Die „Pumpe“ und die 02-Leitungen im Lauf-Nachwuchstraining entwickeln. Das Herz wächst mit seiner Beanspruchung. ©Lothar Pöhlitz
TRAINING – Die „Pumpe“ und die 02-Leitungen im Lauf-Nachwuchstraining entwickeln. Das Herz wächst mit seiner Beanspruchung. Lothar Pöhlitz
Das kardiovaskuläre System, das komplexe Bluttransportsystem des menschlichen Körpers besteht aus dem Herzmuskel, den Blutgefäßen und dem großem Leitungssystem in dem für Läufer der benötigte Sauerstoff zur Laufmuskulatur transportiert wird.
Die alles entscheidende Sauerstoff-versorgung wird begrenzt von der Stärke und Funktionsfähigkeit der „Pumpe", der Blutmenge die das Herz in einer bestimmten Zeit anforderungsgerecht zu transportieren vermag (Herzfrequenz, Schlagvolumen) und der möglichen Fließgeschwindigkeit des Blutes.
Um das Gesamtsystem auf Hochleistungs-ansprüche vorzubereiten muß es rechtzeitig entwicklungswirksam bean-sprucht werden.
„Zur Sauerstoffaufnahme gehören die sauerstoffaufnehmenden-, transportierenden und -verwertenden Teilsysteme:
* die Sauerstoffaufnahme mit der Atemluft und der Lunge
* die Sauerstoffbindung an die Erythrozyten im Blut
* der Transport des Sauerstoffs im Hämoglobin
* die Abgabe an das bedürftige Gewebe, die Muskeln
und Nutzung zur Energiegewinnung
Die repräsentative Meßgröße für die Leistungsfähigkeit der Sauerstoff- transportkette bzw. des maximalen aeroben Energiedurchsatzes ist die maximale Sauerstoffaufnahme. Die V02max gilt international als zuverlässiges Maß für die maximale aerobe Leistungsfähigkeit" (Hottenrott / Neumann 2010)
Früher die Voraussetzungen für mehr Sauerstoff schaffen
In der Ausbildung junger deutscher Läufer wurde in der Vergangenheit offensichtlich „übersehen" dass die physiologischen Leistungsvoraussetzungen, die durch vielfältige Belastungen ausgebildet werden, von höchster Wichtigkeit für spätere Ergebnisse im Mittel- und Langstreckenlauf sind.
Das ist auch daran zu erkennen dass die maximale Herzfrequenz bei Leistungsdiagnostiken oder nach Wettkämpfen nicht weniger Jugendlicher sehr hoch (> 200 Schl./min) ist. Das macht darauf aufmerksam das der Ausbau der „Erbanlagen" – der Grundlagenausdauer, der Schnellkraftfähigkeiten des/der einen bzw. der aeroben Kapazität des/der anderen – der Herzleistung, der Muskelsauerstoffversorgung, der aeroben Schwelle, der aeroben Kapazität (der „maximalen" Sauerstoffversorgung), der Geschwindigkeiten für die „Wunschleistungen" und der Laufökonomie in den Aufgabenkatalog für die läuferische Grundausbildung müssen.
Das ist auch für zukünftige Langstreckler wichtig, aber wer weiß mit 16 schon auf welcher Strecke eines Tages der Erfolg kommt. Der Trainingsumfang, die zeitliche Summe der Einwirkungen auf eine mittlere Herzfrequenz, z.B. innerhalb einer Woche, ist dafür vor allem entwicklungswirksam.
Die mit Sauerstoff möglichst „hoch"beladene Blutmenge die in der Arbeitsmuskulatur eines Läufers ankommt ist die wohl bedeutendste Voraussetzung für die Leistungen im Mittel- und Langstreckenlauf.
Sie ist abhängig von der Herzleistungsfähigkeit (Herzgröße, Herzfrequenz, Schlagvolumen, Durchmesser der Gefäße, Viskosität des Blutes) und wie gut und leicht das Blut durch das Leitungssystem auf dem direkten Weg zu den in den unterschiedlichsten Intensitäten arbeitenden ST- bzw. FT – Muskeln fließt, auch ganz unten zu den Füssen und ganz oben zum Gehirn.
Für einen starken Motor & einen großen Tank voll Superkraftstoff „trainieren"
Das Sport-Herz wächst mit seiner Beanspruchung
„Viel" moderates Ausdauertraining wirkt am besten auf die Anpassungen im kardiovaskulären System. Das Herz wächst mit seiner auch zeitlichen Beanspruchung. In deren Ergebnis sinkt allmählich die maximale Herzfrequenz (HFmax), die Ruheherzfrequenz und das Schlagvolumen steigt vor allem bei denen die auch „viele leichte Kilometer sammeln".
Aber auch andere längere submaximale Belastungen (Ausdauerspiele, Dauerschwimmen, Radtouren, Skiroller o.ä.) unterstützen diesen Prozeß. Das bedeutet dass im Schüler- und Jugendlauftraining wieder mehr über Trainingsumfang und Herzleistung nicht nur gesprochen werden muß. Dabei werden am besten leichte Dauerläufe immer länger mit hin und wider mittleren DL2 – Abschnitten oder leichten Fahrtspielen (zunächst von 10 zu 20 Minuten hin entwickeln, aber technisch gut und ökonomisch) gemischt.
Sie wissen ja bereits dass erst ein starker Motor & ein großer Tank voll mit Superkraftstoff eines Tages die Wunschleistungen auf der Bahn oder der Strasse ermöglichen. Ein starkes kardiovaskuläres System sichert auch den immer besseren Umgang des Organismus mit dem anfallenden Laktat, deren Nutzung zur Energieversorgung und der Ausschleusung des anfallenden Kohlendioxids.
Es darf aber nicht länger übersehen werden dass zur Sicherung und Stärkung des ererbten Anteils schnellkontrahierender FT-Muskelfasern für jeden Läufer auch Schnelligkeitstraining – Schnellkraft – Sprünge und schnelles anaerobes Laufen erforderlich sind.
Junge Läufer sollten deshalb eine schnelle 400 m – wie es früher einmal war – wieder zu einem ihrer bedeutenden Ausbildungsziele machen. Das wäre leicht mit diesem mehr an leichten Kilometern zu verbinden, mehr bedeutet ja nicht täglich!
Lothar Pöhlitz
Leichtathletik-Coaching Academy
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