Blog
03
10
2015

Senioren im DL-TW - Partnertraining ©A. Rigal

TRAININGSPRAXIS LAUFEN II.: So können „Selbständige“ ihre Marathon-Vorbereitung für 2016 optimieren – Lothar Pöhlitz

By GRR 0

Von allen Langstrecken ist mit einer Marathonvorbereitung wohl die größte psychophysische Herausforderung verbunden. Nur wer nach möglichst vielen langen Trainingsläufen gesund, „locker" und in guter geistig-körperlicher Verfassung am Start steht wird sein Training der letzten Monate mit einem guten Ergebnis krönen können.

Bis dahin entscheiden Motivation, Selbstdisziplin, Kontinuität und ein effektives Zeit-Management ob in 4 Trainings-Phasen die erforderlichen Aufgaben auch zu erfüllen waren. Für die nicht wenigen „Selbständigen" die „ohne Trainer ihr Traumziel" erfüllen wollen soll der nachfolgende Leitfaden ein wenig mehr Struktur in ihr Training bringen und vielleicht auch helfen dass sie keine „Problem – Abkürzungen" in ihrer Vorbereitung zulassen.

Während sonst ein Trainer wacht und mahnt, die Prozessführung in den Händen hält liegt die Motivation und Selbstdisziplin vor allem für die langen Trainingsläufe, das „Nebenbeikrafttraining für das Zentrum und die Füße", die anspruchsvollen immer längeren Intervalle, die Regeneration und Ernährung möglichst ohne die täglichen Ablenkungen in ihrer eignen persönlichen Verantwortung.

So sind „Selbständige" Läufer, Trainer und Manager in einer Person die sich vor Beginn des Vorhabens bewusst sein sollte das und wie sie das alles stemmen wollen. Zu einer Vorbereitung auf die 42,2 km gehören auch – wenn irgend möglich – in den „hohen" Wochen 2 x wöchentlich ein Physiotherapiebesuch, hin und wider ein Entmüdungsbad, regelmäßig kalt (mit Meersalz) : heiße Wechselfußbäder und regelmäßige 10 Minuten Fußmas-sage am Abend. Vielleicht können einige Tipps sie auf ihrem Weg bestärken oder auch da und dort zu etwas mehr Komplexität animieren.

Das Trainings-Programm muß systematisch aufbauend auf die Anforderungen eines Marathons vorbereiten. Das ist für die im mittleren Leistungsbereich nicht anders als für Weltklasse-Marathonläufer. Geschwindigkeitsreserven für Ihr Marathontempo schaffen sie vor Beginn einer 10-12 Wochen – Marathon – UWV mit einer am besten langfristigen Unterdistanztrainingsphase.

Übernehmen Sie nicht leichtfertig das Programm Ihrer Freunde und Konkurrenten, optimieren sie besser die eignen Erfahrungen und gehen ihren eigenen Weg. Dabei ist es nicht falsch auch einmal neue Ideen auszuprobieren, aber immer auf dem individuell aktuellen Leistungsniveau.

Ihrem Wunschergebnis kommen sie vor allem näher wenn sie „mittlere" 20 km Läufe (DL2), lange Läufe zwischen 30 und 40 km (DL1) und Intervalle oder kurze Tempodauerläufe (DL3) in ihrem 10000 m oder auch 5000 m – Tempo kombinieren.

Beispiel: Marathon-UWV-Modell aus dem Leistungsbereich

Bevor sie aber mit der Vorbereitung beginnen wählen sie den Marathon aus der nicht nur von der Streckenführung her „flach mit wenig Ecken" ein gutes Ergebnis ermöglicht, sondern der auch vom Termin her die für sie bestmöglichen 10-12 letzten Trainings-Wochen – vielleicht sogar mit einem längerem Urlaub – gestattet.

4 Trainingsphasen führen schrittweise zum Marathon-Gipfel

27-30 Wochen in 4 Abschnitten: 6 – 8 – 10-12 – 3-4 Wochen

  1. Die erste Phase (6 Wochen) beinhaltet, mit dem Ziel eines allgemein-vielseitigen Aufbaus, Ganzkörper – Kraft- / Beweglichkeitstraining (2 – 3 x wöchentlich 45 – 60 Minuten) und aerobes Grundlagenausdauertraining immer länger auf höherem Niveau als bisher. Möglichst viele langsame, gleichmäßige Läufe mit gegenüber dem Vorjahr neuen Kilometerzielen, auch im profiliertem Gelände und 1x wöchentlich ein Fahrtspiel mit kurzen Teilstrecken (z.B. 10-12 x 1´ mit 1´ Trabpause) oder aerobe Berganläufe. Viele Kilometer bedeutet am Ende der 6 Wochen einen problemlosen Übergang zur 2.Phase zu schaffen in denen bereits 90 % der höchsten Wochen innerhalb der 27 Wochen Ziel sein sollten.

