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22
02
2007

Wenn man das HDL um ein Drittel erhöhen und das LDL um 40 Prozent senken würde, kann das die Gefahr von Herzattacken oder Schlaganfällen um 70 Prozent senken.

Vitamin B fürs Herz – Dr. Hartmut WEWETZER (Der Tagesspiegel) fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Wie man das nützliche Cholesterin erhöhen kann

By GRR 0

Cholesterin hat zwei Seiten. Die „böse“ ist das LDL-Cholesterin. Es kann sich in den Schlagadern ablagern und eine wesentliche Ursache für Gefäßverkalkung sein. Das „gute“ HDLCholesterin bewirkt das Gegenteil. Es transportiert überflüssiges Cholesterin aus den Gefäßwänden in die Leber.

Zu viel „böses“ LDL-Cholesterin im Blut lässt sich gut behandeln. Die Patienten müssen Fettsenker aus der Gruppe der Statine nehmen. So kann die Gefäßverkalkung verlangsamt, das Risiko für Herzattacken deutlich gesenkt werden.

Aber das ist eben nur die eine Seite. Denn es wäre vermutlich sinnvoll, auch das „gute“ HDL im Blut zu erhöhen. Wie sinnvoll, das haben Forscher der Universität von Washington ausgerechnet. Sie trugen Daten aus 23 verschiedenen Untersuchungen mit mehr als 83 000 Herzpatienten zusammen. Und rechneten aus: Wenn man das HDL um ein Drittel erhöhen und das LDL um 40 Prozent senken würde, kann das die Gefahr von Herzattacken oder Schlaganfällen um 70 Prozent senken. Das ist etwa doppelt so viel, wie man mit der LDL-Senkung durch Statine allein erreicht.

„Wir brauchen dringend eine Substanz, die HDL erhöht“, sagt der US-Herzspezialist Steven Nissen von der Cleveland-Klinik. Und macht einen Vorschlag: Niacin, auch bekannt als Vitamin B 3. „Nichts, was auf dem Markt ist, ist so effektiv“, sagt Nissen. Sein Kollege Greg Brown von der Universität von Washington in Seattle pflichtet ihm bei. „Es ist mir ein Rätsel, warum sich Niacin nicht durchgesetzt hat“, sagt er. „Vielleicht liegt es daran, dass eine Pharmafirma mit einem Vitamin kein Geld machen kann.“

„Ich habe es meiner Mutter empfohlen“, sagt Jerzy-Roch Nofer, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung in Münster. „Niacin kann HDL um 30 Prozent erhöhen.“

Allerdings gibt Nofer zu bedenken, dass es bisher an wissenschaftlich wirklich wasserdichten Studien fehlt. Mittlerweile haben große Untersuchungen begonnen, sind aber noch nicht abgeschlossen. Eine von ihnen startete im letzten Jahr und wird von Forschern der Universität Oxford geleitet.
Sie soll prüfen, wie gut Niacin zusätzlich zu einer normalen Cholesterin-Behandlung mit einem Statin das Risiko für Herzattacken senkt. Bezahlt wird das Ganze von der Pharmafirma Merck, die Niacin mit einem anderen Mittel kombinieren will. Dieser zweite Wirkstoff soll die Gesichtsrötung verhindern, wie sie unter hohen Dosen Niacin von bis zu zwei Gramm am Tag auftritt. Die ist zwar harmlos, aber für die Betroffenen eine ziemliche Belastung.

Damit ist auch klar: Niacin-Behandlung ist nicht für jedermann, muss medizinisch gut begründet und ärztlich überwacht werden. Wer als Gesunder sein HDL liften will, kann aber auch etwas tun.
Viel Bewegung (am besten eine halbe Stunde an den meisten Tagen der Woche), normales Körpergewicht, ungesättigte Fette im Essen (Oliven- oder Rapsöl, Nüsse, Lachs) und ein mäßiger Alkoholkonsum (ein bis zwei Drinks pro Tag) – und schon steigt das HDL.

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels.
Der TAGESSPIEGEL
Sonntag, dem 14. Januar 2007
Sonntag@Tagesspiegel.de

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https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1021.html
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