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2011

Brett Larner lebt seit fast 15 Jahren in Japan und beobachtet die japanische Laufszene. ©Helmut Winter

„Unser Mann“ in Japan – Der Kanadier Brett Larner betreibt seit 5 Jahren die „Japan Running News“ (JRN) – Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Auf der englischen GRR-website haben wir viele Beiträge von Brett Larner – "Japan Running News" – in den letzten Jahren publizieren können.

Danke Brett Larner!

 

Eigentlich kam Brett Larner 1997 nach Tokyo um dort Musik zu studieren, genauer: das Spielen des japanischen Saiteninstruments Koto. Doch der gebürtige Kanadier, der lange in den USA lebte, bevor er ins Land der aufgehende Sonne kam, machte sein Hobby zunehmend zum Lebensmittelpunkt: den Laufsport.

Schon bald trat er einem lokalen Laufclub bei, der im Herzen Tokyos im Stadtteilen Shibuya angesiedelt ist, und sich sehr international zusammensetzt. Neben den umliegenden Naito- and Yoyogi-Parks wird vor allem auch das Odu-Field zum Training genutzt, eine öffentlich zugängliche Laufbahn.

Dass der 38jährige Larner mit dem Laufsport vertraut ist, belegt schon seit Marathonbestzeit von 2:34. Diese Expertise brachte er immer mehr in die Betreuung von Freizeitläufern, aber auch Eliteläufern ein. Erst im Oktober 2011 war er mit einer größeren Gruppe aus Japan zum Venedig-Marathon nach Italien gereist. Dabei hat er die Strecke nicht nur selbst bewältigt, sondern die Schlusspassage seines Laufes über die Brücken Venedigs sogar mit der Videokamera in der Hand festgehalten.

Dieses Video – und vieles mehr – kam man auf seiner Webseite der „Japan Running News“ verfolgen (https://japanrunningnews.blogspot.com), die Larner seit 2007 betreibt. Auf diesem „Weblog“ wird sehr aktuell über das Laufgeschehen im Elitesegment Japans berichtet, womit Larner eine wichtige Lücke zu einem Bereich schließt, der ansonsten den Interessierten in der westlichen Welt weitgehend verschlossen bliebe.

Nicht ohne Grund hat das Magazin „Outside“ Larners Webseite auf Platz 5 im Rahmen eines internationalen Rankings des Jahres 2011 gesehen. Diese Auszeichnung erscheint in allen Belangen berechtigt.

Als ein Beispiel für die wertvollen Recherchen Larners sei auf den Ageo Halbmarathon im Norden Tokyos verwiesen, durch die erst diese in der Dichte weltweit einmalige Halbmarathon-Veranstaltung bei uns bekannt wurde. Larner hatte vor einigen Jahren einen jungen japanischen Highschool-Absolventen getroffen, der eine Halbmarathonbestzeit von 1:07 aufweisen konnte. Als er erfuhr, dass eine solche Zeit nicht zu einer Platzierung unter den ersten 200 reichte, wurde er hellhörig und war bei der nächsten Auflage in Ageo City dabei.

Durch seine Unterstützung konnten wir auch auf der Webseite der German Road Races immer wieder über diese einmalige und zuvor hierzulande unbekannte Veranstaltung berichten.

Dabei ist die öffentliche Akzeptanz der Straßenlaufszene in Japan wesentlich höher als in Deutschland, was sich z.B. durch erhebliche Einschaltquoten von TV-Übertragungen belegen lässt. Höhepunkte stellen neben den etablierten Elitemarathons in Beppu-Oita, am Lake Biwa (Otsu), in Tokyo oder in Fukuoka besonders die Staffelläufe (Ekiden) dar.

Die Teilnahme daran in den Schul-, Universitäts- oder Firmenteams ist das Ziel vieler junger Japaner, die dafür ein extremes Leistungstraining auf sich nehmen und auf höchstem Niveau agieren. In der letzten Zeit wird aber immer deutlicher, dass in diesem System die jungen Talente in erheblichem Maß „verheizt“ werden und ausbrennen, bevor sie in die Elite der Männer aufsteigen können. Auch diese Erkenntnisse und Entwicklungen wurden von Larner bekannt gemacht.

Da sich in Japan in der Marathonszene ein dramatischer Umbruch von den Elite- zu den Massenmarathons vollzieht, ist das starre Gefüge von Laufveranstaltungen auf der Insel in Bewegung gekommen, mit Konsequenzen – z.B. um das Buhlen der Topathleten -, die auch bis in unsere Breiten zu spüren sein werden. Brett Larners Weblog ist diesbezüglich eine wichtiges Instrument, sich diesbezüglich zu informieren und die Dinge zu verfolgen.

Neben seiner Arbeit im Internet ist Larner sehr aktiv in der Betreuung von Athleten und in der Vereinsarbeit tätig. Schon im nächsten Jahr könnte seine Arbeit direkten Bezug auch zu Deutschland haben, denn er plant, mit mehreren Läufern der erweiterten japanischen Elite beim Münster-Marathon im September 2012 an den Start zu gehen.

Die Westfalen können sich schon heute über diese Bereicherung des Leistungsniveaus freuen.
Und neben seinen Aktivitäten auf Straße und Bahn versteht sich der ehemalige Musikstudent auch aufs Feiern. Am letzten Samstag feierte der Namban Rengo International Running Club mit Mitgliedern aus aller Welt seine Jahresabschluss-Party, wo Larner an der Gitarre zusammen mit einer Band zum Karaoke-Singen in der Britischen Botschaft in Tokyo aufspielte.

Die Stimmung war prächtig und ausgelassen, und als Special Event konnte kurz vor Mitternacht vom Garten der Botschaft aus die totale Mondfinsternis in perfekter Ausprägung bestaunt werden.

 

Keep on running, Brett!

 

Helmut Winter

author: GRR

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