  1. In der zweiten Phase (8 Wochen) steigt die Geschwindigkeit im Trainings-umfang in Abhängigkeit von ihrem Leistungsziel! Wer mehr Kilometer „sammelt" ist im Vorteil. 2 x wöchentlich 15 – 20 km im DL2 + 1 x Intervalle pro Woche – zum Beispiel 12 bis 16 x 400 m mit 45" Trabpause oder Berganläufe, 1x 25 – 30 km im DL1 und aller 2 Wochen einen Long Jog entwickeln die aerobe Basis für mehr. Natürlich unterstützen 2 x 15 km an einem freien Tag den GA-Fortschritt. In den 3 letzten Wochen des Mesozyklus werden an einen mittleren Dauerlauf nach 15 Minuten Pause „schnelle" 6 – 8 – 10 x 100 – 200 m / Tp: 200 m oder 3 – 5 x 400 m mit 400 m Trabpause angefügt. 2 – 3 x wöchentlich bleibt 30 – 45´ Ganzkörper – Athletik / Krafttraining Teil des Planes.

  1. Die dritte Phase (10-12 Wochen) zielt als Marathon – UWV auf die direkte Marathonvorbereitung. Es sind die entscheidenden Wochen der Vorbe-reitung auf den Höhepunkt. Jetzt kommt es darauf an vor allem die Geschwindigkeiten der „langen Läufe" zum Rennen hin weiter in kleinen Schritten zu erhöhen. Die wöchentlichen Kilometerzahlen steigen so an (siehe Grafik) dass in der 7. bzw. 8. Woche dieser Phase „die persönlichen 100 % des Jahresumfangsaufbaus" erreicht werden. Der Jahresurlaub / Trainingslager wäre hier wohl am besten platziert. Vielleicht schaffen sie 160 – 180 km. Nachdem in der 5.Woche eine Regenerationswoche „ausschließlich aerob" auf 70 % Umfangsreduzierung eingefügt wurde, wären in der 6.-8 -Wochen 1 x 20 km + 1 x 30 km + 1 x 40 km + 1 x 8 – 10 x 1000 m bei 105 % vom Renntempo mit 1 ½ – 2´ Trabpausen das Optimum. In den ersten 5-6 der 10-12 Wochen bereiten 1 Fahrtspiel mit z.B. 6 x 5´ „schnell" bei 5´ Laufpause und beispielsweise 6 x 400 Meter nach einem mittlerem Dauerlauf auf das 8 – 10 x 1000 m Qualitätstraining der letzten Wochen vor.

  • Wichtige Trainingsformen in einer 10-12 Wochen – Marathon – UWV ( ein Blick zu den Leistungsläufern)

Kombination von Läufen mit individuell hoher Geschwindigkeit (~ 20 km) und marathonspezifischen Läufen > 35 km

Beispiele: – 15 – 25 km DL in 3:25 3:50 min/km

– 40 – 45 km

– 20 km DL-TW auf der Bahn:

1000 m (3:50 3:20): die 1000 m Lp ~ 30" langsamer

– im Wechsel mit 4000 m (ansteigend von 3:50 min/km

bis zu 3:20 min/km oder schneller)

auch

– 20 km "schnell" am 1.Tag oder 16 km DL-TW

– am nächsten Tag 36- 40 km bei 80-85 %

  1. Die vierte und letzte Phase (3-4 Wochen) dient der Leistungsausprägung, der Umsetzung des absolvierten Trainings in die Wettkampfleistung. Der Umfang wird schrittweise von Woche zu Woche um 15 – 20 % reduziert, der letzte lange Lauf etwa 10 – 12 Tage , das letzte schnelle Training 3 – 5 Tage vor dem „Race" absolviert, natürlich vor allem auf der Grundlage der eigenen Erfahrungen. Orientieren sie sich in der Gestaltung der letzten Tage an ihren besten Wettkämpfen, machen sie keine Experimente, pflegen sie ihren "body", das absolvierte Training im 10-12 Wochen-Abschnitt entscheidet über ihre Leistung.  Essen sie normal, benutzen sie keine neuen Schuhe, gehen sie rechtzeitig gut gelaunt zum Start und führen sie ab dem 5.km bei jedem Punkt die kleine Getränkeflasche mit und trinken die 150ml langsam, schluckweise aus. Natürlich haben sie das vorher im Training geübt! Auch wenn sie in der letzten Nacht unruhig geschlafen haben hat das erfahrungsgemäß wenig Einfluß auf das Wettkampfergebnis.

