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05
12
2011

Viel Ehrgeiz im Heimspiel - Zeiler siegt im Tübinger Nikolauslauf, Friedrich wird Zweiter - Bernhard Schmidt im Tübinger tagblatt.de ©LBS-Nikolauslauf Tübingen

Viel Ehrgeiz im Heimspiel – Zeiler siegt im Tübinger Nikolauslauf, Friedrich wird Zweiter – Bernhard Schmidt im Tübinger tagblatt.de

By GRR 0

Tübingen. Im Gegensatz zum Vorjahr, als sich der Schönbuchrand tief verschneit präsentierte, trafen die knapp 2500 Läufer/innen gestern auf beste Bedingungen. Pünktlich zum Startschuss von Tübingens Erstem Bürgermeister Michael Luke hatte es zu regnen aufgehört, größere Schauer und der befürchtete starke Wind setzten erst am Nachmittag ein.

Eingeteilt in drei Leistungsklassen gingen die Läufer/innen hintereinander zu den fetzigen Hard-Rock-Klängen von Van Halens „Panama“ ins Rennen: zuerst die ganz Schnellen, dann die guten Hobbyläufer, zuletzt das Gros der Freizeitläufer. „Der dritte Block bekommt am meisten Nikolauslauf fürs Startgeld“, machte Gerd Hänsel, der Sprecher an Start und Ziel, denen Mut, die sich letztlich am längsten über die hügelige Halbmarathon-Strecke quälen mussten.
 
Bei den Spitzenläufern ging von Anfang an die Post ab. Beim ersten Durchlauf am Heuberger Tor, wo wieder eine Trommler-Gruppe den Läufern Beine machte und ein Glühweinstand die Zuschauer erwärmte, hatte sich eine Gruppe von sechs Läufern abgesetzt, darunter das spätere Sieger-Trio.

Beim zweiten Wiedersehen mit der Spitze lief immer noch eine auf fünf Läufer reduzierte Gruppe vorneweg. Bei Kilometer 13, dem dritten Durchlauf am Heuberger Tor, war die Gruppe schließlich gesprengt: Timo Zeiler hatte fast fünfzig Sekunden Vorsprung auf Felix Köhler, mit einem weiteren Respektabstand folgte Simon Friedrich, wieder deutlich dahinter Baumann auf Rang vier.

Im Ziel schließlich waren die Zeitabstände wieder etwas zusammengeschmolzen. Der mit sicherem Vorsprung führende Zeiler reduzierte im Gefühl des sicheren Sieges das Tempo und Friedrich überholte noch den zeitweise weit enteilten Köhler. Eduard Scherer, der Sieger von 2008, hatte sich das Rennen klug eingeteilt und war zwei Kilometer vor dem Ziel auf Baumann aufgelaufen.

Es schien nur eine Frage der Zeit, wann Scherer auch Baumann passieren würde. Doch Scherer, mit 45 Jahren nur ein Jahr jünger als der Olympiasieger von Barcelona, zügelte seinen Ehrgeiz, nahm das Tempo raus und lief gemeinsam mit Baumann durchs Ziel.

„Ede war generös“, räumte Baumann nach dem Zieldurchlauf unumwunden ein, „er hätte mich locker überlaufen können.“ Im Gegensatz zum „vernünftig“ laufenden Scherer, der das Feld von hinten aufrollte, war Baumann die ersten zehn Kilometer zu schnell angegangen. „Ich bin der Abkack-Meister“, sagte der Läufer und Kabarettist, der aber trotzdem sehr viel Spaß hatte beim 36. Nikolauslauf.

Vierter, Dritter und Zweiter ist Timo Zeiler beim Nikolauslauf schon gewesen, jetzt ist der 30-Jährige endlich auch als Erster durchs Ziel in der Waldhäuser Straße gelaufen. „Es ist renntaktisch alles optimal gelaufen“, bilanzierte der glückliche Sieger gleich hinter dem Zielbanner, „ich habe verhalten begonnen und dann das Tempo langsam angezogen.“

In Sichtweite der Schwäbischen Alb war es für den gebürtigen Trochtelfinger, vier Mal Deutscher Bergmeister in Folge, ein Heimspiel. „In der alten Heimat zu gewinnen, macht besonders viel Spaß.“ Zeiler trainierte viel, ist aber alles andere als ein Profi: 50 bis 60 Wochenstunden arbeitet er als Disponent in einer Wellpappe-Fabrik im pfälzischen Landau.

Auch Simon Friedrich, der sich gestern zu seinem 23. Geburtstag selbst beschenkte, hatte quasi ein Heimspiel und bringt ebenfalls Leistungssport und Beruf vorbildlich unter einen Hut. Friedrich, Neuzugang bei der LAV Tübingen, ist Postbote in seinem Heimatort Straßberg (Zollernalbkreis). „Ich jogge von Kundschaft zu Kundschaft“, verrät er sein Geheimnis. Und weil er schon mittags mit der Arbeit fertig ist, kann er danach noch gut trainieren.

„Ich bin ganz happy, dass mein erster Halbmarathon gleich so gut gelaufen ist“, sagt das Naturtalent von der Alb. „Simon hat einen ungeheuren Kampfeswillen“, lobt ihn Gunnar Erz, sein Trainer bei der LAV, „er gibt nie auf und läuft immer am Limit.“ Erz ist übrigens der Nikolaus mit Rauschebart, der die Spitze zu Beginn und beim Zieleinlauf begleitet.

Felix Köhler, der Dritte auf dem Podest, kommt aus Freiburg und ist bis 2010 noch Rad-Straßenrennen gefahren – immerhin in der höchsten Amateurklasse Elite A. „Ich bin aus Zeitgründen umgestiegen, sagt der 26-Jährige, der in Basel Germanistik und Geschichte studiert.

Künftig wird er zusammen mit Sieger Zeiler für die LG Brandenkopf starten. Dort im Ortenaukreis im tiefen Schwarzwald sind die Bergspezialisten zuhause…

 

Bernhard Schmidt im Tübinger tagblatt.de, Sonntag, dem 4. Dezember 2011

author: GRR

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