2007 Frankfurt Marathon Frankfurt, Germany October 28, 2007 Photo: Victah Sailer@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Ulrike Maisch: 2:30 sind nach wie vor mein Ziel!“ – Wilfried Raatz für „leichtathletik.de“
Ulrike Maisch, als frühere Marathon-Europameisterin stehen Sie hier im Olympiastadion und beobachten die Zieleinläufe. Vor allem den Zieleinlauf Ihres Mannes, der seine bislang bestrittenen Marathonläufe in Berlin und nun hier in München überaus erfolgreich absolviert hat. Hinter Ihnen liegt nunmehr eine lange Durststrecke mit Verletzungen – und nach der Geburt von Sohn Emil haben Sie heute selbst wieder die Laufschuhe für einen 10 km-Lauf geschnürt. Welche Emotionen verspüren Sie, wenn Sie die vielen Läufer ins Ziel einlaufen sehen?
Natürlich würde ich gerne hier auch Marathon laufen, auch wenn es am Ende immer eine Quälerei ist. Aber so weit bin ich noch nicht. Ich bin froh, dass ich nur zehn Kilometer gelaufen bin. Das hat mir schon gereicht. Beim Marathonstart in der Ackermannstraße habe ich zugeschaut – und ähnlich wie im Vorjahr in Berlin einen hohen Puls gehabt. Ein Marathonstart ist schon eine emotionale Angelegenheit. Vor allem, weil ich weiß, was das bedeutet nach so vielen Wochen harten Trainings. Natürlich hängt dies bei mir heute auch mit dem Start von Richi zusammen.
Wie haben Sie den Sieg von Richard Friedrich im Ziel erlebt?
Na klar ist es toll, wenn er gewinnt. Ist ja auch eine schöne Marathonzeit. Er ist natürlich richtig stolz, dass er das so geschafft hat. Für Richi und mich ist dies natürlich eine neue Situation. Früher war er der Freund der Europameisterin Ulrike Maisch, nun bin ich plötzlich die Frau des München-Marathon-Siegers. Ich habe mich heute einfach gefreut, daneben stehen zu können. Ich bin nicht eine, die ständig im Rampenlicht stehen muss.
Es ist leicht vorstellbar, dass sich in den letzten Wochen vieles, wenn nicht gar alles bei Ihnen zuhause um den München-Marathon gedreht hat. War dieses in der Tat auch so?
Eigentlich überhaupt nicht. Richi hat ein super Körpergefühl und mit Günter Zahn einen exzellenten Trainer. Ich werde ihm da nicht hineinreden, auch deshalb nicht, weil unser Training nicht vergleichbar ist. Ab und zu hat er natürlich etwas gefragt, aber das war eher selten. Natürlich unterhalten wir uns über das Laufen, aber speziell über Marathon nicht.
Wie ist denn die Rollenverteilung im Haushalt des Läuferehepaares Friedrich-Maisch?
Richi kocht sehr gut. Wenn ich Emil zu Bett bringe, macht er für uns das Abendbrot. Ansonsten ist es für mich oftmals nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Ich muss den Tag schon genau strukturieren. Wir haben eine super Tagesmutter, so dass ich hier die Freiräume habe, die ich zum Laufen brauche. Meistens laufe ich morgens mit dem Babyjogger eine halbe oder dreiviertel Stunde. Später kommt dann mein richtiges Training. Manches fällt natürlich einfach unter den Tisch. Athletik zum Beispiel. Dazu muss ich mich regelrecht zwingen. Wir haben auch einige Geräte in der Wohnung, die ich zwischendurch benutzen kann.
Sie haben sich heute beim Frühstück mit Susanne Hahn ausgetauscht. Streng genommen ist sie eine ernsthafte Konkurrentin um einen Olympiaplatz. Können wir davon ausgehen, dass Sie für 2012 ein Comeback auf der Marathonstrecke planen und die Olympischen Spiele als ein wichtiges Ziel ansehen?