Du hast doch gut trainiert. Sag Dir bei 35 km das Du es schaffst!

Lothar Pöhlitz

Leichtathletik Coaching-Academy

Weitere Beiträge von Lothar Pöhlitz:

TRAININGSPRAXIS LAUFEN I. – Lothar Pöhlitz

Trainingspraxis Laufen: Lothar Pöhlitz und Jörg Valentin – Die Buchvorstellung aus dem Meyer & Meyer Sportverlag

Langstreckler müssen im Herbst Kilometer sammeln, aber auch Schnelligkeit & Kraft sind Ausbildungsaufgaben – Lothar Pöhlitz

Kenia und Russland sind überall – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz

Fabian Gering – Silbermedaille über 10000 m bei der U20 – EM im LCA – Interview von Lothar Pöhlitz

Buchneurscheinung: Trainingspraxis Laufen – Beiträge zum Leistungstraining von Lothar Pöhlitz und Jörg Valentin aus dem Meyer & Meyer Sportverlag

Selbstvertrauen erarbeiten – Angst besiegen – Niederlagen erwarten – Lothar Pöhlitz

Die Bundesjugendspiele und der Schulsport – Schulsport ist Teil der Bildung und ein Schlüssel für die Gesundheit aller – Ein Kommentar zur Diskussion von Lothar Pöhlitz

Barfuß im Vorschulalter, in der Jugend und für ambitionierte Läufer – Lothar Pöhlitz

Aerobe Schwelle – aerobe Kapazität – anaerobe Kapazität – Im anaeroben Training liegt der Schlüssel für das Wettkampfergebnis – Lothar Pöhlitz

Profibedingungen für junge deutsche Läufer an US– Colleges: Warum trainieren sie dort viel mehr, komplexer und intensiver. Lothar Pöhlitz

TRAININGSPRAXIS LAUFEN – Schrittfrequenz – Schrittlänge – Geschwindigkeit – Lothar Pöhlitz

Die Kälte unterstützt die schnellere Regeneration – Kältekammer – Kältebox – Kältekissen – Kältespray – Eiswasser – Kühlwesten – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

TRAININGSPRAXIS – Läuferschwachstelle Bindegewebe zuerst ererbt und danach im Training auch noch vernachlässigt – Von Lothar Pöhlitz

Wie Deutschland bei Olympia 2024 oft aufs Podium kommt – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz – 18 Jahre Bundestrainer des DOSB/DLV

6 – 8 Sprints vor Tempolaufprogrammen für alle – Mehr Sprints alaktazid – kurz und wenige lange bis 60 m, auch im Nachwuchs – Von Lothar Pöhlitz

TRAININGSPRAXIS LAUFEN – 15 Physioprophylaktische Maßnahmen zur Selbstanwendung – Fragen Sie auch ihren Arzt oder Physiotherapeuten! – Lothar Pöhlitz

TRAININGSPRAXIS – Ärgerlich: erkältet zum oder im Trainingslager – Lothar Pöhlitz

Auch Dein Erfolgsrezept könnte einfach sein … … schaffe Dir neue Bedingungen und trainiere besser als die anderen – Lothar Pöhlitz' Erfolgsrezepte zum Besserwerden.

Wenn Olympische Spiele 2024 nach Deutschland kommen – RESPECT – NO RASSISMUS – NO DOPING – 10 Jahre brauchen echte Talente bis zur Olympiareife – Lothar Pöhlitz

TRAININGSPRAXIS LAUFEN – Beiträge zum Leistungstraining. Das 3. Buch von Lothar Pöhlitz ab März im Meyer & Meyer Sportverlag

Das Geld für Carnitin besser für Qualitäts-Mischkost ausgeben – Keine "Verbesserung" der Fettverbrennung durch Carnitineinnahme – Von Dr. Kurt Moosburger – aufbereitet und gekürzt von Lothar Pöhlitz

Afrikaner messen kein Laktat – sie trainieren mehr und schneller. Laktattoleranz aufbauen – länger – härter – kürzere Pausen. Lothar Pöhlitz

Vom Training – Meetings – ersten Erfolgen und wieder großen Siegen – Gedanken 18 Monate vor Olympia – auch um die German Meetings – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz

