
Trollinger Marathon 2014 Heilbronn
Veranstalter laufen Sturm gegen Sportverband Protest gegen Verdoppelung der Finisher-Gebühr – Helmut Buchholz in der Heilbronner Stimme
In der Laufveranstalterszene liegen die Nerven blank. Weil der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) beschlossen hat, ab 2016 bundesweit für jeden Starter, der den Zielstrich erreicht (Finisher), einen Euro in Rechnung zu stellen, fürchten vor allem die Organisatoren kleinerer Wettrennen um ihre Existenz.
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
Bisher betrug der Obolus in Baden-Württemberg 50 Cent.
Der Interessenverband der Veranstalter von Straßenläufen, der Verein German Road Races (GRR), in dem auch der Trollinger-Marathon-Ausrichter Mitglied ist, nennt die Erhöhung der Gebühr „unverschämt“. Damit werde die zum Teil jahrzehntelange Aufbauarbeit von ehrenamtlichen Organisatoren in Vereinen und Lauftreffs zerstört.
Der GRR spricht von einem „Protestschrei“ der Veranstalter, der sich zu einem „Flächenbrand“ ausweiten könnte. Der Interessenverband nennt die neue Gebühr eine „Laufmaut“, hat sogar schon Protestplakate drucken lassen.
GRR-Chef Horst Milde: „Es kann nicht im Sinne des Laufsports sein, wenn zahlreiche Veranstalter den DLV verlassen, ihren Lauf nicht mehr anmelden oder einen eigenen Laufsportverband gründen.“
Kasse aufbessern
Dass der GRR keineswegs übers Ziel hinausschießt, findet auch Gustav Jenne, Vorsitzender des Leichtathletik-Kreisverbandes und sportlicher Leiter des Heilbronner Trolli. Er lehnt die Erhöhung der Gebühr ab – und stellt sich damit gegen das Votum seines Landesverbandes.
„Volksläufe werden es künftig schwerer haben“, glaubt Jenne. „Die Verbände wollen mehr Einnahmen und denken, sie könnten so ihre Kasse aufbessern. Aber ich weiß nicht, ob sie sich nicht ins eigene Fleisch schneiden.“
Auch Holger Braun vom Trolli-Ausrichter Heilbronn Marketing (HMG) findet die Gebührenerhöhung „nicht in Ordnung“. Man hätte sie besser kommunizieren müssen. „Denn ich weiß nicht, wofür wir das Plus bezahlen müssen.“ Für den Trolli wären die Mehrkosten zwar „nicht kriegsentscheidend“. Für kleinere Läufe dagegen schon.
Jürgen Scholz ist einer der Verbandsfunktionäre, die der Gebührenerhöhung zugestimmt haben. „Mit der Faust in der Tasche“, wie der Präsident des Württembergischen Leichtathletikverbandes und Sersheimer Bürgermeister (Landkreis Ludwigsburg) offen zugibt.
Den Aufschrei gegen die Verdoppelung könne er verstehen. Wie der DLV das Thema erklärt habe, „ist ein Kommunikationsdesaster“. Der Verband habe ein Finanzierungsproblem, das stimme, sagt Scholz.
Aber man wollte auch eine bundesweit einheitliche Gebühr einführen, denn es habe Bundesländer gegeben, in denen gar keine Gebühr eingezogen wurde. Noch eines verbinde der DLV mit dem Euro pro Starter: „Wir wollen die wilden Läufe treffen, die ohne Anmeldung über die Bühne gehen.“
Ziel sei es gewesen, „illegale“ Läufe zu unterbinden – etwa Firmen- oder Funläufe. Die würden zwar von dem Läuferboom profitieren, aber nichts an den Sportverband abführen.
Heftige Kritik
Der Heilbronner Firmenlauf führt tatsächlich keine Abgabe an den DLV ab. „Der Verband bringt uns nichts, wir greifen auch auf keine Leistung von ihm zurück. Wieso sollen wir dann Geld an ihn zahlen?“, empört sich Stefan Hamann, dessen Agentur das beliebte Rennen veranstaltet. Als Leistung für die Gebühr sind Organisatoren beispielsweise gegen Unfälle bei den Läufen über den Verband versichert.
Auch die Laufzeiten nimmt der Verband in offiziellen Listen auf. Doch die Firmenlauf-Veranstalter haben eine eigene Versicherung abgeschlossen. Und Verbandslisten sind Firmenläufern einerlei, die Zeit ist bei Spaßrennen egal. Darum wirft Hamann dem DLV vor: „Die brauchen dringend Geld und versuchen jetzt, mit unlauteren Mitteln an welches zu kommen.“
Hamann ist sicher, „dass der DLV damit nicht durchkommt“.
Wenn der Verband den großen Laufveranstaltern mehr abverlangen würde als den kleineren, das würde Hamann vielleicht besser nachvollziehen können. „Aber da haben ein paar Theoretiker wieder etwas beschlossen, was sich in der Praxis nicht umsetzen lässt.“
Seine Befürchtung: „Der DLV macht so seine schöne Sportart kaputt.“
Helmut Buchholz in der Heilbronner Stimme am Donnerstag, dem 9. April 2015
Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT:
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
German Road Races e.V. (GRR) auf facebook:
https://de-de.facebook.com/germanroadraces
German Road Races e.V. (GRR) auf twitter:
https://twitter.com/germanroadraces
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