Ich habe mich mit Susanne eher über Mutti-Sachen unterhalten. Natürlich habe ich öfters auf ihre Website geschaut, dort hat sie ja auch regelmäßig über ihren Wiedereinstieg nach der Geburt berichtet. Sie ist mir dabei fünf Monate voraus, da gibt es natürlich Parallelen. Das ist in jeglicher Hinsicht Motivation, schließlich sind wir auf ähnlichem Niveau gelaufen. 2012 möchte ich auf jeden Fall wieder angreifen!
Was heißt das genau?
Eigentlich hatte ich mir nach der Geburt von Emil nichts Konkretes vorgenommen. Natürlich habe ich hier und da auch über Marathon nachgedacht. 2:30 Stunden sind nach wie vor für mich ein großes Ziel. Die Zeit reizt mich viel mehr als eine Olympiateilnahme, denn das hatte ich ja schon einmal. Mit einer 2:29 wäre ich glücklicher als mit einem Olympiastart…
Nach ihrem Sieg bei den Europameisterschaften 2006 lief bei Ihnen kaum etwas zusammen. Sie wurden wegen einer Haglundferse operiert und haben viele Ärzte konsultiert, mit eher bescheidenem Erfolg. Wenn Sie ernsthaft an ein Comeback denken, heißt dies allerdings, dass Sie derzeit beschwerdefrei sind. Sonst würde dies alles keinen Sinn geben!
Seit der Geburt bin ich eigentlich schmerzfrei. Deshalb konnte ich auch wieder motiviert ins Training einsteigen. Ich habe in der Zwischenzeit viel gemacht, sogar Umfänge bis zu 200 km in der Woche waren dabei. Heute lief es allerdings nicht so gut, ich hatte sogar wieder Schmerzen im Fuß. Das macht mir natürlich Sorgen. Und darauf habe ich keinen Bock! Dann lasse ich es lieber, denn halbe Sachen mache ich nicht!
Sie leben in Landsberg am Lech, ihr Trainer Klaus-Peter Weippert in Rostock. Haben Sie schon einmal über einen Trainerwechsel nachgedacht? Zum Beispiel zu Günter Zahn, dem Trainer ihres Mannes?
Für mich gibt es keinen Grund, den Trainer zu wechseln. Wir waren ja erfolgreich gewesen, bis die Verletzungen kamen. Er hat auch in schwierigen Phasen an mich geglaubt. Für mich ist er nicht nur der Trainer, der mich mit Trainingsplänen versorgt. Er weiß genau, wie ich fühle und denke: Und das macht für mich auch einen Trainer aus. Deshalb werde ich ihm auch immer dankbar sein. Richi und ich haben uns natürlich hier ein Netzwerk geschaffen. Bis auf wenige Trainingseinheiten, die ich mit Richi laufe, mache ich hier alles alleine.
Gerade im Umkreis von München gibt es leistungsstarke Läuferinnen. Wäre hier nicht ein Ansatz mit einem gemeinsamen Training gegeben?
Ich habe mit Bernadette gesprochen, wir wollen uns künftig zumindest zu langen Läufen einmal pro Woche in München treffen. Da Richi und Dennis Pyka gelegentlich gemeinsam trainieren, ließe sich vielleicht einiges verbinden. Natürlich ist es dann mit der Betreuung von Emil schwierig, ich hoffe, dass unser Babysitter dabei mitspielt.
Ist angesichts der Leistungssport orientierten Eltern die Sportlerkarriere Ihres Sohnes Emil nicht bereits vorprogrammiert?
Ich denke, dass das Talent bei Emil schon sichtbar ist. Er ist deutlich weiter entwickelt als andere Kinder in gleichem Alter. Aber wir werden nichts forcieren. Mir persönlich wäre es sogar lieber, er würde etwas anderes machen.
Wilfried Raatz für "leichtathletik.de"