Kein Lauftraining und Wettkämpfe bei Fieber & Vereiterungen Praxiserfahrung: mit Entzündungen nicht ins Höhentraining – Lothar Pöhlitz

Die „Alten" sollen für die Jüngeren nicht einfach die Bahn freimachen – Leidenschaft und Qualitätstraining sind auch für sie die Schlüssel – Lothar Pöhlitz

Wettkampferfahrungen kann man nur in Rennen sammeln – Wie gelingt der Anschluss zur Lauf-Weltelite? Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Das Training der Jüngsten beginnt mit einer Prüfung auf Herz und Nieren – Zuerst den Sperling in der Hand – die Taube auf dem Dach fängt man später – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Trainer, die Sieger trainieren wollen, müssen „die" Talente finden, mit ihnen professionell arbeiten und sie mental stark aufs Podium führen – Lothar Pöhlitz

Trainingsmethodik für „Self-made“ Langstreckler die keinen Trainer haben – Ausgangsposition & Leistungsziele entscheiden über das Training

Die ewigen Bestenlisten deutscher Läufer lassen uns staunen – West & Ost waren einst in allen LA-Disziplinen in der Weltspitze – Von Lothar Pöhlitz

Achtung Weltklasse: Was auf deutsche Läufer 2015 zukommt – Am Beispiel 1500 m Frauen beim Zürich – Meeting 2014 – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz  

Die Läufer sind vorangekommen – Wer schafft nun bis Rio 2016 den Aufstieg in die Lauf– Weltelite – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

4 Strecken führen auf das Marathon–Podium – 10 – 20 – 30 – 40 km und ansteigende Geschwindigkeiten sind der Schlüssel – Lothar Pöhlitz in der Leichtathletik Coaching-Academy

Jack Daniels*: „Zur Rolle des Trainers und seiner positiven Anleitung“ – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Anaerobes Training ist Teil der Langstreckenleistung – Die anteilige anaerobe Energiebereitstellung für 5000 m liegt bei 10-20 % – Lothar Pöhlitz

High–Intensity oder High–Volumen im Ausdauertraining – Kurze–, mittlere und lange Tempo- oder Dauerläufe. Lothar Pöhlitz

Zum Läufer-Essen vor und nach Training und Wettkämpfen – Ziele: ein großer Tank, ein starker Motor und der bestmöglichste Kraftstoff. Von Lothar Pöhlitz

Wer muß ins Höhentraining, wer besser in Klimalehrgänge unter NN – Lothar Pöhlitz in Leichtathetik Coaching-Academy

Die 10000 m – eine große Herausforderung für nur wenige Versuche – Die aerobe Schwelle & das Renntempo müssen trainiert werden – Von Lothar Pöhlitz

Schüler sind keine jungen Erwachsenen … trotzdem sollten sie durch Training auf ihre Zukunft vorbereitet werden – Von Lothar Pöhlitz

Talentoffensive – BSTP – Wettkampfsystem – hochspezialisiertes Trainerwissen – Der DLV-Strukturplan 2013 – 2016 – ein Weg in die Weltspitze – Lothar Pöhlitz in der Leichtathletik Coaching-Academy

Ausdauer steigern durch Bergtraining – Berganläufe (BAL) – ein Tipp auf dem Weg zum Siegläufer Mit BAL hat man einen „großen“ Schlüssel zur Erreichung der Spitze – Lothar Pöhlitz in der Leichtathletik Coaching-Academy

Marathon: 40 – 20 – 10 km – drei Strecken und ein hoher Umfang – Die Elite trainiert: > 200 km – MSL – TDL – Laufökonomie – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Zum Laufen geboren – Die Gene geben die Strecke vor – das Training macht die Leistung* – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Läufer – Talent – Goldkörnchen – Genie – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik-Coaching Academy

Weniger Wettbewerb führt zu leichteren Siegen und abnehmenden Anstrengungen im Training – Lothar Pöhlitz

Der DLV, die Athleten, die Medien und Sponsoren – alle müßten Gold wollen – Lothar Pöhlitz

Lauf-Talente ziehen im Winter die schnellere Straße dem Cross vor – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Wenn Frauen für Männer Tempo machen – Gemischte Rennen helfen nicht nur jungen Mädchen – Lothar Pöhlitz

Zu wenige zu langsame Kilometer verhinderten lange dass „trainiert" wird. Lothar Pöhlitz

Sprint-Wunder Jamaika – Ich wollte wissen warum*… Es gibt sie schon die Usain Bolt-Nachfolgegeneration – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

 

 

 

i

 

 

 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply