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15
04
2012

Die deutschen Halbmarathonmeisterschaften brachten in Griesheim bei Darmstadt überraschende Ergebnisse. Der als Favorit gehandelte Vorjahreszweite Musa Roba-Kinkal (SC Gelnhausen) musste in der Endphase des von der Taktik geprägten Rennens mit Seitenstichen abreißen lassen, den Kampf um den Meistertitel gewann Stefan Koch (TUSEM Essen) mit einem entschlossenen Antritt mit 1:05:22 Stunden gegen den überraschend starken Sören Kah (LG Lahn-Aar-Esterau). ©Georg Lukas

Überraschende Titelgewinne für Stefan Koch und Simret Restle-Apel – Favorit Musa Roba-Kinkal wird Dritter hinter starkem Sören Kah – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Die deutschen Halbmarathonmeisterschaften brachten in Griesheim bei Darmstadt überraschende Ergebnisse. Der als Favorit gehandelte Vorjahreszweite Musa Roba-Kinkal (SC Gelnhausen) musste in der Endphase des von der Taktik geprägten Rennens mit Seitenstichen abreißen lassen, den Kampf um den Meistertitel gewann Stefan Koch (TUSEM Essen) mit einem entschlossenen Antritt mit 1:05:22 Stunden gegen den überraschend starken Sören Kah (LG Lahn-Aar-Esterau).

Bei den Frauen zerstörte die am Sonntagmorgen nachgemeldete Simret Restle-Apel (PSV GW Kassel) mit einem mutigen Tempolauf vom Start weg die Titelträume von Susanne Hahn (SV Schlau.com Saar 05) und gewann in 1:12:59 Stunden. Die Titelverteidiger Andre Pollmächer und Sabrina Mockenhaupt waren wegen anders gelagerter Saisonpläne nicht am Start.

„Das war ein extrem hartes Rennen“, gestand ein sichtlich erschöpfter Stefan Koch im Ziel. Und ergänzte „…aber wunderschön!“ Schließlich hatte der Neu-Essener gerade seinen vierten deutschen Halbmarathontitel gewonnen. .“Ich freue mich unheimlich, dass ich bei dieser Topbesetzung gewinnen konnte!“ Wenige Meter weiter schimpfte hingegen Musa Roba-Kinkal über mangelnde Initiative der zunächst zahlenmäßig großen Spitzengruppe, die mit einer Durchgangszeit von 31:45 Minuten bei der 10 km-Marke schon alle Hoffnungen auf eine schnelle Endzeit aufgeben musste.

„Ich habe gegen den Wind oftmals alleine Führungsarbeit leisten müssen. Ich habe das Gefühl gehabt, dass keiner eine schnelle Zeit laufen wollte. Ich fühle mich unfair behandelt. Klar, jeder kann sein Rennen so gestalten wie er möchte. Aber immerhin ist es ein Meisterschaftsrennen!“

Im eher wellenförmig vorgetragenen Männerrennen ergriff Stefan Koch, der sich im Vorjahr wegen eines Sturzes um alle Titelchancen gebracht hatte, nach 15 Kilometern die Initiative – und hatte Erfolg mit dieser Taktik. „Für war dies ein Alles oder Nichts. Als ich dann einmal vorne lag, musste ich das Tempo auch durchziehen!“ Koch musste allerdings bis auf die Ziellinie auf dem Sportgelände des Turn- und Sportvereins (TuS) Griesheim um den Sieg bangen, denn Sören Kah lief ein äußerst couragiertes Rennen und wurde mit Rang zwei und der ersten Medaille bei einer deutschen Meisterschaft belohnt. „Mit einer Medaille habe ich eher nicht gerechnet, gehofft habe ich schon! Dass ich eine 65er Endzeit drauf habe, das wusste ich nach dem Trainingslager in Kenia. Für mich ist dies ein letzter Formtest vor Hamburg. Nun muss ich für den Marathon viel Kraft tanken…!“

Nicht nur Roba-Kinkal schimpfte über die in seinen Augen unsportliche Konkurrenz, sondern auch Vitaly Rybak, der ukrainische Läufer von ART Düsseldorf. Bei der bei Kilometer 15 aufgebauten Wasserstelle kam es zu einer Rangelei in der Spitzengruppe – und der Ukrainer im Trikot von ART Düsseldorf befand sich auf dem Boden. Mit blutenden Knien griff er auf dem Schlußkilometer sogar noch Musa Roba-Kinkal an und wurde mit sechs Sekunden Rückstand mit 1:06:11 Stunden wie im Vorjahr Vierter. Der anfangs mutig mitlaufende 19jährige Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) wurde mit 1:07:17 Stunden hinter Christian Seiler (LC Erfurt/ LG Ohra-Hörselgas, 1:06:41) Sechster.

„Eigentlich war ich nach dem Höhentrainingslager in St. Moritz ziemlich müde“, gestand eine total erschöpfte Simret Restle-Apel im Ziel. „Ich sagte mir aber, du hast nichts zu verlieren, probiere es!“ Und die Kasseler Langstrecklerin begann auf der für sie ungewöhnlich langen Distanz mit einem hohen Tempo und hatte im Nu einen kleinen Vorsprung vor Susanne Hahn, der trotz zunehmender Streckenlänge zumeist 20 Sekunden betrug. „Meine Taktik ist zum Glück aufgegangen, denn ich weiß, dass die Susanne beißen kann, wenn sie einmal wieder Kontakt gefunden hätte!“

Und die in Troisdorf lebende für den SV Schlau.com Saar 05 laufende Marathonfrau zeigte sich entsprechend enttäuscht über Rang zwei: „Ich wollte gewinnen. Ich hoffe, dass dieses mein einziges schlechte Ergebnis in diesem Jahr bleibt!“ Grund zum Jubeln hatte die drittplatzierte Katharina Heinig, die auf der Zielgeraden noch die stets auf Rang drei laufende Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar) abfangen konnte und für ihren kämpferischen Einsatz mit Bronze belohnt wurde. „Als ich in der Schlussrunde immer kam, da wusste ich, dass ich es packen kann. Und habe auf meinen Spurt vertraut!“ freute sich Katharina Heinig, die trotz starkem Wind mit 1:15:49 Stunden ihre Bestzeit um über eineinhalb Minuten verbessern konnte.

Die 23jährige Tochter der dreifachen London-Marathon-Siegerin Katrin Dörre-Heinig, die übrigens als Zwölfte in 1:20:41 Stunden die Altersklasse W 50 gewinnen konnte, setzt nun auf die Karte Hannover-Marathon. „Mit dieser Bestzeit im Rücken möchte ich in Hannover unter 2:35 Stunden laufen!“ Hohe Ziele für eine zweifellos talentierte Langstrecklerin, die im Vorjahr trotz eines Ermüdungsbruchs als Siegerin 2:42:10 gelaufen war.   

Wilfried Raatz

 

Ergebnisse -Deutsche Halbmarathon Meisterschaften in Griesheim:

 

Deutsche Halbmarathon Meisterschaften in Griesheim

 

     

author: GRR

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