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14
03
2010

"Der Lauf befindet sich in einer Krise, 2012 gehen wir baden, mir wird angesichts dieses Dilemmas Angst und bange, was tun wir jetzt für die Folgejahre nach Olympia 2014 – 2016?

Triathlet Steffen Justus und Dieter Baumann legen die Finger in die Laufwunde – Machen die Bundestrainer ihr „Konzept aus der Krise“ jetzt öffentlich? Lothar Pöhlitz bezieht Stellung.

By GRR 0

Für die beiden Interviews nach den Cross – Meisterschaften in Stockach mit Triathlet Steffen Justus, der in  der Männer-Langstrecke sensationeller Zweiter gegen die Laufspezialisten war und Dieter Baumann in leichtathletik und bei German Road Races (GRR)  muß man Wilfried Raatz richtig dankbar sein. Hoffentlich hat er damit endlich eine überfällige öffentliche Diskussion in Gang gesetzt, an denen sich auch die Verantwortlichen für die Laufkrise in Spitze und Nachwuchs (siehe auch Berichte von den Deutschen Hallenmeisterschaften der Aktiven und Jugend) und auch die beim DLV beteiligen werden.

Dieter Baumann spricht von immer weniger Talenten, aber keiner reagiert darauf, von ungenügenden Strukturen für das Leistungssporttraining, von einer Wettkampfstruktur, die nicht auf die derzeitige Leistungsfähigkeit unserer Athleten ausgerichtet ist („wenn der Wettkampf nur ein Trainingslauf ist“), von einer undurchsichtigen Verwendung der Fördergelder und einer finanziellen Unterstützung von Talenten, die ein Witz ist, von einem fehlenden DLV-Konzept für den Lauf und einer nicht vorhandenen Führungsstruktur und dass in den vergangenen Jahren nichts passiert ist um oben und unten etwas zu verändern.

Und dann kam, man könnte meinen ein echter Hilfeschrei, von einem, der damals in der Zeit als er Olympiasieger für Deutschland wurde und zusammen mit Isabelle Baumann auch die Inhalte für den Nachwuchs beeinflusste wohl aus tiefsten Herzen und aus Sorge um seinen geliebten Laufbereich:

"Der Lauf befindet sich in einer Krise, 2012 gehen wir baden, mir wird angesichts dieses Dilemmas Angst und bange, was tun wir jetzt für die    Folgejahre nach Olympia 2014 – 2016? Wer macht die Vorgaben, ein    Bundestrainer muß doch die Schlagzahl vorgeben, wer führt die    Landestrainer……….usw.usw. – bitte lesen Sie selbst.

 

Von Triathleten lernen heißt wohl siegen lernen

Sicher sind nicht wenige, bestimmt auch alle Bundestrainer, erschrocken, als Steffen Justus (dessen Vater Klaus-Peter übrigens 1974 in Rom Europameister über 1500 m wurde) im Raatz-Interview seine Triathlon – Trainingsbelastung offen legte. Damit wurden ja bekanntlich schon Jan Frodeno Olympiasieger und Daniel Unger Weltmeister! Da reicht es nicht mehr nur über Strukturen zu diskutieren, sondern ab sofort eine Bereitschaft zu Veränderungen von Trainern und Athleten des Spitzenbereichs einzufordern und keine weitere Zeit zu verlieren.

Viele waren in der Vergangenheit ganz heiß auf Informationen zum Training eines Bekele, Gebrselassie, der Paula Radcliffe, der äthiopischen Langstrecklerinnen oder der weltbesten Mittelstreckler. Unter www.la-coaching-academy.de wurde allen alles – auch zum Training von Talenten – 3 ½ Jahre sogar kostenlos angeboten. Es scheint, auch das hat nicht geholfen. Erst kürzlich beantwortete der ehemalige Trainer von Uta Pippig , Dieter Hogen in einem außerordentlich interessanten Beitrag (Germanroadraces.de) zum Thema ob Weiße gegenüber Kenyanern genetisch benachteiligt wären, die Frage nach dem Training im Rift Valley so:

„Ich kann mich kurz fassen. Kenyaner werden seit Jahrzehnten mit     qualitativ hervorragenden Trainingsprogrammen versorgt und betreut, meistens von ihren europäischen aber auch weltweit verstreuten Trainern und Managern – das Beste was die Welt zu bieten hat. Dieses Wissen ist auch deutschen Trainern und Athleten zugängig“.

 

Es gibt keine Geheimnisse, man müsste Lehren annehmen und es eben tun!

In einem bemerkenswerten Diskussionsbeitrag auf der Homepage der lgr-Telis Regensburg hat Kurt Ring bereits reagiert, vorwärtsgerichtet die Situation gut analysiert und gleich einige konkrete Vorschläge für notwendige Veränderungen angeboten:

–     Periodisierung und Wettkampfplanung müssen zuerst auf die Agenda – Eine Neustrukturierung muss  professionelles Training ermöglichen
–     Wenn Qualitätstraining nicht überall möglich ist
–     Konzentration der Kräfte unter Führung des DLV dringend
–     Zuerst die Trainierbarkeit erhöhen
–     Talente brauchen größere Herausforderungen

Nur zum letzten Abschnitt, in dem viele kleine Schritte zum Ziel angeregt werden, möchte ich Dir, lieber Kurt widersprechen: die Interviews von Wilfried Raatz haben die Situation nicht schöngefärbt, im Laufbereich ist es 5 Minuten nach 12, deshalb können nur große Schritte aus dem Tal helfen.

Lothar Pöhlitz

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author: GRR

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