlt es an vielen Orten an Politikern, de LVs, Sportfunktionären und auch Trainern die zukünftig aus diesen ihnen einst geschenkten Millionen vor allem in ihren Regionen für die Leichtathletik arbeiten würden, wie manche Ehrenamtliche.
Nach 4 Monaten Training innerhalb der 1. Vorbereitungsperiode wäre eine erste Geschwindigkeits-Bestandsaufnahme beispielsweise für Läufer innerhalb aller Altersklassen auf den Strecken 400 m – 800 m – 1000 m – 1500 m – 3000 m – 5000 m wichtiger als man auf Grund des offensichtlich destruktiven Verhaltens aller mit Wettkampforganisation „für die DLV-Kader“ betrauten Gremien annehmen könnte.
Schon im Vorolympischen Jahr die Wettkämpfe den Ansprüchen anpassen – Olympianormen in 15 Monaten erfordern harte Arbeit, ab sofort.
Es reicht nicht mehr nur Mitglied im GM-Verein zu sein, den Namen German Meetings für sich zu nutzen, aber zu übersehen das die Läufer eigentlich für persönliche Bestleistungen kommen, sehr gute Leistungen wollen und dabei gleichzeitig Reisekosten ins Ausland sparen wollen.
Deshalb sollte demnächst auch die Organisation der Wettkampfleistung – also nicht nur die Organisation der Veranstaltung im Vorfeld – mehr im Mittelpunkt von Meetings stehen. Nicht derjenige Verein ist der Beste der in Vorschauen bei leichtathletik.de die besten Namen präsentiert, sondern die die den Läufern die besten Voraussetzungen für schnelles Laufen – einschließlich Pacemakern in allen Läufen bieten die auch ihr Handwerk verstehen.
Dies wäre ein Teil zeitweiliger Strategie um unsere Läufer schneller dem Weltniveau näher zu bringen. Reisekosten und Startgelder für Ausländer sollte man besser in Anreiz-Prämien für die Plätze 1 – 8 verändern für die es sich richtig lohnt um mehr zu kämpfen.
Und am 1.März könnte nach der Halle eine erste Leistungs-Bilanz gezogen werden, nicht wer die meisten Teilnehmer hatte, sondern wer hat wie viele beispielsweise „Kadernormen“, persönliche Bestleistungen, wer hat sich bis zu 96-97 % seinen Sommerleistungszielen genähert oder andere Kriterien erfüllt.
Positive Meldungen in den Medien machen vielleicht dann auch wieder Sponsoren mit großen Hintergrund Lust mitzuhelfen. Zeitweilig würde dem Leistungsfortschritt und den Fans auch helfen wenn 2/3 Deutschen nur 1/3 Ausländer in den einzelnen Rennen gegenüberstehen würden.
Für die Olympischen Spiele 2024 vielleicht in Deutschland brauchen wir dringend eine neue besser vorbereitete junge Generation.
Ein hilfreicher Schlüssel könnte auch eine interne Konferenz des DLV mit seinen Landesverbänden und Trainern zur Wettkampf-Problematik sein: „Wie helfen wir den Sportlern das Weltniveau schneller zu erreichen“ oder ähnlich …
Die deutschen Sprinter und Läufer sind auch nicht in der Weltspitze weil sie in den Wettkampfphasen Hallensaison und Sommersaison zu selten, zu wenig trainingsmethodisch sinnvoll und zu wenig hart gefordert werden.
Lothar Pöhlitz
Leichtathletik Coaching-Academy
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