Dabei hatte es lange nach einem Sieg eines Ostafrikaners ausgesehen.
Turin Marathon – Die Europäer konnen noch siegen – Der Italiener Ruggero Pertile gewinnt den Turin-Marathon 2010 – Helmut Winter berichtet
Dass europäische Läufer vor der Übermacht der Ostafrikaner auf der Marathonstrecke nicht generell kapitulieren müssen, zeigte sich am Sonntag bei der 24. Auflage des Turin Marathons.
Nicht die favorisierten Kenianer, allen voran der Sieger von Los Angeles 2006 in 2:08:40, Benson Cherono (KEN), oder sein Landsmann John Komen, der im letzten Jahr auf dem schwierigen Kurs von Venedig in 2:08:13 gewann, lagen am Ende auf der Zielgeraden auf der Via Roma vorne, sondern etwas überraschend der Italiener Ruggero Pertile. Bei den Europameisterschaften hatte der Mann aus Padua in der Hitze Barcelonas in der Schlussphase noch große Probleme und musste mehrmals kurz stoppen. Auf den regennassen Straßen Turins war er aber am Ende mit Abstand der stärkste Läufer im Feld.
Dabei hatte es lange nach einem Sieg eines Ostafrikaners ausgesehen. Mit zwei Pacemakern ging es zunächst über das zum Teil rutschige Pflaster der Innenstadt und mit 15:35 zur 5 km und 30:55 zur 10 km Marke. Schon dort war neben den Tempomacher nur noch eine Vierergruppe zusammen, Lawrence Kimaiyo (KEN), die beiden Äthiopier Habteselasie Lemma und Negash Abebe sowie Pertile. Auf dem Weg zu den 15 km zog das Tempo an, als man diese Marke in 45:55 passierte, war Pertile bereits aus der Gruppe heraus gefallen. Das Tempo der Spitzengruppe blieb hoch, 20 km wurden in 1:04:06 passiert, beim Halbmarathon in 1:04:24 war man noch auf Kurs zu einer Zeit unter 2:09, Pertile in 1:04:45 lag hier schon deutlich zurück.
Bei 25 km waren in 1:16:30 nur noch der Pacemaker John Kiprotich (KEN) und Lemma vorn, Kimaiyo kurz dahinter, dann Pertile in 1:17:03. Bei 30 km (1:32:09) war Kiprotich immer noch dabei und entschloss sich durchzulaufen. Kimaiyo holte Kiprotich ein, fiel aber bald wieder zurück als Kiprotich das Tempo verschärfte. Bei 35 km in 1:47:20 sah er schon fast wie der sichere Sieger aus, Pertile in 1:48:16 an vierter Position war hier fast eine Minute zurück. Kurz danach baute aber der Führende sichtlich ab, Kimaiyo und Pertile kamen immer näher und passierten den wackren Kiprotich kurz vor der 39 km Marke. Pertile konnte sich kurz darauf von Kimaiyo absetzen, war nun an der Spitze und hatte bei 40 km in 2:03:53 0:22 Vorsprung auf Kimaiyo und 0:33 auf Lemma.
Am Ende hatte Pertile mit seiner abwartenden Renntaktik alles richtig gemacht und siegte unangefochten in 2:10:58, angesichts der äußeren Bedingungen eine durchaus akzeptable Zeit. Nur vier Europäer waren in diesem Jahr bis auf Musinschi (MOL) in 2:08:32 knapp schneller. Auf das Podium kamen hinter dem Italiener Lawrence Kimaiyo (KEN) in 2:11:46 und Habteselasie Lemma in 2:12:21.
Bei den Frauen lief es von Anfang an auf einen Zweikampf der Kenianerin Priscah Jeptoo und der Äthiopierin Fate Tola hinaus. Tola in Deutschland nicht ganz unbekannt durch ihren Sieg über die 10 km beim Osterlauf in Paderborn im April 2010, in Nanning bei der Halbmarathon WM wurde sie kürzlich in 1:09:38 Siebente. Nach 34:05 über 10 km wurde der Halbmarathon in 1:12:55 erreicht, aber auch die Frauen wurden auf dem zweiten Teil der Strecke etwas langsamer.
Wie bei den Männern fiel auch bei den Frauen die Entscheidung bei ca. 38 km, Jeptoo beschleunigte, Tola konnte nicht mehr folgen und siegte in guten 2:27:02. Tola verlor noch kräftig an Boden und wurde in 2:28:22 Zweite. Auf die Drittplatzierte musste man dann lange warten, Florence Chepsot (KEN) erreichte das Ziel in 2:32:39.
Männer
Splits der Spitze:
5 km – 15:35
10 km – 30:55
15 km – 45:55
20 km – 1:01:06
Halbm. – 1:04:24
25 km – 1:16:30
30 km – 1:32:09
35 km – 1:47:20
40 km – 2:03:53
last km – 2:07:43
1 Ruggero Pertile (ITA) 2:10:58
2 Lawrence Kimaiyo (KEN) 2:11:46
3 Habteselasie Lemma (ETH) 2:12:21
4 Peter Kurui (KEN) 2:13:06
5 Danilo Goffi (ITA) 2:14:38
6 John Komen (KEN) 2:15:20
7 Daniel Limo (KEN) 2:15:45
8 Negash Abebe (ETH) 2:15:49
9 John Kiprotich (KEN) 2:15:56
10 Richard Rotich (KEN) 2:16:15
Frauen
Splits der Spitze:
10 km – 34:05
20 km – 1:09:05
Halbm. – 1:12:55
35 km – 1:45:40
–
1 Priscah Jeptoo (KEN) 2:27:02
2 Fate Tola (ETH) 2:28:22
3 Florence Chepsot (KEN) 2:32:39
4 Nina Podnebsnova (RUS) 2:34:03
5 Olesya Nurgalyeva (RUS) 2:34:08
6 Sizmaz Methap (TUR) 2:35:45
7 Yelena Nurgalyeva (RUS) 2:37:21
8 Daneja Grandovec (SLO) 2:46:00
Helmut Winter